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Imagine Dragons (live in Frankfurt 2018) © Rudi Brand

Imagine Dragons zählen zu den erfolgreichsten Rockbands der Gegenwart. In der Frankfurter Festhalle erweisen sich die Musiker aus Las Vegas trotz spektakulärer Inszenierung und eines euphorischen Publikums aber als wenig feurige Fantasiewesen.

In den letzten Jahren haben sich Imagine Dragons zu echten Chartstürmern entwickelt. Mit ihrem Debüt "Night Visions" erklomm die Band aus Las Vegas die Hitparaden rund um den Globus und konnte sich mit jedem ihrer drei bisherigen Alben hierzulande in den Top 10 platzieren.

Im gleichen Maße füllen die Musiker um Frontmann Dan Reynolds seitdem auch die Orte, an denen sie auftreten – wie auf ihrer aktuellen Tournee zur Platte “Evolve“ die Frankfurter Festhalle.

Es wird laut und bunt

Ein ohrenbetäubendes synthetisches Dröhnen geht durch das vollgepackte Rund der Arena, als das an eine Geburt erinnernde Intro-Video das Quintett aus der Wüstenstadt ankündigt. Als Imagine Dragons dann plötzlich auf der Bühne stehen, bricht euphorischer Jubel im Rund aus.

"I Don’t Know Why" eröffnet den musikalischen Reigen mitsamt auf das Publikum hinabregnenden Konfettis – und der Titel des Openers formuliert auch die Frage des Abends.

Energiegeladene Show

Warum genau erzeugen Imagine Dragons eine derart gewaltige Resonanz, dass das Publikum wie beim zweiten Song "Believer" an jeder Silbe aus dem Mund von Sänger Dan Reynolds zu kleben scheint?

An den Stücken alleine scheint es nicht zu liegen. Die sind bei allem Aufwand, den die Band mit Instrumenten wie Cello und Akustikgitarren sowie zusätzlichen Synthesizern und Trommeln betreibt, nämlich gar nicht einmal so außergewöhnlich, sondern eher beliebig.

Aufwändige Inszenierung

Imagine Dragons präsentieren sich zwar als äußerst energiegeladene Formation mit einer perfekten visuellen Inszenierung, mit der sie die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

Mit Konfetti, überdimensionalen Luftballons, von unten an die Hallendecke strahlenden Spots sowie einer zweiten Bühne ziehen die Musiker aus Las Vegas dabei fast alle Register. Die Reaktion darauf aus dem Rund ist auch das ganze Konzert über enorm.

Fehlender Biss

Inspiriert sieht aber dennoch anders aus. Besonders deutlich wird dies, als Imagine Dragons sich am Alphaville-Klassiker "Forever Young" versuchen.

Trotz großen Jubels und nach oben gehender Handy-Taschenlampen aus dem Publikum verkommt die eigentlich stimmungsmäßig dichte Synth Pop-Hymne zu platten Gesängen mit austauschbaren Synth-Akkorden in Dauerschleife. Das Stück wirkt völlig fehl am Platz und nimmt zwischenzeitlich zudem noch die Fahrt aus der Show.

Wenig eingebildete Drachen

Die eigenen perkussiven Songs der Band wie "Thunder", die mit ihren stampfenden Beats zum Mitklatschen einladen, funktionieren da im Sinne der Inszenierung immerhin deutlich besser und heben den Energielevel im Innenraum auf ein anderes Niveau.

Ausgefallen sind aber auch sie nicht. Zu austauschbar, zu sehr wie musikalischer Einheitsbrei wirken die einzelnen Lieder – was an der Euphorie im Publikum freilich nichts ändert.

Sinnbildlich für die heutige Zeit?

Wodurch üben Imagine Dragons also eine solche Faszination aus, dass sie vor ihren Fans in sämtlichen Hallen abgefeiert werden? Stilistisch setzen sie sich nämlich kaum von anderen im Radio gespielten Indie-Pop/Rock-Bands wie etwa Bastille ab.

Liegt es womöglich an der oftmals vorgeworfenen Beliebigkeit der "Millennials", die sich angeblich ja auf nichts festlegen möchten und in deren digitaler Datenwelt – der Theorie nach – auch die Musik zu einem schnell konsumierbaren Wegwerfgut wird?

Viel Schall und Rauch

Was immer der Grund für die massive Popularität der Band sein mag: Am Ende eines energiegeladenen Auftritts in der Frankfurter Festhalle hat die große musikalische Offenbarung nicht stattgefunden.

Was neben ohrenbetäubendem Lärm aus den Boxen und von den Rängen sowie einer spektakulären audiovisuellen Inszenierung bleibt, ist der dazugehörige kompositorische Eid einer Band, die ihr durchaus vorhandenes Potential aus unbekannten Gründen nur allzu selten abruft.

Setlist

I Don’t Know Why / Believer / It’s Time / Forever Young / Gold / Whatever It Takes / Make It Up To You / Mouth Of The River / Yesterday / Start Over / Demons / Rise Up / Three Little Birds / On Top Of The World // Thunder // Walking The Wire / Radioactive

 

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