Andreas Kümmert (live in Mannheim, 2023) © Nils Calles
Es war erst das zweite Konzert dieser Tour und es war ein Heimspiel, denn sowohl Schlagzeuger Michael Germer als auch Gitarrist Stefan Kahne wohnen in Mannheim.
Gute Mischung
Das gut gelaunte Ü40-Publikum erlebte eine spielfreudige Band mit gutem Sound und dezenter Lightshow. Los ging es mit dem "Poor Boy Boogie", einer kernigen Boogie Nummer vom neuen Album. Danach spielte er seinen bekannten Klassiker "Simple Man", gefolgt wieder von zwei Songs vom neuen Album, dem radiotauglichen "Leave The Radio On" und dem rockigen "Mother's In The Kitchen".
Überhaupt wurde Abwechslung an diesem Abend gross geschrieben. Es gab kernige Rocksongs, Radiopopsongs, Rhythm and Blues, tolle Balladen und einige bemerkenswerte Coverversionen. Wobei Cover bei Kümmert keine langweiligen 1:1-Plagiate sind, sondern immer interessante eigene Interpretationen, manchmal besser als die Originale.
Gitarrenduelle
Das erste Cover war die alte simple Bluesnummer "Bedroom Blues”. Hier gab es auch das erste Gitarrenduell. Die immer erst leise und dezent angefangen Soli der beiden Gitarristen, die sich dann nach der Hälfte in ein orgiastisches Tongewitter verwandelten, belohnte das Publikum jeweils mit frenetischem Applaus.
Das virtuose, aber immer songdienliche Gitarrenspiel von Stefan Kahne brauchte sich nicht hinter dem von Kümmert zu verstecken. Die beiden sind ein phantastisches Team und spielten sich blind und spontan die Licks hin und her.
"Secret“ wird zum Highlight des Abends
Der Song "Secret", der auf dem Album "Harlekin Dreams" als beschauliche Klavierballade daher kommt, verwandelt sich live in eine episch bombastische Rockballade – ein absolutes Highlight des Abends.
Einen kleinen Vorgeschmack konnte man schon in den Youtube Clip von den im Kahne Lab aufgenommenen Corona-Studio-Sessions sehen und hören:
Kümmert glänzt mit Neuinterpretationen
Als weitere Überraschung holte Kümmert seinen alten Kumpel den Sänger Jochen Thoma auf die Bühne, um mit ihm eine alte Rolling Stones Nummer von 1965 namens "The Spider And The Fly" zu performen.
Als letzte Nummer des Sets war mit Elton Johns "Rocket Man" nochmal eine Coverversion am Start, die Andreas aber so gut mit seiner eigenen Handschrift versieht, dass sich Elton himself echt warm anziehen muss. Die auf auch Youtube einige Millionen mal aufgerufene Interpretation hat ihm sogar den Spitznamen Rocket Man eingebracht.
Das begeistere Publikum forderte natürlich lautstark eine Zugabe und die Band ließ sich nicht lange bitten. Bei dem funky Billy Preston Titel "Nothing From Nothing" kann auch Keyboarder David Heiner nochmal richtig glänzen. Danach verabschiedete sich die Band leider trotz weiterer Zugaberufe mit der obligatorischen Verbeugung vor dem Publikum zu den eingespielten Tönen von "The Weight" von The Band.
Konzert macht Vorfreude auf mehr
Das Konzert war mit ziemlich genau 90 Minuten inklusive Zugabe zwar nicht sooo lange, aber man muss auch bedenken, dass es nur wenige Sänger gibt, die eine solche Performance überhaupt 90 Minuten durchhalten können.
Kümmert versucht auch nicht in jeder Show die Songs des Studioalbums möglichst akkurat zu reproduzieren. Jede Show ist etwas anders und seine wahre Power entfaltet er nur mit Publikum. Deshalb bleibt zu hoffen, dass aus den vielen Konzertmitschnitten der Tour auch bald ein Livealbum wird.
Das neue Album “Working Class Hero”, das Stefan Kahne in seinem Kahne Lab in Bad Dürkheim aufgenommen und produziert hat, gab es als CD und Vinyl schon am Merch Stand zu kaufen, obwohl es erst am nächsten Tag dem 14. April veröffentlicht wurde, und Andreas Kümmert wurde nicht müde dieses auch gleich persönlich zu signieren.
Besetzung
Asbjörn Gärtner (Bassist), Stefan Kahne (Gitarre), Michael Germer (Drum), David Heiner (Keyboard), Jill Pappert (Backing Vox), Selenia Gulino (Backing Vox), Gastsänger Jochen Thoma
Setlist
Poor Boy Boogie / Simple Man / Leave The Radio On / Mothers In The Kitchen / Bedroom Blues / The Spider And The Fly (Rolling Stones 1965) / Hard Times / Miracles / Heart Of Stone / Secret / Ego Song / Guilty (Blues Brothers) / Keep My Heart Beating / Rocket Man / Nothing From Nothing
