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Impressionen von der Time Warp 2019 in Mannheim © Ruben Schmitz

Das Jubiläum 25 Jahre Time Warp Mannheim ist eine große Party mit vielen besonderen Momenten. Rund um die Superstars Carl Cox und Sven Väth begeistern vor allem die neuen Main Floors. Dennoch wurde eine große Chance nicht genutzt.

Die Time Warp in Mannheim ist in jeder Hinsicht ein internationales Event. Nicht, nur, dass es auch 2019 wieder tausende Gäste aus dem Ausland nach Mannheim zieht, es sollen auch wieder Ausgaben in Brasilien und nach längerer Zeit auch wieder in den USA stattfinden. 

Bunt gemischt

So ist auch die Time Warp 2019 zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ausverkauft und präsentiert sich farbenfroh mit zahlreichen optischen Highlights sowie einem neuen Open-Air Biergarten im hinteren Bereich des Geländes.

Das Styling der Zuschauer ist wie immer ein kultureller Mix aus klassischen Techno-Outfits, coolen Style-Klamotten und verrückten Accessoires. Mancher läuft als wandelnder Christbaumschmuck durch die Hallen, andere tragen knallbunte Kabelbinder als Klammern im Haar, offenbar inspiriert von Jorge Gonzalez bei Let's Dance einige Wochen zuvor.  

Der Sonderfloor 7

Anlässlich des Jubiläums gibt es 2019 einmalig den Sonderfloor 7. Gesponsert vom Videogamehersteller Rockstar Games, zu deren Verkaufshits unter anderem die Spielereihe Grand Theft Auto zählt, versuchen sich mehrere Artists daran, den Floor mit der kristallähnlichen LED-Lichterdecke anzuheizen – leider mit insgesamt mäßigem Erfolg. Die optischen Möglichkeiten werden nur spärlich eingesetzt und wie bei Ame leidet das Set oft an einem fehlenden Konzept.

Als Zuschauer fühlt man sich wie an einer roten Ampel, bereit loszugehen, aber die Ampel schaltet nicht auf Grün. Es fehlt der Moment, in dem sich der Sound wirklich entwickelt. So dauert es bis in die Morgenstunden, bis Dixon an die Turntables kommt. Er ist der erste, der die optischen Möglichkeiten aus Licht und Deckenillumination zu seinem energetischen Sound wirklich ausreizt. Das Ergebnis ist ein sphärischer Vollgassound mit ordentlich Power. 

Die Main Floors

Die optischen und musikalischen Highlights finden ganz klar auf den Main Floors statt. Besonders Floor 1 ragt über das ganze Event heraus. Die neue Höhle ist ein Konzept aus drehbaren, nach unten gewölbten LED-Lichtbögen, die ein grandioses Farbenspiel ermöglichen. Floor 2 mit seinen nach unten stehenden Zapfen, die rundum mit LED-Platten bestückt sind, bietet auch phantastische Möglichkeiten, die aber nur teilweise ausgereizt werden. 

Die beste visuelle Umsetzung auf Floor 2 vollbringt direkt am Anfang Ben Klock. Sein treibend energetischer Sound mit Elementen aus Industrial sorgen in Kombination mit dem gelb-roten Farbengewitter an den Zapfen und auf der Rückwand für ein Gefühl einer explosiven Landschaft, durch man sich tanzend fortbewegt.

Parallel feuert nebenan Lokalmatador Boris Brejcha auf Floor 1 seinen melodiegetragenen Sound ab, der immer wieder von harten Beatwellen durchzogen wird. Beide Floors sind permanent voll.

Vollgas der Superstars

Die spektakuläre Lichtershow auf Floor 1 setzt sich nahtlos fort mit dem Set von Pan-Pot. Der elektrisierende Sound und das berauschende Lichtgewitter unter der beweglichen Decke feuert mit höchstem Tempo die Massen an – perfekt zum energetischen Abtanzen. Härtere Töne kommen parallel von Floor 2 von Adam Beyer, der sein knallhartes Brett kompromisslos durchzieht.

