Wolfgang Hien: Über Primo Levi

Wolfgang Hien: Über Primo Levi

Dienstag, 1. Oktober 2024, 19:00 Uhr bis , 21:00 Uhr
kukoon
Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen

Reihe Befreiendes Denken im Schatten von Auschwitz – Jüdische Intellektuelle der 1920er und 1930er Jahre für die Befreiung des Menschen aus Ausbeutung und Unterdrückung – von den Nazis ermordet, vertrieben oder vergessen gemacht
Primo Levi, Mitglied der Resistenzia, kam als junger Chemiker nach Auschwitz und dort in die Chemiefabrik der I.G. Farbenindustrie. Er hat überlebt und konnte durch seine Zeugenschaft dazu beitragen, ein genaueres Bild des deutschen Faschismus in seiner von der Großindustrie geprägten soziomentalen Struktur zu zeichnen. Zitiert wird aus seinem letzten Werk: „Die Untergegangenen und Geretteten“.
Der Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler Wolfgang Hien beschäftigte sich im Lauf seiner Forschungsarbeiten zur Sozialgeschichte der Industriearbeit in Deutschland und Österreich von der Hochindustrialisierung bis heute intensiv mit der „Zeit“, dem Zeitgeist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte und zu der Katastrophe das Nationalsozialismus führte. Es enthüllte sich die Kontinuität eines durchweg brutalen Sozialdarwinismus (der im heutigen Neoliberalismus wieder auf- und fortlebt). Das Leid der arbeitenden Massen, die Thematisierung von Leid und Leiden überhaupt, war und ist verpönt.


Er hat nach „Gegenstimmen“ gesucht, nach Stimmen, die die andere Seite des Fortschritts in den Blick nahmen und fand fast durchweg Stimmen jüdischer Intellektueller. Genau dies scheint ihm zugleich ein Grund für den seit etwa 1870 stetig wachsenden Antisemitismus zu sein. Humanität war in den Augen der Elite der Gegenpol zur Härte und Stärke, die man sich für das „Deutschtum“ wünschte. Es galt, die „Humanitätspropaganda der Juden“ zu bekämpfen und auszumerzen (vgl. Hermann Glaser: Bildungsbürgertum und Nationalismus, München 1993).
Im Verlauf der Vortragsreihe zwischen März und November 2024 stellt Hien sechs jüdische Intellektuelle vor, die ihm als Vertreter*innen von Humanität, Menschenwürde und „Verantwortung von anderen her“ (Levinas) begegneten: Ludwig Teleky / Käthe Leichter / Simone Weil / Edith Stein / Primo Levi / Emmanuel Levinas.
Veranstalter*innen: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Kulturzentrum Kukoon.

Weitere Veranstaltungen

Weitere Events in Bremen und Umgebung ›

×