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Menschen, Ideen, Events

Eindrücke von Musikmesse und Prolight + Sound 2019 in Frankfurt

Review von Markus Biedermann
veröffentlicht am 06.04.2019

musikmesse frankfurt prolight+sound

Eindrücke von Musikmesse und Prolight + Sound 2019 in Frankfurt

Musikmesse Frankfurt und Prolight + Sound 2019. © MKB2019

Zum wiederholten Mal unternahm die Messe Frankfurt den Versuch, die Musikmesse neu zu erfinden und neu zu positionieren. Am Ende kommt es bei der Beurteilung dieses Unterfangens ganz auf den Blickwinkel an. Und die Ticketpreise.

2020 wird die Musikmesse 40 Jahre alt. Seit einigen Jahren scheint sie inmitten einer etwas verfrühten Midlife-Krise steckengeblieben zu sein. Diese Erkenntnis ist längst nicht mehr neu. Die Organisatoren präsentierten schon 2016 ein neues Konzept, feilten 2017 nochmal daran und fassten nach der 2018er Ausgabe sehr schnell den Entschluss, dass weiterer Wandel notwendig sei.

Das ist einerseits mutig, da es zeigt, dass man auf Kritik und Input von Seiten der Besucher sowie der Aussteller reagiert, aber andererseits auch gefährlich, da man das Produkt Musikmesse im Kern anrührt und am Ende eines solchen Prozesses vielleicht gar nicht mehr klar ist, wofür dies eigentlich steht. 2019 jedenfalls stand die Musikmesse auf den drei Säulen Musikmesse, Musikmesse Plaza und Musikmesse Festival.

Die Plaza als eintägiges, nachgelagertes Event am Samstag und das auf die gesamte Stadt aufgeteilte Festival sind dabei die neusten Elemente, während die Musikmesse selbst parallel mit der Prolight + Sound stattfand.

Wie das an den Tagen unter der Woche auf dem Messegelände und in den Hallen aussah, ist schnell erzählt: Der Musikmesse-Teil mit E-Gitarren, Klavieren, Drums und Bläsern passte auf eine verkleinerte Ebene der Halle 3.

Die Musikmesse in der in mehrere Bereiche aufgeteilten Halle 3.0

Die Musikmesse in der in mehrere Bereiche aufgeteilten Halle 3.0, © MKB2019

Die Prolight + Sound verteilte sich auf mehrere Hallen, bot lebhaftes Treiben an den Ständen und zeigt sich insgesamt recht unerschüttert von den Beben, die das Parallelevent seit einigen Jahren erschüttern.

Hier zählen die Händler-, allgemein die B2B-Kontakte. Wer eine Großinvestition in eine neue PA oder eine Lichtanlage plant, wer große und kleine Festivals als Sound-Installationsanbieter oder Lichttechnikverleih ausstattet, der weiß, was er von den Demo-Möglichkeiten in den großen Messehallen und den persönlichen Kontakten beim Verhandeln hat. Hier trifft sich dann auch das internationale Publikum zum Anbietervergleich, Handshakes und abendlichem Nachmesse-Programm.

Insgesamt 85.000 Besucher kamen dieses Jahr auf das Frankfurter Messegelände und damit etwas weniger als im Vorjahr (90.000).

Bei König & Meyer in Halle 8

Bei König & Meyer in Halle 8, © MKB2019

Die ersten RIP-Rufe in Richtung Musikmesse wurden in den sozialen Medien, aber auch vor Ort, recht schnell laut. "Hat es die CeBit nicht gerade erst vorgemacht und den Stecker gerade noch zur rechten Zeit gezogen?"

Nun – dieserart Lamento ist schnell formuliert, gepostet oder ausgesprochen. Es ist eine bequeme Position, auf die sich leicht zurückziehen lässt, wenn man keine besseren Lösungen zu präsentieren, vor allem aber auch keine zu verantworten hat.

