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Blues Pills (live in Wiesbaden, 2015) © Sebastian Dietrich

Die Psychedelic-Hoffnung Blues Pills sind momentan in aller Munde. Gemeinsam mit den Truckfighters, Jex Thoth und Third Season machen sie zurzeit die Republik unsicher. Bei ihrem Auftritt im Schlachthof Wiesbaden gab es aber eine unangenehme Überraschung.

Am 1. April wird dem geneigten Zuhörer im Schlachthof Wiesbaden ein bunter Strauß aus Krach und Groove präsentiert. Die Blues Pills, die letztes Jahr mit ihrem selbstbetitelten Debüt Lob und Ehr einholten, haben zum kollektiven Kopfnicken und Biertrinken geladen. Die Bühne ist vollgestellt mit musikalischem Inventar, besonders fallen die beiden Orange-Türme auf. Daneben stehen diverse Heimorgeln und E-Pianos auf der Bühne, die vermuten lassen, welche Genres heute vertreten sind.

Pünktlich um 18:30 Uhr betreten Third Season das Rampenlicht. Die vier Jungs aus Schweden liefern soliden Psychedelic Rock, der leider etwas schwammig abgemischt klingt. Davon lässt sich das Quartett aber nicht aus der Ruhe bringen. Es ist ihr letzter Tourstop, einen Tag später geht es zurück nach Schweden. Man merkt der Band an, dass sie einen Haufen Konzerte hinter sich hat. Das Set dauert ziemlich genau dreißig Minuten.

Düster, Dunkler, Doom

Die Doomband Jex Thoth entführt das Publikum in eine wesentlich dunklere Atmosphäre. Sängerin Jessica Thoth kommt im dunklen Cape und mit haarverhangenem Gesicht auf die Bühne, eröffnet das Set mit wild zuckendem Tanz, bevor sie die ersten Töne von sich gibt. Was anfangs noch etwas an die Äther-Szene aus "Fear and Loathing in Las Vegas" erinnert, trägt schnell zu der sehr eigenen Atmosphäre des Auftritts bei, wenn man sich nur darauf einlässt.

Während des gesamten Sets verbiegt und –dreht die Sängerin sich, steht im Mittelpunkt und ist dennoch schwer zu erkennen. Insgesamt klingt hier bereits alles weit besser abgemischt als noch bei Third Season. Der Sound der Band ist vom langsamen, pulsierenden Bass, vor allem aber der exzellenten Leistung der Sängerin geprägt. Nach gut 45 Minuten ist Schluss, und das Publikum wird von der aufgedrehten Beleuchtung wie aus einem dunklen Traum zurück in die Wirklichkeit gerissen.

B.S.L. – aber auch ein bisschen Romantik

Den letzten Slot vor den Blues Pills belegen die Truckfighters aus Schweden. Oskar "Ozo" Cedermalm (b, voc), Niklas "Dango" Källgren (g, voc) und Axel "Enzo" Larsson (dr) liefern erstklassigen und reinrassigen Stonerrock, der von der ersten Minute an gute Laune bereitet. Der ganze Saal besteht nur noch aus Verstärkern, Schlagzeug und Fuzz-Verzerrern.

Nach drei oder vier Liedern folgt dann der vorläufige Höhepunkt des Abends. Ozo kündigt zwei "special persons" an. Eine junge Frau namens Eva betritt die Bühne und erklärt, ihr Freund habe ihr versprochen, ihr einen Heiratsantrag auf einem Konzert der Truckfighters zu machen. Gesagt, getan. Steve klettert nach oben, und die Frage wird mit einem Kuss statt einem einfach Ja-Wort besiegelt. Im Anschluss gibt es das Lieblingslied der beiden, "Monte gargano".

April, April!?

Das Set der Truckfighters dauert eine gute Stunde. Nach einer Umbaupause versammelt das Publikum sich in freudiger Erwartung auf die Blues Pills vor der Bühne. Zunächst erscheint allerdings eine Mitarbeiterin mit der Nachricht, dass Sängerin Elin Larsson aufgrund gesundheitlicher Probleme und auf Anraten ihres Arztes hin nicht auftreten könne. Die drei Jungs der Band würden allerdings ein Instrumental-Set spielen. "April, April" vermuten da die ersten, als die Band ohne Sängerin aus dem Backstage kommt.

Von Anfang an ist klar, dass die Blues Pills, allen voran Gitarrist Dorian Sorriaux nicht umsonst mit Lob überschüttet wurden. Die Finger des jungen Franzosen fliegen übers Griffbrett, als hätte er sein Leben nichts anderes gemacht (was vielleicht auch der Fall ist). Das Trio bewegt sich fließend zwischen Versatzstücken einzelner Songs und offener Jam.

Kein Aprilscherz

Immer wieder bemerkt man aber, dass ein zentrales Element der Gruppe fehlt, nämlich die Stimme Elin Larssons, die bereits mehrfach mit Janis Joplin verglichen wurde. Als sie nach einer Viertelstunde immer noch nicht auf der Bühne steht, macht sich langsam die Erkenntnis breit, dass es sich hierbei nicht um einen Aprilscherz handelt.

Nach gut 45 Minuten und einer kurzen Zugabe ist Schluss mit dem Instrumental-Set. Der unglückliche Krankheitsfall hat einem ansonsten rundum gelungenen Konzertabend einen sehr unangenehmen Beigeschmack verpasst. Sicher kann man der Sängerin keinen Vorwurf ob ihrer Krankheit machen, dies wäre mehr als ungerecht. Was zu Unmut führt, ist hingegen die vorab völlig ausgebliebene Kommunikation von Seiten des Tour-Managements. Ob ein Teil des Ticketpreises rückerstattet wird, ist noch nicht bekannt. Bleibt nur zu sagen: Gute Besserung!

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