The Cure präsentieren in der Frankfurter Festhalle eine Werkschau, die wenig Wünsche offenlässt: Auch über 40 Jahre nach ihrer Gründung zeigt die Gruppe um Frontmann Robert Smith keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Seit immerhin drei Jahren waren The Cure nicht mehr auf Tour. Die Fans haben sie offenbar vermisst – nicht nur ist die Frankfurter Festhalle vollständig ausverkauft; auch die Stimmung ist bereits bei der schottischen Vorgruppe The Twilight Sad denkbar gut. 

Trauernd in der Dämmerung

The Twilight Sad spielen ein intensives Set, das insbesondere von dem Kontrast zwischen der ausdrucksstarken, verletzlichen Stimme von Sänger James Graham und den verzerrten, shoegaze-y Gitarrenwänden lebt. Die melancholische Grundstimmung der Gruppe bietet den idealen Einstieg für das The Cure-Konzert, und mit ihrer emotionalen Live-Show ernten die Schotten mehr als nur einen Achtungsapplaus. 

Auch während des Changeovers, der atmosphärisch von Regen- und Gewittergeräuschen untermalt wird, brandet immer wieder Applaus im Publikum auf – ein deutliches Indiz für die fast physisch spürbare Vorfreude im Publikum. 

Starker Einstand

Der Einstieg könnte stärker nicht sein: Der Opener, das neue Stück "Alone", erinnert mit seinem langen Aufbau und der getragenen Atmosphäre stark an The Cures Meisterwerk "Disintegration", während die Lyrics, und gerade auch die erste Zeile des Songs – "This is the end of every song that we sing" – mühelos den Weltschmerz evozieren, für den die Band seit jeher bekannt ist. 

Passend zum "Disintegration"-Vibe des Openers geht es dann auch gleich weiter mit "Pictures of You" und "Closedown", wobei gerade ersterer Song vom Publikum mit frenetischem Applaus angenommen wird. 

Something Old, Something New

Mit insgesamt vier gespielten Songs ist "Disintegration" während des gut zweieinhalbstündigen Auftrittes von The Cure – neben "The Head on the Door" – das meistvertretene Album. Die Auswahl ist dabei wenig verwunderlich, enthalten beide Alben doch viele der bekanntesten (und beliebstesten) The Cure-Songs.

Trotz der immensen Hit-Dichte des Auftrittes ist es dabei schön zu sehen, dass sich die britische Band nicht nur auf ihren populären Songs ausruht: Neben "Alone" finden sich noch vier weitere neue Songs auf der Setlist, vermutlich Material von dem neuen, eigentlich bereits für 2020 angekündigten Album.

Auf hohem Niveau

Dass diese Songs dabei in ihrer Qualität den Klassikern um nichts nachstehen – neben "Alone" stechen gerade "Endsong" und das verzweifelte "I Can Never Say Goodbye", das den ersten Zugabenblock eröffnet, heraus – schürt die Hoffnungen auf das hoffentlich bald erscheinende Album. 

Apropos Qualität: The Cure können in der Festhalle nicht nur mit einer nahezu perfekten Setlist aufwarten, sondern liegen auch spielerisch auf Höchstniveau.

Während die Instrumental-Sektion durch ihr so tightes wie nuanciertes Spiel überzeugt, ist vor allem Robert Smiths Gesangsleistung erstaunlich: Seine Stimme klingt tatsächlich genau wie auf den Alben – und die Emotionen, die der Frontmann jedes Wort zu packen scheint, wirken so authentisch wie mitreißend. 

Perfekte Traurigkeit

Mitgerissen ist denn auch das Publikum: Während des Sets steigert sich die Atmosphäre immer mehr, bis sie während der beiden langen Zugabenblöcken mit Hits wie "A Forest", "Lullaby" oder den nicht totzuspielenden Radio-Singles "Friday I'm in Love" und "Boys Don't Cry" den Siedepunkt erreicht. 

Alles in allem ist der Auftritt von The Cure in Frankfurt nicht weniger als perfekt: Die Location, der Sound, die Setlist, die Performance – es gibt, abgesehen vielleicht von der kitischigen Video-Projektion im Hintergrund, eigentlich nichts, was an diesem Abend hätte besser sein können: Auch nach über 40 Jahren haben The Cure nichts von ihrer Kraft und ihrer Faszination verloren. 

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