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Cäthe © 2012, Thorsten Dirr (DEAG music)

Im Rahmen ihrer "Ich muss gar nichts"-Tour machte Cäthe Station in der Hauptstadt. Mit Pauken und Trompeten verwandelte sie den Kreuzberger Festsaal in ein Tollhaus voll überschäumender Emotionen.

Eigentlich scheint alles perfekt angerichtet. Der schmucke Festsaal in Kreuzberg platzt aus allen Nähten, die hölzerne Galerie sowie das rustikale Grundambiente wecken Erinnerungen an alte John Wayne-Western-Filme und die Stimmung unter den Anwesenden ist ausgelassen und erwartungsvoll.

Wie bestellt schleicht Miss Kinichi, der Support-Act des Abends, in glitzernder Pailettenweste und Retro-Gitarre auf die Bühne und beginnt ihr halbstündiges Americana-meets-Silencepop-Set. Doch irgendwie will der Funk nicht überspringen.

Von Langeweile keine Spur mehr

Um kurz vor Neun verabschieden die Berliner die Sängerin und ihren Bassisten mit verhaltenem Anstandsapplaus. Keine zwanzig Minuten später verwandelt sich die anwesende Heerschar urplötzlich in ein ekstatisches Kollektiv. Von Langeweile keine Spur mehr. Cäthe sei Dank.

Die Gefolgschaft lässt all ihren Gefühlen freien Lauf

Bereits mit dem zweiten Einsteiger Wahre Liebe nimmt die Wahl-Hamburgerin die Masse bei der Hand. Gewohnt zappelig schüttelt Cäthe immer wieder wie wild ihr Haupthaar und hüpft dabei ständig zwischen Schlagzeugpodest und Mikrofon hin und her.

Angesteckt von der impulsiven Präsenz ihrer Heldin auf der Bühne, lässt die Gefolgschaft all ihren Emotionen freien Lauf. Es wird geschrien, gejubelt, geklatscht und getanzt. Cäthe reagiert sichtlich gerührt, spart sich jedoch gängige "Ihr seid die tollsten Fans"-Plattitüden. Stattdessen strahlt sie über beide Ohren.

Cäthe ist echt, kein Kunstprodukt

Der Sound in der überhitzten Location ist rund und knackig. Bass, Gitarre, Schlagzeug, Keyboard: kein Ton und kein Schlag verliert sich ungehört innerhalb des Kreuzberger Clubs. Cäthe ist echt, kein Kunstprodukt.

Jede unwirsche Armbewegung, jeder unkontrollierter Hopser und jeder Ton ihres markanten Organs: alles kommt aus dem Bau heraus. Sie ist einfach ein Ding, wenn's in Bewegung ist, macht’s einen Sinn.

Lange Reden zwischen den Songs? Fehlanzeige

Man nimmt der zierlichen Bardin einfach alles ab. Ob melancholisch schmusend oder kratzig und rockend: Jede vorgetragene Emotion fliegt mit einem Echtheits-Button behaftet durch den Raum. Auch nach über siebzig Minuten grinst Catharina Sieland alias Cäthe immer noch wie ein kleines Kind, das vor dem opulenten Weihnachtsbaum hockt.

Lange Reden zwischen den Songs? Fehlanzeige. Aber wer braucht das schon? Alles was gesagt werden muss, steckt in ihren Songs:

Songs, die in den heimischen vier Wänden sämtliche Empfindungen auf Herz und Nieren prüfen und – live präsentiert – geistige Arbeiten und Gefühle in Gang setzen, die jedem Weltuntergangsgedanken den erhobenen Mittelfinger zeigen.

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