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Alles im Kasten?

Equipmenttransport: So bringst du Instrumente und Gear sicher durch die Tour

Tipps für Musiker und Bands von Reinhard Goebels
veröffentlicht am 15.10.2019

equipment tourplanung

Equipmenttransport: So bringst du Instrumente und Gear sicher durch die Tour

Leichter geht's auf Rollen: Die Band Molass beim Ausladen auf der Musikmesse. © Reinhard Goebels

Wenn ein Instrument auf dem Weg zum Gig Schaden nimmt oder gar kaputtgeht, kann das schon richtig bitter sein. Neben der Sicherheit eures Gears gibt es jedoch noch weitere Aspekte, die ihr beim Transport beachten solltet. Wir haben einige Tipps zu Cases, Fahrzeugwahl und Co. für euch zusammengestellt.

Verpackt euer Equipment sicher

Wenn ihr an eurem Equipment lange Spaß haben möchtet und sicher gehen wollt, dass auch alles noch funktioniert, wenn ihr bei einer Show ankommt, solltet ihr euer Equipment beim Transport entsprechend sichern. Für Instrumente gibt es Transportschutz in weichen und harten Varianten.

Bags und Cases

Taschen haben unbestreitbar gewisse Vorzüge: Nicht nur sind sie in der Regel billiger als gute Koffer und Flightcases, sondern auch leichter, lassen sich einfacher verstauen und dank Schultergurten bequem transportieren. Das kommt euch besonders zugute, wenn ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs seid. Auch hinsichtlich des Schutzes bieten sie einiges: So sind hochwertige Gigbags gut gepolstert, an besonders beanspruchten Stellen zusätzlich verstärkt und schützen vor Witterungseinflüssen. Damit sind sie völlig ausreichend, wenn ihr euer Instrument selbst transportiert, sofern es dabei nicht Gefahr läuft, zwischen anderes, schweres Equipment zu geraten oder starken Stößen ausgesetzt zu werden.

Bei schweren Belastungen kann eine Tasche nicht mehr ausreichend Schutz bieten. Wenn euer Instrument zusammen mit einem Haufen schwerem Equipment in einem Laderaum und/oder beim Transport häufig in fremden Händen landet, die vielleicht nicht ganz so sorgsam damit umgehen, solltet ihr dringend über stabile Koffer oder – noch robuster – Flightcases nachdenken.

Pedalboards, die wiederum in Taschen oder Cases gepackt werden, bieten nicht nur guten Schutz für eure Bodentreter und die damit verbundenen Kabel; sie können auch den Aufbau stark vereinfachen.

Für Drummer gilt: Für den Transport solltet ihr stets die Becken abschrauben und sie in einer Cymbal-Tasche oder einem Cymbal-Case unterbringen. Auch für die Hardware empfiehlt sich eine dafür vorgesehene Tasche bzw. ein Case. Mit einer Decke könnt ihr zudem verhindern, dass sich die Hardware gegenseitig verkratzt. Um die Trommeln selbst zu schützen, könnt ihr euch ebenfalls spezielle Bags, Koffer oder ein Flightcase zulegen.

Amps, PA, Kabel und Co.

Sicher verpackt werden sollten bei härteren Transportbedingungen nicht nur die Instrumente selbst, sondern auch Verstärker, PA-Equipment und dergleichen. Auch Kabel sind keine Fans von Knicken und Knoten, sondern sollten für maximale Langlebigkeit stets sauber aufgerollt und sicher transportiert werden. Wenn ihr eure Boxen “nackt” oder nur mit einer Nylonhülle transportiert, achtet darauf, dass nichts gegen die Frontbespannung der Box drückt oder sich gar hereinzubohren droht.

Den besten Schutz erreicht ihr, indem ihr alles in Flightcases unterbringt. Diese lassen sich zudem problemlos stapeln. Der Nachteil: Alles in Flightcases unterzubringen führt zu hohem Gewicht und ist außerdem nicht gerade ein Vergnügen für die Bandkasse. Achtet darauf, dass die Kosten für den Schutz für euch in einem angemessenen Verhältnis zum Wert eures Equipments steht.

Achtet auf eure Sicherheit

Wer kennt das nicht: Der PKW ist bis zum Dach mit Equipment vollgeladen, vielleicht ist auch noch das ein oder andere Bandmitglied unter dem Zeug begraben. Wichtig beim Transport ist jedoch natürlich nicht nur die Sicherheit eures Equipments, sondern auch eure eigene Sicherheit. Achtet daher immer darauf, dass euer Equipment im Auto entsprechend gesichert ist. § 22, Abs. 1 der StVO schreibt vor:

„Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.”

Vollbremsungen bei höheren Geschwindigkeiten können ansonsten selbst vermeintlich fest verstaute Objekte in gefährliche Geschosse verwandeln. Bedenkt zudem, dass sich bei hoher Beladung das Fahrverhalten ändert und Bremswege länger werden. Hier ist also erhöhte Vorsicht angesagt.

