© Nela Koenig

Drei lange Jahre mussten die Fans warten, dass Die Ärzte (aus Berlin!) auf Bühnen des Landes zurückkehren. In Mannheim zeigen Die Ärzte sich in absoluter Hochform und demonstrieren, dass sie Konzerte mindestens genauso sehr vermisst haben wie ihre Fans.

2019 konnte man Die Ärzte zuletzt live erleben – bevor die Corona-Pandemie sämtlichen Konzerten für längere Zeit den Riegel vorschob. Doch nun ist die selbstbetitelte beste Band der Welt zurück und spielt im Rahmen der kryptisch betitelten "Buffalo Bill in Rom"-Tour unter anderem auf dem Mannheimer Maimarktgelände.

Auch, wenn das Konzert verwunderlicherweise nicht ausverkauft ist; die schiere Anzahl an Menschen an diesem Abend zeigt, dass Livemusik im Allgemeinen und Die Ärzte im Speziellen vermisst wurden – und deren Spielfreude zeigt, dass auch Bela, Farin und Rod die Bühne vermisst haben.

Geborene Komiker

Wenngleich lange Setlists keine Seltenheit bei den Ärzten sind, ist es doch auffällig, wie motiviert und kraftvoll die Gruppe ab dem ersten Song "Himmelblau" auftritt: Jeder der 36 (!) Songs sitzt, und die Setlist bietet eine breite Auswahl aus der inzwischen 40-jährigen Karriere der Ärzte, wobei der Schwerpunkt deutlich bei den neueren Alben liegt.

Die Ärzte sind dabei nicht nur musikalisch in Hochform, sondern unterhalten mit ihren typischen, klamaukigen Ansagen auch in den Song-Pausen – und das bis über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus: So sind Die Ärzte vermutlich die einzige Band, die auch dann noch Witze macht, wenn es um ein auf dem Konzert verlorenes Kind geht.  

Auf dem Höhepunkt

So blödeln sich Bela, Farin und Rod durch ein sattes, zweieinhalbstündiges Set, das in zwei mächtigen Zugaben-Blöcken kulminiert, in denen Die Ärzte viele von den Hits spielen, auf die das Publikum schon sehnsüchtig gewartet hat – darunter "Wie es geht", "Zu spät" und "Schrei nach Liebe". 

Spätestens hier kennen die Besucherinnen und Besucher dann auch kein Halten mehr: War die Stimmung während der vorangehenden zwei Stunden bereits großartig, erreicht sie in der letzten halben Stunde ihren absoluten Höhepunkt, wenn das Publikum seine Textsicherheit demonstriert und aus voller Kehle mitsingt. 

Gelungene Rückkehr

Am Ende des Abends bleibt ein ungemein positives Gefühl: Es gibt wohl nur wenige Bands, die auch im 40. Jahr ihres Bestehens noch immer einen solchen Spaß daran hat, live aufzutreten – und auf einen derartig hitgeladenen Song-Katalog zurückblicken kann.

Im Hinblick darauf lassen sich auch kleinere Kritikpunkte wie der zwar transparente, aber sehr steril klingende Sound und die stellenweise sehr langen Wartezeiten an den Gastronomie-Ständen und den Toiletten verschmerzen.

Setlist

Himmelblau / Noise / Wir sind die Besten / Heulerei / Blumen / Lasse redn / Fiasko / Angeber / Ist das noch Punkrock? / Doof / Meine Freunde / Hurra / Besserwisserboy / Schunder-Song / Außerirdische / Ich, am Strand / Lady / 1/2 Lovesong / Morgens Pauken / Friedenspanzer / Manchmal haben Frauen ... / Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas! / Dein Vampyr / Deine Schuld / Lied vom Scheitern / Unrockbar // Dinge von denen / Ignorama / Wie es geht // Mach die Augen zu / Dunkel / Schrei nach Liebe / Junge / Zu spät / Dauerwelle vs. Minipli / Gute Nacht

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