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Impressionen (Southside, 2015) © Achim Casper

Die Wetterbedingungen für das Southside Festival 2015 waren alles andere als optimal. Umso erfreulicher ist es, dass die Besucher in Neuhausen ob Eck auch in diesem Jahr für drei Tage Höchststimmung sorgten. Auch wir haben Kälte und Regen nicht gescheut und waren für euch mittendrin im Southside-Wahnsinn.

Drei Tage Ausnahmezustand zusammenzufassen, ist eine echte Herausforderung. Wir haben trotzdem versucht, die zehn wichtigsten Momente des Southside Festivals 2015 für euch herauszufiltern.

1. Ain't no sunshine: Das Publikum trotzt dem Wettergott

An erster Stelle darf in diesem Jahr mit gutem Gewissen das Publikum genannt werden. Das Wetter war maximal bescheiden, ihr aber wart großartig! Die Befürchtung, die Festivalstimmung würde ebenso sinken wie die Temperaturen, hat sich nicht bewahrheitet – ganz im Gegenteil.

Am Donnerstag mussten viele Zelte im strömenden Regen aufgebaut werden, die am Freitag beinahe wieder weggeblasen worden wären. Der Samstag brachte erneuten Regen bei nahezu winterlichen Temperaturen und der Sonntag keine Besserung. Das Southside-Publikum trotzte den widrigen Bedingungen und ließ sich die Festivalstimmung nicht verderben. Nur nachts war es wirklich ungemütlich, das Partyzelt dafür aber umso voller.

Auch diesmal regierte die Liebe auf dem Southside Festival. Die Polizei bedankte sich am Sonntag für ein gewohnt friedliches Wochenende und die Besucher rückten unter anderem mit Hochzeitsgesellschaft an oder sammelten für einen Jungesellenabschied Videos, mit Glückwünschen der Festivalbesucher.

2. Ein gelungener Auftakt

Als das Festivalgelände am Freitag um 14 Uhr seine Pforten öffnete und die Besucher in Richtung Bühnen strömten, kam man ohne Gummistiefel schon nicht mehr weit. Die Festivalmeute sprang aber wieder über Pfützen und ließ sich den Konzertspaß nicht nehmen.

Den Anfang machten die britischen Newcomer Catfish And The Bottlemen. Die Die Jungs, die aussehen, als seien sie den 70ern entsprungen und musikalisch an die Kooks oder The 1975 erinnern, brachten nicht nur die Fangirls in der ersten Reihe zum hüpfen. Auf der kleinen White Stage sorgte wenig später die Dänische Elektropop-Sensation Mø für ordentlich Stimmung. Die junge Dame entpuppte sich als crowdsurfende Rampensau und bewies, dass sie weit mehr zu bieten hat, als die Hit-Kollaboration "Lean On´".

Als Altmeister Noel Gallagher das Publikum des Southside Festivals beehrte, verzichtete er wie zu erwarten weitgehend auf die Kommunikation mit dem Publikum. Obwohl sein Programm zwar musikalisch einwandfrei, aber dennoch unspektakulär blieb, sorgte er zum Abschlus für richtig Gänsehaut, als das gesamte Festivalgelände gemeinsam den Oasis-Klassiker "Don't Look Back In Anger" anstimmte.

3. Eine engelsgleiche Erscheinung

Unangefochtenes Highlight des Freitags (für manche gar das Highlight des gesamten Festivals) war der Auftritt von Florence + The Machine. Dass Sängerin Florence Welch über eine Ausnahmestimme verfügt, dürfte jedem bekannt sein, am Freitagabend bewies sie aber, dass sie live das perfekte Rundrumpaket zu bieten hat. Die Britin singt nicht nur wie ein Engel, auch auf der Bühne wirkte sie, als sei sie irgendwie nicht von dieser Welt. Es war ihr jedenfalls deutlich anzusehen, dass sie ebenso viel Spaß hatte, wie ihr ekstatisches Publikum, mit dem sie zeitweise eins zu sein schien.

4. Regentänze

Der Samstag startete regnerisch und eher gemächlich. Spätestens aber mit dem Auftritt der bayrischen Kapelle LaBrassBanda war das Publikum wieder wach und voll dabei. Wie schon bei ihrem Auftritt auf dem Southside Festival 2012 brachten sie ihre Zuschauer zum Tanzen, Hüpfen und Pogen und holten zum krönenden Abschluss sogar den Bläser von NOFX auf die Bühne. Weitergetanzt wurde dann bei Parov Stelar, der mit seiner Band trotz Regenschauer für ordentlich Stimmung sorgte.

5. Der Samstagabend

Für musikalischen Höchstgenuss sorgten am Samstagabend Headliner alt-J. Die britische Ausnahmeband brauchte keine durchgestylte Liveshow und keine fette Abrissparty, um ihr Publikum regelrecht in Verzückung zu bringen. Großartige Musik steht eben für sich.