Das passende Transportmittel

Die Auswahl eines geeigneten fahrbaren Untersatzes hängt davon ab, wie viele Personen ihr in der Band seid und wie viel ihr transportieren müsst. Wenn ihr bei Auftritten ständig mit mehreren Autos fahren müsst, kann es sich lohnen, die Sprit- und Verschleißkosten mit der Miete eines Kleintransporters bzw. kleinen Tourbusses zu vergleichen, der über einen abgetrennten Laderaum verfügt. Wenn ihr regelmäßig unterwegs sein, kann es längerfristig auch sinnvoll sein, in einen günstigen Gebrauchtwagen zu investieren. Gemeinsames Fahren ist nicht nur effizienter und umweltschonender, sondern macht auch mehr Spaß und erleichtert die Parkplatzsuche.

Für den Equipmenttransport könnt ihr auch einen abschließbaren(!) Anhänger benutzen. Achtet hierbei auf die Regelungen des zulässigen Gesamtgewichts: Mit einem Führerschein der Klasse B könnt ihr einen Anhänger mit bis zu 750 kg zulässigem Gesamtgewicht verwenden. Auch ein höheres zulässiges Gesamtgewicht des Anhängers ist möglich, dann darf jedoch das addierte zulässige Gesamtgewicht von PKW und Anhänger 3,5t nicht überschreiten. Bedenkt zudem, dass das Rangieren mit einem Anhänger etwas an Übung bedarf und die Parkplatzsuche nicht immer leicht ist.

Ob Van oder Anhänger – beides kann letztlich aufgebrochen werden. Wenn ihr es vermeiden könnt, lagert daher euer Equipment nicht über Nacht darin.

Vermeidet extreme Temperaturschwankungen

Grundsätzlich solltet ihr Instrumente und Equipment möglichst keinen extremen Wetterverhältnissen aussetzen. Insbesondere starke Schwankungen können euren Sachen zu schaffen machen: Da sich Holz je nach Temperatur und Feuchtigkeit ausdehnt oder zusammenzieht, freuen sich Instrumente aus Holz nicht darüber, wenn sie beim Transport im Winter stark ausgekühlt sind und dann direkt in einem gut beheizten Club oder Proberaum ausgepackt werden. Gleiches gilt auch für “aufgeheizte” Instrumente in stark klimatisierten Räumen.

Ist euer Instrument zudem vielleicht noch mit Nitrolack beschichtet, kann der Lack dadurch Risse bekommen. Lasst euer Instrument bei plötzlichen Temperaturschwankungen am besten zunächst eine Weile im Koffer, damit es sich schonender “akklimatisieren” kann. Auch das übrige Equipment freut sich etwa nach dem Transport in einem unbeheizten Anhänger über eine Aufwärmphase vor dem Auspacken, da sich Kondenswasser bilden kann.

Lasst euer Equipment versichern

Die verschiedenen Gefahren, denen euer Equipment auf Tour ausgesetzt sein kann, lassen sich auch mit den besten Vorkehrungen wohl kaum ganz vermeiden. Um im Schadensfall nicht im Regen zu stehen, könnt ihr euer Equipment versichern lassen.

Die Equipmentversicherung I'M SOUND (sponsored Link) deckt nicht nur Transportschäden und Diebstahl aus dem Auto ab, sondern z.B. auch Schäden durch Kurzschlüsse bzw. Fehlbedienung sowie Diebstahl aus dem Proberaum.

Lasst' rollen!

Grundsätzlich spart ihr euch eine Menge Arbeit und schont eure Gesundheit, wenn ihr schweres Equipment auf Rollen befördert, anstatt es zu tragen. Zu diesem Zweck könnt ihr euch Cases besorgen, die bereits ab Werk mit entsprechenden Rollen versehen sind. Ihr könnt Flightcases auch selbst mit Rollen nachrüsten, solltet hierbei jedoch darauf achten, sie nicht direkt am Case zu befestigen, sondern an Rollenplatten, die am Boden des Cases montiert werden. Zudem gibt es auch Boxen, die selbst über Rollen verfügen.

Alternativ könnt ihr auch andere rollende Hilfsmittel verwenden, wie etwa zusammenklappbare Transportwagen, Trolleys oder Rollbretter (auch “Dollys” genannt), und euer Equipment im Falle eines wackeligen Untergrunds mit Spann- oder Zurrgurten darauf sichern.

Darf es ein bisschen weniger sein?

Eine andere Möglichkeit, sowohl Platzproblemen als auch Rückenproblemen aus dem Weg zu gehen, ist es, bewusst euer Equipment zu reduzieren. Versucht, für euch herauszufinden, was ihr tatsächlich für eine gelungene Show braucht. Klar, so ein Full-Stack mit 100-Watt-Röhrentopteil kann schon Spaß machen – ist allerdings für den gemeinen Club in der Regel völliger Overkill.

Euer Freund, die Routine

Beim Beladen kann es hilfreich sein, eine feste Ordnung eures Equipments beizubehalten, wenn sie einmal gefunden wurde. Damit spart ihr Zeit, könnt für gleichbleibende Sicherheit garantieren und habt zudem einen besseren Überblick, ob auch tatsächlich alles an Bord ist, wenn es einmal schnell gehen muss. Zu Beginn könnt ihr zu diesem Zweck die Ladeordnung auf Fotos festhalten.

Wie seid ihr unterwegs?

Einen optimalen Kompromiss zwischen sicheren, praktischen und günstigen Transportlösungen für Equipment zu finden ist nicht immer einfach. Wir möchten gerne von euch wissen, wie ihr euer Equipment transportiert und worauf ihr dabei besonders achtet. Schreibt uns in den Kommentaren!

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