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Die "Circle Stages" innerhalb der Hallen boten einige interessante Showcases, © MKB2019

Dazu kommt ein anderer Punkt, der sich auf der diesjährigen Musikmesse ganz besonders beobachten und vernehmen ließ: Die Einschätzung der Musikmesse als Event mit Relevanz oder als vom Aussterben bedrohter Dinosaurier hängt ganz entscheidend davon ab, mit welchem Blickwinkel man auf die Tage in Frankfurt schaut.

Wer schon vor dreißig Jahren als Jugendlicher zum Autogrammjagen nach Frankfurt reiste und dabei auch noch das irre weltweite Angebot an Instrumenten bewunderte, hat zum Beispiel eine völlig andere Vergleichsebene und Erwartungshaltung als das junge Team in unserem Titelbild.

Die

Die "Mute Tube" im Einsatz, © MKB2019

Die beiden haben Mute Tube präsentiert, eine kleine, aber ausgesprochen effektive Schallschutz-Lösung für Trompete und Flügelhorn. Mute Tube aufbauen, Trompete reinstecken – Nachbar glücklich. Der Verkauf erfolgt online über Direktvertrieb. Die Entwickler sitzen in Österreich und besuchten die Musikmesse zum ersten Mal.

Jeder Kontakt mit dem interessierten Laufpublikum, das hier Hands-On in Kontakt mit dem neuen Produkt kam, war für sie ein positives Element: Lob, Kritik, Fragen, Anmerkungen, direkter Austausch – sie wären gerne noch näher am Eingang positioniert gewesen, aber alles in allem lief es für Mute Tube in Halle 3 gar nicht so schlecht.

Partones Motto ist:

Partones Motto ist: "Sustainable Sound", © MKB2019

Die CITES-Problematik nutzt indes Armin Seebass von partones.com für sich und sein kleines Unternehmen. Aus Finnland kommt nachhaltiges Material für den Instrumentenbau. Mit Nachhaltigkeit als Argument locken auch Ingmar und Stephanie ihre potenzielle Kunden in den "Haasenhof", ihre "musikalische Oase". Manche Besucher fanden in den Musikmessehallen sogar eine neue Muse bzw. die ideale Sängerin:

Solche kleinen Entdeckungen, persönliche Begegnungen und überraschende Momente werden natürlich auch dadurch präsenter, dass viele ehemals große Aussteller, Stars und Sternchen nicht mehr auf der Musikmesse zugegen sind – doch genau dieser traurige Umstand wird ursächlich noch weiter mit dazu beitragen, dass das Interesse an der Messe zunehmend geringer wird.

Rückkehr der Agora an ihren angestammten Platz

Rückkehr der Agora an ihren angestammten Platz, © MKB2019

Eine kleine Messe mit innovativen Produkten kann charmant, erkenntnisreich und voller Spaß und Unterhaltung sein. Jedoch muss die Frage erlaubt sein: Besucher der Musikmesse, eventuell mit besonderem Interesse an E-Gitarren und -Bässen, die sich mit Vorfreude ihre Tickets online gelöst hatten – sie bezahlten für Tageskarten im Vorverkauf 30€, für Dauerkarten 45€. Ein angemessener Preis? Wofür?

Für das Gesamtpaket aus Musikmesse, PLS und Festival – vielleicht. Für den ausschlaggebenden Punkt zum Ticketkauf, für den diese Personengruppe sich interessierte: keinesfalls.

Am Stand der Adam Hall Group in Halle 8

Am Stand der Adam Hall Group in Halle 8, © MKB2019

Es stellen sich weitere Fragen an das neue, neue Konzept: Die Agora als zentrale Bühne zwischen Festhalle, 3, 4 und 5 ist zurückgekehrt und lockte mit mehreren Streetfood-Wägen auch zum Verweilen davor ein.