Richtig voll wird es ab 1 Uhr, als Superstar Carl Cox ans Pult tritt. Gefeiert wie immer legt er los und feuert eine Powersalve nach der anderen über Floor 2, der aus allen Nähten platzt, während es vor der Halle wie so oft schon zu Einlasssperren kommt. Sein Publikum wird getrieben von einem massiven Bass, der sich bis in die Brust drückt.

Am Ende des dreistündigen Dauerfeuers wird sein Abgang wie eine Messe zelebriert, ein rauschendes Gewitter aus Nebel und explodierendem Flitter. Carl Cox bedankt sich beim Team: "25 Years Time Warp, amazing, amazing!"

Parallel steht Sven Väth an den Tables und heizt seinen Tänzern mit seinem peitschenden Powersound ein. Das große Highlight ist das Finale aus goldenem Licht, ein optisches Spektakel der Extraklasse. Auch sein Set wird zelebriert und er bedankt sich bei den Organisatoren: "Time Warp is an institution".  

Höllenfeuer

Das beste Debüt feiert auf Floor 2 nach Carl Cox ganz klar Amelie Lens. Sie hält das Publikum auf dem Floor, lässt ein krachendes Feuerwerk aus druckvoll harten Beats und eine spektakuläre Lichtshow auf das Publikum hinab regnen. Die treibenden House-Beats von Chris Liebing sind anschließend nicht weniger energetisch.

Das nächste Highlight ist neben Chris Liebing das rote Höllenfeuer von Solomun auf Floor 1. Angetrieben von einem druckvoll hämmernden Bass zieht es die Tänzer magisch an und lässt sie in eine andere Welt abtauchen.

Die Highlights der Außenfloors

Die Show auf den äußeren Floors besitzt einige Highlights, aber auch manche Durchhänger. Die sicherste Bank ist wie jedes Jahr Monika Kruse. Der Sound auf dem knallvollen Floor 5 ist eine perfekte Mischung aus rollendem Druck, der wie eine Dampflok stampft, und dazu die perfekt angesetzten Spitzen, die immer wieder zu getanzten Explosionen auf dem Floor führen. Auch Altmeister Laurent Garnier massiert mit seinen Bässen auf Floor 5 den ganzen Körper wohltuend.

Der Tech-House Floor 3 erlebt vor allem zwei hervorstechende Sets. Zunächst Luciano, der mit seinem rot-blauen Farbenspiel der tanzenden Lichter und drehenden Würfel auf der Videowand das Publikum anheizt. Sein durchgängig tanzbarer Sound ist perfekt für die Dauertänzer, die ihren Rhythmus möglichst gleichförmig haben wollen. Auch Jamie Jones ist auf Floor 3 ein Kracher mit seinem energetischen Techno-Feuerwerk.

Auf Floor 6 setzen Ricardo Villalobos und Craig Richards mit ihrem vierstündigen Set mehrere Highlights. Insbesondere der schnelle Sound, der immer wieder von knarzenden Zwischentönen gebrochen wird ist sehr cool. Auch der Klang von Adriatique auf Floor 4 mit Echohall-Elementen sorgt für eine nette Abwechslung.

Starkes Jubiläum

Insgesamt dürfen Veranstalter und Besucher zufrieden sein. Die visuelle Neugestaltung der Main Floors ist gelungen. Floor 1 wurde perfekt ausgereizt. Bei Floor 2 wurden letztlich nicht alle optischen Möglichkeiten genutzt, aber auch er bot zahlreiche Highlights. Angesichts des guten Wetters passte auch der Besuch auf den Außenfloors.

Ein Event von der Größe der Time Warp 25 Jahre lang am Leben zu erhalten, heißt auch, es immer wieder neu zu erfinden. Dass den Veranstaltern das gelungen ist, beweist die ausverkaufte Jubiläumsausgabe. Auf die nächsten 25 Jahre!

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