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Sabaton (live in Karlsruhe, 2013) © Rudi Brand

Gunnery Sergeant Hartman schultert die Edelstahl-Klampfe: Im restlos ausverkauften Berliner Huxleys brennen die fünf Camouflage-Schweden von Sabaton ein martialisches Metal-Feuerwerk ab.

Ein Camouflage-Nightliner, ein Bühnenpanzer und jede Menge Tarnnetze: Wenn die schwedischen Metal-Recken von Sabaton dieser Tage irgendwo aufschlagen, suchen überzeugte Pazifisten schnell das Weite.

Starkstrom-Fetischisten hingegen, denen militärisch angehauchte Ballermann-goes-Metal-Vibes ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubern, können vom wilden Treiben der fünf Schweden um Irokesen-Derwisch Joakim Brodén nicht genug bekommen. Auch in Berlin-Neukölln stehen ergraute Vokuhila-Träger, langhaarige Leder-Liebhaber und leicht bekleidete Damen mit Nieten-Tops Schlange, als sich um halb sieben die Tore des Huxleys öffnen.

"Noch ein Bier!"

Bevor die trolligen Skandinavier inklusive Panzer allerdings die Bühne entern, wird die Masse erst einmal mit melodischen Power-Metal-Klängen angeheizt. Nach den durchaus imposanten Auftritten der beiden Support-Acts (Battle Beast, Delain) schallt um halb neun endlich Europes "The Final Countdown" durch die Boxen.

Von nun an gibt es kein Halten mehr in der restlos ausverkauften Halle am Herrmannplatz. Die Fäuste gehen gen Himmel und ein minutenlanger "Noch ein Bier"-Chor schwappt vom Mixer-Bereich bis zur martialisch aufgeplusterten Bühne. Da kriegt selbst ein erfahrener Frontmann wie Joakim Brodèn Gänsehaut und leert erst einmal ein Becher Gerstensaft auf ex.

Knallharte Riffs und bombastische Kesselspiele

Die Band zeigt sich schwer beeindruckt vom unermüdlichen Gejohle des Berliner Montagabend-Publikums. Immer wieder setzen die Verantwortlichen auf der Bühne ein beschwingtes Lächeln auf, während sie von einer Seite des Podests zur anderen hüpfen. Neben dem Selbstgefeiere wird natürlich auch amtlich musiziert.

Mit knallharten Riffs, bombastischen Kesselspielen und sich im Kreise drehenden Huldigungen vergangener Kriegsheldentaten servieren die Schweden genau das, was man von ihnen erwartet. So werden Songs wie der brachiale Opener "Ghost Devision", der nicht minder explosive Fünfminüter "Carolus Rex" oder die in "Noch Ein Bier" umgetaufte Hymne "Gott Mit Uns" von den Fans frenetisch bejubelt und mit lautstarken Mitsing-Chören unterstützt.

Der-Soldat-james-Ryan-trifft-auf-Toto-und-Harry-auf-Mallorca

Zwischen der gut neunzig Minuten langen Der-Soldat-James-Ryan-meets-Toto-und-Harry-auf-Mallorca-Show wird natürlich auch immer wieder der Comedy-Hammer ausgepackt. So versucht sich Sänger Joakim Brodén beispielsweise des Öfteren an den Fäkalabgründen deutschen Sprachguts.

Auch kurze Soloeinlagen (Michael Jackson, Metallica) des Band-Aushängeschilds auf der Gitarre sorgen für Gelächter in der Halle. Kurz vor Schluss darf sich sogar ein neunjähriger Knirps aus dem Publikum die Sonnenbrille des Frontmanns aufsetzen. Das nennt man dann wohl bewusste Nachwuchsförderung.

Schweiß, Bierpfützen und andere undefinierbare Flüssigkeiten

Als die Band sich schließlich nach der letzten Zugabe ausgepumpt aber glücklich in Richtung Backstagebereich verabschiedet, hinterlässt sie ein Schlachtfeld voller Schweiß, Bierpfützen und anderer undefinierbarer Flüssigkeiten.

Na dann, auf in den nächsten "Kampf"! In Polen stehen die nächsten Gefolgsrekruten schon Gewehr bei Fuß. Ich lass mich jetzt erstmal von John Lennons "Give Peace A Chance" wieder auf den richtigen Pfad bringen. 

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