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Die amerikanischen Rocker performen in Hamburg eines ihrer seltenen Hallenkonzerte und erfüllen sämtliche Erwartungen mit einem Drei-Stunden-Konzert, das ein Akustik-Set und alle Hits enthält. Star der Show ist der charismatische Frontmann Dave Grohl.

Es ist nicht immer ein gutes Zeichen, wenn eine Band betont, wie sehr sie das Publikum an diesem Abend rocken wird. Wenn dann der Frontmann noch im Sekundentakt "Are you ready?" brüllt, dabei die halbe Halle abläuft und zum Aufstehen animiert, dann klingt das nach Anbiederung, nach Stadionrock-Posen, nach aufgeheizten Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Es sei denn, dieser Frontmann heißt Dave Grohl.

Der unumstrittene Kopf der Foo Fighters, deren Debütalbum anno 2015 20 Jahre alt wird, wird an diesem Abend in Hamburg alle Erwartungen erfüllen und alle Versprechen einlösen. "We don't do two-hour-shows", ruft er, und es klingt fast wie eine Drohung. Am Ende wird die Band fast drei Stunden gespielt haben.

Die Hits als Auftakt

Die Foo Fighters füllen sonst Stadien, gerade erst spielten sie in Irland vor 60.000 Menschen. Die o2 World mit ihrem Fassungsvermögen von 12.000 Zuschauern war in kürzester Zeit ausverkauft, es ist eines der seltenen Hallenkonzerte der Band.

"Everlong", "Monkey Wrench" und "Learn To Fly" bringen die sechs Amerikaner gleich zu Beginn. Was kann da noch kommen? Natürlich eine Menge, schließlich haben sie auf jedem ihrer acht Alben verlässlich drei bis vier Hits untergebracht. Ein Gitarren-Brett nach dem anderen haut die Band in ohrenzerfetzender Lautstärke raus, und gönnt sich erst nach einer Dreiviertelstunde die erste Pause.

Auf ein Selfie mit Dave

Der Sound zu Beginn ist eine Katastrophe, viel mehr als Bassdrum und Gitarrenbrei sind nicht zu vernehmen. Das ändert sich zum Glück, auch wenn der Klang der drei E-Gitarren während der härteren Songs kaum voneinander zu unterscheiden ist.

Die Foo Fighters wollen alle glücklich machen, und deshalb rennt Gitarrist und Sänger Grohl nach 75 Minuten zum Ende des weit in die Halle hineinragenden Laufstegs.  Ein Mini-Akustik-Set steht an, und so bekommen auch die Zuschauer im hinteren Teil ihren Selfie mit Dave. "Wheels" und "My Hero" ganz ohne Bandbegleitung werden inbrünstig mitgesungen, ehe sich plötzlich aus der Mitte der Halle eine weitere Bühne emporschraubt. Mitten im gänsehautinduzierenden "Times Like These" setzt der Rest der Band ein – ein frenetisch gefeierter Moment.

Der unverzichtbare Schlagzeuger

Jetzt ist die Zeit von Taylor Hawkins gekommen. Dass der Drummer nicht bloß der Taktgeber im Hintergrund ist, dürfte jedem klar sein, der einen Blick auf die Videowand geworfen hat. Dort ist Hawkins in einem unsichtbaren Föhn hübsch flatternde Mähne genauso oft in Großaufnahme zu sehen wie die Matte Grohls, die dem Sänger im verschwitzten Gesicht klebt.

Hawkins ist seit 1997 ein nicht mehr wegzudenkendes Mitglied bei Foo Fighters, und an diesem Abend darf er ein Rock'n'Roll-Greatest-Hits-Set einläuten. Eng beieinander auf der Center Stage interpretiert die Band "Under Pressure" von Queen & David Bowie, AC/DCs "Let There Be Rock" und The Faces' "Stay With Me", das Hawkins sehr gekonnt singt. Kurz bevor der Abend in eine Nummernrevue auszuarten droht, macht sich die Band wieder in Richtung Hauptbühne auf.

Dave Grohl, der Marathonmann

Der Star dieser Show ist nicht die Band, es sind nicht die Effekte auf der LED-Wand und noch nicht einmal die melodiös-wuchtigen Songs, die der Band Ende der 90er Jahre in kürzester Zeit  zu weltweitem Erfolg verhalfen. Der Star ist Gitarrist und Sänger Dave Grohl. Grohl ist cool, ohne abweisend zu sein und so sympathisch, dass man mit ihm in den Urlaub fahren möchte.

Obendrein absolviert er während des Konzerts einen veritablen Halbmarathon. Nach 165 Minuten und einem ausufernden "Best of You" ist Schluss. Das Publikum feiert, aber auch erschöpfte Gesichter sind zu sehen. Dave Grohl dagegen hat noch locker Kraft für eine Abschiedsrunde auf dem Laufsteg. Er hat schließlich Erwartungen zu erfüllen.

Setlist

Everlong / Monkey Wrench / Learn to Fly / Something From Nothing / The Pretender / Arlandria / Big Me / Long Road to Ruin / White Limo / Cold Day in the Sun / Congregation / Walk / Wheels / My Hero / Times Like These / Stay With Me / Let There Be Rock / Under Pressure / All My Life / These Days / Outside / Breakout / Generator / Aurora / Best of You

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