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Golden Pudel Club (2016) © Ralf Köster

Die Bretterbude an der Elbe ist die Institution der Hamburger Subkultur. Auf jahrelangen Streit der Besitzer folgt nun die Zwangsversteigerung. Was wird nun aus dem Golden Pudel Club?

Zweieinhalb Monate bleiben noch: am 20. April soll das Gebäude, das der Golden Pudel Club seine Heimat nennt, zwangsversteigert werden, so hat es das Amtsgericht Hamburg-Altona verfügt. "Baujahr: ca. 1872, 2 Etage(n), Gewerbefläche: 269m², Musikclub im EG, Café/Restaurant mit Bürofläche im DG", heißt es in einer Anzeige.

Geld spielt eine Rolle

Die beiden Eigentümer des Gebäudes, Wolf Richter und Studio-Braun-Mitglied Rocko Schamoni besitzen das Haus am Fischmarkt seit 2008 als gleichberechtigte Eigner in einer "Gesellschaft bürgerlichen Rechts" (GbR). Richter, der das eher schicke Café betreibt, und Schamoni, der dem gewollt ranzigen Musikclub vorsteht, sind sich seit Jahren spinnefeind und uneins über künftige Nutzungsmöglichkeiten. Der Streit der beiden führte letztendlich zur Zwangsversteigerung.

Als mögliches Mindestgebot werden 255.000 Euro, als Verkehrswert 510.000 Euro angegeben. Eine Summe, die selbst ein erfolgreicher Buchautor, Theatermacher und Songwriter wie Schamoni nicht so leicht aufbringen dürfte. Eine erste Crowdfunding-Kampagne für den Kauf des Golden Pudel Clubs zum Wohle der "community" wurde gestartet und konnte binnen kürzester Zeit eine vierstellige Summe sammeln. "Nach Rücksprache mit dem Golden Pudel Club", wurde diese dann aber nach nur einem Tag gestoppt.

Anlaufstelle zum Anderssein

Schwer vorstellbar, dass die leicht ramschige Bretterbude an einen Großinvestor fällt, der nach einem Abriss eine feine Cocktail-Lounge oder Luxuswohnungen plant. Der Gegenwind aus der Szene wäre zu groß, Krawalle, wie es sie um die Zukunft der Roten Flora immer wieder gab, werden die verantwortlichen Politiker vermeiden wollen. Die Stadt Hamburg kaufte das alternative Kulturzentrum Ende 2014 zurück und übergab es den Besetzern aus der linksalternativen Szene.

Im weltberühmtesten Indie-Club mit Elbblick tanzen jedoch nicht nur Studenten mit Dreadlocks und Hippie-Mädchen in Wickelröcken. Der Pudel ist die Anlaufstelle für alle, die in einer ordinären Dienstagnacht gegen 2 Uhr noch Lust auf schmutzige Beats und günstige Drinks haben. Knapp 80 Meter oberhalb der Elbe ist Platz für Rock-Konzerte genauso wie für Lesungen und DJ-Battles.

Gegenpart zur aktuellen Kultur

Den nicht-kommerziellen Hintergrund des Clubs betonen auch Schamoni & Co. in einem Statement: "Unsere soziale Idee am St. Pauli Fischmarkt 27 steht für Offenheit – fern von ökonomischen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Normen will der Pudel mit musikalischen Visionen und politischer Phantasie einen Gegenpart zur aktuellen Kultur bilden."

"Die Welt ist und bleibt eine Pudel!" heißt es außerdem auf der Homepage des Golden Pudel Clubs. Einer Hamburger Kulturlandschaft, die etwas auf ihre Vielfalt gibt, wäre es zu wünschen.

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