Warum ist aber so manches interessante Messeangebot in Halle 1 versteckt? Warum ist Light am anderen Ende des Geländes untergebracht, anstatt zum Beispiel ebenfalls rund um den Platz in 5 oder 6? Und warum blieb der gesamte Außenbereich vor 12 und Portalhaus so lieblos ungenutzt?

Luftiger Auftritt der SOMM

Luftiger Auftritt der SOMM, © MKB2019

Was war nun der Kern des neuen Konzepts? Will man Konferenz sein, Ausstellermesse, Besuchermesse, Händlermesse? Die Problematik, das Verhältnis richtig abzuwiegen zeigte sich überall. Zum Beispiel in Halle 4.1, in der zahlreiche Bühnen und Stände von GEMA, SOMM und anderen eher durchwachsen erfolgreich zum Anhören, Diskutieren und Netzwerken einluden.

Die Zielgruppen sind nach wie vor sehr verschieden und vielleicht für jeden Bereich außer der "typischen" PLS-Besucher mittlerweile zu klein? Und für wen genau waren die (eindrucksvollen) Licht- und Pyro-Demos auf der PRG LEA Bühne eigentlich gedacht?

Pyro-Demo mit Herz

Pyro-Demo mit Herz, © MKB2019

Antworten darauf können nur die zukünftigen Messen geben. Es gibt Elemente der diesjährigen, die man dabei sehr begrüßen würde: Mit der "Dead Rock Heads"-Ausstellung des Künstlers Ole Ohlendorff kam ein Hauch von "Hall of Fame" und richtig gute Kunst in die sonst sehr sterilen Messegänge.

Ole Ohlendorff zeigt

Ole Ohlendorff zeigt "Dead Rock Heads", © MKB2019

Im Foyer lockerten zahlreiche große Prints berühmter Konzertfotografien die etwas trocken geratene Darstellung von Vintage-Equipment auf.

Und dann die Agora!

Am Mischpult in der Agora Stage

Am Mischpult in der Agora Stage, © MKB2019

Wir wollen diese Bühne, zwischenzeitlich aufgrund einer Konzeption mit Openair "Center Stage" abgeschafft, nicht noch einmal missen müssen. Und das nicht nur, weil wir mit der Kölner Soulband Molass wiedermal einen herausragenden Act präsentieren durften.

Molass live auf der Musikmesse

Molass live auf der Musikmesse, © MKB2019

Ein starker Gig, der für #backstagestories auch ausgiebig begleitet wurde.

Das #backstagestories-Team trifft sich

Das #backstagestories-Team trifft sich, © MKB2019

Apropos Partner und Kooperationen: Natürlich ist eine Messe potenziell ein Branchentreffpunkt, der einen komplett anderen, intensiveren Austausch mit Partnern, Kunden und Kollegen fördert als die täglichen Emails oder Telefonate.

#backstagestories-Getränkedeckel

#backstagestories-Getränkedeckel, © MKB2019

Das galt für uns von Backstage PRO sowohl als Besucher des Messegeländes sowie als Mitveranstalter der Verleihung des BACKSTAGE Clubawards, die im Rahmen des Musikmesse Festivals stattfand.

Es sind solche besonderen Momente, Menschen und Emotionen, auf die sich die Messebesucher neben allem Handel und rein geschäftlichem Netzwerken freuen. Es lohnt sich, dafür diesen Fixtermin in Frankfurt zu erhalten.

Unsere weiteren Fotos zeigen euch noch ein paar Eindrücke der Messe. Die offizielle Pressemeldung findet ihr hier. Wir freuen uns auf euer Feedback in den Kommentaren!

Musikmesse Frankfurt und Prolight + Sound 2019

Musikmesse Frankfurt und Prolight + Sound 2019, © MKB2019

Ingesamt 39 Bilder, klicken um Fotostrecke zu starten

Unternehmen

Prolight + Sound

The Global Entertainment Technology Show

Locations

Messe Frankfurt

Messe Frankfurt

messe, 60327 Frankfurt am Main

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