Pharrell Williams (Pressebild, 2014)

Pharrell Williams (Pressebild, 2014) © MLK

Wer die Show von Pharrell Williams in Frankfurt bis zum Ende sehen wollte, brauchte sehr viel Durchhaltekraft. Selten gab es eine so unglückliche Konstellation aus Zeitplan und technischen Schwierigkeiten, die so manchem Zuschauer alles abverlangte.

Einen Konzertabend mit zwei Vorbands zu beginnen, kann für viele Zuschauer zu einer Belastung werden. Wenn sich dann aber gegen 22 Uhr der geplante Konzertbeginn durch unerwartete technische Schwierigkeiten noch weiter verzögert, wird es nervig. Die Hektik am Technikpult in der Mitte des Innenraums und die sichtbaren Steuerelemente auf den Bildschirmen der Bühne lassen die Probleme zwar erahnen. Aber der Veranstalter oder die Verantwortlichen der Festhalle hätten wenigstens ein kurzes Statement an die Zuschauer richten können.

Der Stimmung beim Hauptkonzert hat es letztlich nicht geschadet, dass die Show von Pharrell Williams erst mit weiteren 25 Minuten Verspätung gegen 22.25 Uhr startet.

Pharrell lässt die Puppen tanzen

Mit rotem Hut und weißer Jacke eröffnet Pharrell Williams sein Konzert in der Festhalle. Zu "Come Get It Be" lässt er seine fünf Tänzerinnen um sich herum wirbeln und schnell stehen neben den Zuschauern im Innenraum auch die Fans auf den Oberrängen. Gemeinsam machen alle Party zu einem überraschend guten Sound trotz leichter Halleffekte auf dem Gesangsmikro. Hier haben andere Bands und Musiker aus Nordamerika, die musikalisch in die gleiche Richtung gehen, deutlich schlechter abgeschnitten. Dafür verdienen die Tontechniker am Mischpult großes Lob.

Nach dem Opening lässt sich Pharrell Williams erstmal von den Fans abfeiern. Erst steht er vorne am Bühnenrand. Dann entledigt er sich seiner Jacke und performt weiter mit weißem T-Shirt und mehreren langen Halsketten. Mit dem einzigen alten Hit "Frontin'" und der zweiten Single "Marilyn Monroe" geht es weiter. Im Innenraum wird richtig abgefeiert und es endet mit einem "Danke Schön" von Pharrell.

Girls, Girls, Girls

Spätestens ab jetzt wird deutlich, dass Pharrell die Girls komplett in den Mittelpunkt der Show stellt. Nicht umsonst heißt sein aktuelles Album "Girl" und die Tour trägt den Titel "The Dear Girl". Dem heißen Tanz zu "Hot In Here" folgt der Song "Gush", in dem es um ein Dirrty Girl geht. Dann verschwindet Pharrell von der Bühne und lässt seine fünf Tänzerinnen ihre sexy Show abziehen. Im Mittelpunkt steht das Twerking oder auch Extremarschwackeln, bei dem die Ladys ihre Kehrseiten präsentieren. 

Etwas später holt er sich mehrere junge Girls aus dem Publikum, tanzt und performt mit ihnen und umarmt am Ende alle ausgiebig. Da bleibt die Frage: Hat Pharrell einen klaren, wenn auch etwas eingeschränkten Blick auf sein Zielpublikum oder, falls man es ihm negativ auslegen möchte, einen ausgeprägten Hormonstau? Jedenfalls macht er einen riesigen Tam-Tam um die Girls.

Partytime für alle

Mit von ihm produzierten Coverhits wie "Drop It Like It's Hot" und "Hollaback Girl", bei dem die Backgroundsängerinnen brillieren dürfen, wärmt Pharrell das Publikum auf für die Schlussphase. Es folgen seine zwei großen Kollaborationen, mit denen er 2013 neben der Produktion auch als Performer in den Mittelpunkt gerückt ist. Zuerst kommt "Blurred Lines" von Robin Thicke, bei dem jetzt nicht nur getanzt, sondern auch mitgesungen wird. Der Höhepunkt des Hauptblocks ist aber zweifelsfrei "Get Lucky", der Hit von Daft Punk. Hier springen die Emotionen förmlich über.

Die Zugabe beginnt mit Pharrell vor einem abwechselnd größer und kleiner werdenden, weißen Leuchtkreis, der den Takt des Klatschens vorgibt. Es folgt ein weiterer Daft Punk Song mit "Lose Yourself To Dance". Dann steigt Pharrell runter zur Absperrung der Stehplätze und nimmt ein Bad am Rand der Menge, klettert wieder rauf auf die Bühne und alle Arme im Innenraum schwenken hin und her. Vor dem letzten Song lässt er sich nochmal abfeiern und dann kommt der lang erwartete Superhit "Happy". Während alle den Song abfeiern, knallen plötzlich aus vollem Rohr die Nebel- und Glitterkanonen los. Der Innenraum wird eingehüllt und im Rausch der Emotionen endet die Show nach 75 Minuten.

Ausblick auf die Zukunft

Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass Pharrell sein Debütalbum "In My Mind" von 2006 komplett ignoriert hat. Nicht einen Song daraus hat er performt. Die älteren Songs stammen fast alle aus der Zeit, als er gemeinsam mit Chad Hugo noch das Produzententeam The Neptunes gebildet hat. Als Produzent ist Pharrell somit seit Jahren ein Hitgarant.

Aber um als eigenständiger Sänger und Performer langfristig hervorzutreten, braucht er mehr eigene Hits, die man auch mit seiner Stimme verbinden kann. Dann kann er auch länger als nur 75 Minuten spielen und braucht nicht so viele Vorbands, um den Abend zu füllen.

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