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Kool Savas (live in Mannheim, 2015) © Akis Konstantinidis

Rap-Urgestein Kool Savas ist auf "Märtyrer"-Tour und liefert im Maimarktclub in Mannheim einen Rundumschlag aus seiner über zwanzig-jährigen Rap-Geschichte. Ein Abend mit einer Menge Tracks, einigen Seitenhieben auf die Szene und einer ganz besonderen Einladung.

Es geht immer nur um's eine – im deutschsprachigen Hip-Hop: die Krone, den Thron oder einfach beides. Daran hat sich auch Jahrzehnte später nichts geändert. Jedes Jahr besteigt ein neuer Widersacher den Ring. Nur einen Gegner wird niemand besiegen können: die Zeit.

Auch nicht Kool Savas, der sich auf seiner aktuellen Platte den Fans opfern und zum "Märtyrer" werden soll – und damit zur Legende, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Für Kool Savas ist klar, wer auch mit 40 Jahren noch immer zur Deutschrap-Elite gehört.

Zwei Jahrzehnte Rap

So spittet sich Savas mit Unterstützung seines Sidekicks sowie eines DJs durch seine Diskografie. "20 Jahre in zwei Stunden geht nicht!". Fans der ersten Stunde kommen dennoch auf ihre Kosten. 

Ob neuere Tracks wie "Aura", "Tot oder lebendig", "Beweis", das unsägliche Naidoo-Duett "Ich schau nicht mehr zurück" oder der Titeltrack "Märtyrer" oder Oldschoolrap wie "Alle schieben Optik", das Azad-Feature "Monstershit" oder Kapitel aus seiner "John Bello Story": Es hat alles seinen Platz in der Setliste gefunden, bis auf eines: "Urteil werden wir nicht spielen", so Savas.

Kläffender Kampfhund

Die Crowd hat genug Zeit, ihre eigenen Rapskills zu testen. Ihr Meister macht's ihnen vor. Ohne Frage zählt Kool Savas zu den technisch besten Rappern im Land. Wie ein Maschinengewehr auf Dauerfeuer jagt er eine Line nach der anderen raus, ohne dass der Flow unterbrochen wird.

Die Doubletime-Strophen sind dabei so schnell, dass man teilweise kein Wort mehr versteht. In seinen Disstracks steigert sich Savas so stark rein, dass er wie ein kläffender Kampfhund wirkt. Aber keine Angst, der will doch nur rappen.

Philosophenquatsch

"Ich bin ja vor kurzem 40 geworden. Entschuldigt, wenn ich heute viel rede und trinke", erwähnt Savas. "Mit 40 geht's bergab", witzelt er. Ja, auch ein Savas wird älter und mit dem Älterwerden kommt der Drang, über viele Dinge nachzudenken.

Auf der Bühne versucht sich der Rapper dann in Philosophie und faselt irgendwas von "Zeit ist ein unsichtbarer Äther" und dass es keine Antwort auf die wichtigen Fragen im Leben gäbe. Ein "Lutsch mein Schwanz" wäre jedenfalls nicht dass, was er seinen Fans heute mit auf den Weg geben möchte. "Es ist voll schwer etwas Sinnvolles kurz nach dem Tourstart zu erzählen", gibt er zu. Recht hat er wohl.

Warten auf die Hits

Obwohl sich die Zuschauerzahl seit seiner letzten Show in Mannheim nahezu verdoppelt hat, wirkt die Crowd, bis auf die Hardcore-Fans in den ersten Reihen, etwas gelangweilt. Das bemerkt auch Savas selbst. "Ich hab' halt nicht die Cro-Hits, aber ich hab' die meisten Klicks!" Doch genau hier liegt das Problem.

Wenn man nicht jede Zeile kennt, stellt sich relativ schnell Monotonie beim Zuschauer ein. Es fehlen mehr poppige Hooks zum Mitsingen. Allerdings ist das nicht unbedingt Savas Stil – Ausnahmen bestätigen die Regel. Er ist Rapper der alten Schule und will auch so gesehen werden.

Aufruf an die Rapkollegen

Seine Fähigkeiten betont er nochmals während dem vom Publikum energisch geforderten Zugabeblock als Einleitung für den Track "Neue Namen". "Eigentlich müsste doch jeder 20-jährige Rapper besser sein als ein 40-jähriger Rapper? 20 Silben im Takt sind für mich normal".

Ja, Savas, du bist der Größte. Am Ende lädt er noch jeden deutschsprachigen Rapper zu seinen Shows ein. Gästeliste plus drei, inklusive Freundin und Security. Man darf gespannt sein, wer also als nächstes in den Ring steigen wird. Die Konkurrenz schläft nicht. Aber auch sie wird älter.

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