Überraschende Kooperation
Gibson übernimmt Kult-Amp-Hersteller Mesa/Boogie
© Susan Mohr via Unsplash
Auf Instagram drückt Gibson seine Freude darüber aus, Mesa/Boogie zukünftig unter der Gibson-Marke zu vertreiben. Das 1969 von Randall Smith gegründete Unternehmen sei die erste "Boutique"-Marke für Verstärker gewesen und zeichne sich verantwortlich für bahnbrechende Schaltkreise, die wiederum verantworlich seien für einige der einflussreichsten Sounds unserer Zeit.
In der Tat setzten Mesa/Boogie-Verstärker wie der Dual Rectifier oder der Mark I Standards für Generationen von Hard Rock- und Metal-Gitarrist/innen: Ob Mark Knopfler (Dire Straits), Frank Zappa, Mike Oldfield oder David Gilmour (Pink Floyd): Sie alle spielten Amps der traditionsreichen Marke.
Lebenswerk
Der Website Mixdown zufolge plant Gründer Randall Smith, auch nach dem abgeschlossenen Verkauf weiter mit Mesa/Boogie zu arbeiten. Er soll sich außerdem als Baumeister für die geplante Gibson Custom Shop-Verstärker-Reihe betätigen:
"Ich bin jetzt 75 Jahre alt, und arbeite noch immer jeden Tag. Amps bauen ist meine Kunst, und viele meiner Crew-Mitglieder begleiten mich seit 30 oder 40 Jahren. Teil von Gibsons Custom Shop zu sein, bedeutet nicht nur eine Vergrößerung unserer Reichweite, sondern auch die Möglichkeit, mein Vermächtnis auf lange Zeit zu bewahren."
Gibson-Präsident und CEO von Gibson Brands, James Curleigh, drückt gleichsam seine Freude über die geplante Zusammenarbeit aus: Er spricht von einer perfekten Partnerschaft, die begründet liegt in einer gemeinsamen professionellen Erfahrung und der Leidenschaft für Sound.
Nicht nur positive Reaktionen
Die Kommentare unter den Social Media-Posts von Gibson fallen derweil eher kritisch aus. Viele Mesa/Boogie-Nutzer/innen betonen die bisherigen, hohen Qualitätsstandards der Boutique-Marke und fürchten, dass diese mit der Übernahme durch Gibson sinken werden.
Gibson hatte in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der Qualitätskontrolle ihrer Instrumente; auf Facebook berichten Nutzer/innen von hochpreisigen Gibson-Gitarren, die sich ständig verstimmen oder sogar Instrumenten, die in zwei Teile zerbrechen.
Auch die finanzielle Zukunft des Unternehmens wird angezweifelt: In der Tat musste Gibson Mitte 2018 Konkurs anmelden; das Insolvenzverfahren konnte jedoch bereits kurze Zeit später durch Finanzhilfen der Anteilseigner beendet werden. Es wird sich zeigen, inwiefern die Übernahme von Mesa/Boogie Gibsons Wirtschaftslage beeinflusst, und ob diese Akquise möglicherweise den ersten Schritt einer größeren Wachstumsstrategie darstellt.
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