Inoffizieller Samstagsheadliner war aber sicherlich Casper. Schon etwa eine Stunde vor Konzertbeginn war das Zelt der Red Stage voll und viele Fans mussten ihren Helden vom Bildschirm aus bewundern. Mit seiner DJ-Begleitung trat Casper in dieser Nacht zum ersten Mal in größerem Rahmen auf und brachte das Zelt wie zu erwarten fast zum Einsturz. Ein gelungener Abschluss – das nächste Mal aber bitte wieder auf der großen Bühne.

6. Akustik-Session im Backstage Bereich

Als erste Band des Tages rockten John Coffey die Bühne der Red Stage. Am Nachmittag ließen sie es dann etwas ruhiger angehen und gaben eine intime Akustik Session. Dank wilder Drumingeinlagen, unter anderem mit Barhockern, brachten sie dabei das Backstagezelt (und besonders den Bierkühlschrank) ganz schön ins Wanken. Die sympathische Band sorgte mit ihrerm kleinen Spontanauftritt für gute Musik und viele Lacher.

7. Kleine Bands ganz groß

Das schöne an einem Festival ist, dass es auch unbekannten, kleineren Bands eine große Plattform bietet. Die irische Band Kodaline spielt in ihrer britischen Heimat zwar bereits in der A-Liga, hierzulande sind sie aber noch dabei, sich eine größere Fangemeinde zu erspielen. Umso überraschter waren sie, dass sie am Sonntag dafür sorgten, dass das Gelände bereits um 13 Uhr bemerkenswert voll war und das Publikum Hits wie "High Hopes" oder "All I Want" begeistert mitgrölte.

Direkt im Anschluss bot die White Stage eine großartige Neuentdeckung: Nothing But Thieves. In England bereits die Band der Stunde, überzeugten sie ihr deutsches Publikum voll und ganz. Obgleich die meisten vermutlich eher unbekannterweise zum Zuhören gekommen waren, sorgte die junge Band mit rockigem Sound ansteckend gut gelauntem Sänger für tosenden Applaus.

8. Australische Konkurrenz für Alligatoah

Während Alligatoah sein Publikum von seinem römischen Streitwagen aus begeisterte, spielte auf der Red Stage ein Mann, in dessen Heimat es auch echte Krokodile gibt. Das australische Elektrowunder Chet Faker sorgte für ein volles Zelt und machte dem deutschen Rapper ordentlich Konkurenz.

Fakers Auftritt bot Konzert und DJ-Set in einem und brachte das begeisterte Publikum zum Tanzen. In seinem zu großen weißen Hemd wirkte er trotz Hipsterbart überraschend unspektakulär, ganz im Gegensatz zu seiner Performance.

9. Ein ungewöhnliches Battle: Cro vs. Die Antwoord

Die Blue Stage befand sich am Sonntag ganz in der Hand deutscher Künstler. Unter anderem performte dort auch Cro. Während der ersten Hälfte seines Auftritts schien beinahe das gesamte Festival anwesend zu sein und mitzusingen, gegen Ende musste es der Mann mit der Pandamaske aber mit einem besonders lauten Gegner aufnehmen.

Nebenan auf der Greenstage sorgte das Südafrikanische Duo Die Antwoord für dröhnende Beats. Die Show der Band war nicht nur lauter sondern vor allem verrückter als alles um sie herum. Tänzer in neonfarbenen Ganzkörperanzügen sprangen wie in Ekstase über die Bühne, während der Frontman provozierend sein bestes Stück schwang – nur weil das Publikum es so wollte versteht sich.

Trotz Feuershow hatte der Stuttgarter so seine Probleme, gegen diese Konkurrenz anzukommen. Irgendwo zwischen den beiden Hauptbühnen vermischten sich Die Antwoord und Cro zu einem äußerst befremdlichen Sound, den einige Festivalbesucher aber sichtlich zu genießen schienen.

10. Ein großer Sonntagschor

Nicht nur die Blue Stage gehörte am Sonntag den deutschsprachigen Acts, eigentlich stand der gesamte Tag unter diesem Motto. Der Vorteil an deutschen Texten: Alle können mitsingen. Das taten auch alle, bei SDP, bei den 257ers, mit Alligatoah und Cro, für K.I.Z. und das Farin Urlaub Racing Team und schließlich ncoh einmal bei Headliner Marteria. Am letzten Tag wurde das Festivalpublikum zu einem gigantischen Chor.

Auch, wenn das Southside in diesem Jahr für sein Line-Up viel Kritik einstecken musste, war das Festival wieder ausverkauft und bot drei Tage Höchststimmung. Wenn das Publikum selbst bei schlechtestem Wetter so viel gute Laune versprüht, kann das Programm gar nicht schlecht sein. Der eine, gigantische, überzeugende Headliner mag in diesem Jahr vielleicht gefehlt haben, dank einer gelungenen Mischung aus mitsingbaren Massenphänomenen, altbewährten Lieblingsbands und vielversprechenden Newcomern, bot das Southside Festival aber dennoch ein gutes Programm.

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