Lea Bertucci und Ben Vida

Lea Bertucci und Ben Vida © Peter Gannushkin

Mit dem Auftritt von Lea Bertucci und Ben Vida im Foyer der Mannheimer Kunsthalle erfüllt sich das Enjoy Jazz-Festival einen lange gehegten Traum. Doch das Konzert bleibt stellenweise hinter den hohen Erwartungen zurück.

Enjoy Jazz-Festivalleiter Rainer Kern betont bei seiner kurzen Einführung, dass es sich bei Lea Bertucci und Ben Vida um zwei Größen der New Yorker Jazz-Szene handelt, die er beide schon länger für ein Konzert verpflichten wollte.

Umso schöner sei es nun, gleich beide Artists auf der Tour zu ihrer ersten Kollaboration – dem gemeinsamen Album Murmurations – im einzigartigen Ambiente des Foyers der Mannheimer Kunsthalle sehen zu können. 

Souverän

Dass es sich bei den beiden Künstler/innen um alte Hasen im Bereich der experimentellen Klangkunst handelt, zeigt sich schnell in der Souveränität, mit der sie ihr Equipment – Effektpedale auf Lea Bertuccis Seite, ein Modular-Rack bei Ben Vida, dazu mehrere Blasinstrumente – bedienen.

Innerhalb weniger Momente konstruieren die beiden aus ihren geloopten Stimmen einen wabernden, organischen Klangkosmos, der sich nie zu weit von seinem Ausgangsmaterial entfernt, und dabei doch ständig seinen Charakter wechselt. 

Der lange Weg

Bald gesellt sich zu diesem Kosmos die von Ben Vida gespielte Trompete hinzu, bevor dann auch Lea Bertucci mit ihrem Saxophon tiefe, druckvolle Drones ergänzt. Gerade dieser Widerstreit der beiden verfremdeten Blasinstrumente bietet eine laute und reichhaltige, von den Wänden der Kunsthalle wiederhallende Klangwelt, in der es  – im besten Sinne – leicht fällt, sich zu verirren. 

Leider braucht es bis zu diesem klimaktischen Moment recht lange, und der Weg dorthin ist weniger eine Steigerung, als mehr eine Anneinanderreihung von verfremdeten Stimmsamples bzw. Mundgeräuschen sowie den ein wenig überbenutzten Pitch-Veränderungen eines Delay-Pedals. 

Im Sound-Kosmos

Ben Vidas und Lea Bertuccis Auftritt ist zwar technisch auf hohem Niveau, jedoch tragen die zugrunde liegenden Ideen nicht unbedingt für dessen gesamte Dauer – eine spürbare Entwicklung, oder auch nur eine weitere Soundquelle, hätte hier sicherlich gut getan. 

So bleibt am Ende ein Konzert, dass durch seine technische Kompetenz und durch die dynamischen, stetig changierenden Texturen sowie eine wunderschöne Klimax durchaus überzeugen kann, jedoch stellenweise auch recht ideenarm wirkt.

Indem sie einzelne Ideen über Gebühr ausdehnen, laufen Ben Vida und Lea Bertucci stellenweise Gefahr, den Spannungsbogen, der ihre Sounds zusammenhält, zu verlieren – und gerade dieser Handlungsbogen ist es oft erst, der einen so abstrakten Klangkosmos wie den der beiden Künstler/innen zu mehr werden lässt als nur eine Ansammlung von Geräuschen. 

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