Gegen das Bürgerbegehren
Leipziger Clubsterben: Die letzte Party im So&So
So&So. © Montage
Auf dem Gelände des ehemaligen Eutritzscher Ladebahnhof, auf dem das So&So derzeit untergebracht ist, soll im Auftrag der CG Leipzig City Nord GmbH & Co. KG neuer Wohnraum mit einem besonderen Augenmerk auf den sozialen Wohnungsbau entstehen.
Turn of Events
Zu Beginn der Planungen im Jahr 2017 wurde darüber spekuliert, das So&So in das neu geschaffene Wohngebiet zu integrieren. Im Juli 2018 erhielten die Betreiber dann jedoch eine Kündigung.
In ihrer ersten Stellungnahme zur Kündigung heißt es, dass diese "entgegen aller öffentlichen Aussagen im Planungs- und Bürgerbeteiligungsverfahren um das Vorhaben 'Leipzig 416' und trotz der erklärten Unterstützung der Bürgermeisterinnen der Stadt Leipzig für Kultur, Dr. Skadi Jennicke, und Stadtentwicklung und Bau, Dorothee Dubrau," durchgesetzt wurde.
Hoffnungslos
Zahlreiche Gäste und Freunde des So&So protestierten gegen diese Kündigung, wodurch eine längere Duldung der Spielstätte erreicht werden konnte. Weiterhin wurde dem Oberbürgermeister Leipzigs eine Petition mit über 5000 Unterschriften von Supportern vorgelegt.
Das So&So stellt sich vor from So&So on Vimeo.
Trotz der Unterstützung, die das So&So nicht nur aus der Bevölkerung Leipzigs, sondern auch durch Politik und Stadtrat erfuhr, konnte der Mietvertrag jedoch nicht verlängert werden. Mitte Februar muss die Spielstätte, nach einem Wochenende, mit dem man sich von den zahlreichen Fans verabschiedete, ihre Pforten schließen.
Das Gebäude wird abgerissen, um dem neuen Bauprojekt Platz zu machen.
Gegen die Clubkultur?
Das So&So wurde vor gut zwei Jahren in Selbstverwaltung saniert und zu einem Club ausgebaut. Während seiner kurzen Existenz entwickelte sich die Spielstätte zu einem bedeutenden Zentrum des kulturellen (Nacht-)Lebens in Leipzig.
Die Betreiber trauern um den Standort und zeigen sich enttäuscht, dass sie nicht als ein kulturelles Zentrum in das Bauprojekt integriert wurden. Mitgründer Johannes Reis gab gegenüber mittagsmagazin an, dass sich Clubs und Wohnen ja nicht unbedingt ausschließen – zumindest mit einem guten Lärmschutzkonzept.
Matthias Hasberg, der Pressesprecher der Stadt Leipzig, sieht dies jedoch anders: Die Stadt habe sich mit der Kündigung nicht gegen die Clubkultur entschieden – sondern für das Wohnen. Dass das So&So bereits der dritte Club ist, der in Leipzig innerhalb der letzten drei Monate schließen muss, stellt diese Aussage jedoch tendenziell in Frage.
Durchhalten
Nach Johannes Reis liefert ein angesagter Club wie das So&So einen direkten Beitrag zur Attraktivität des Leipziger Nachtlebens. Damit ist wiederum eine direkte Motivation insbesondere für junge Leute gegeben, sich für diese Stadt als neuen Standort zu entscheiden – wovon letztlich sogar die (Kreativ-)Wirtschaft profitiert.
Reis führt weiter aus, dass es, während es noch möglich sei, einen Club von Anfang an in eine neue Siedlungsplanung zu integrieren, nahezu unmöglich sei, diesen im Nachhinein dort einzufügen. Deshalb gestalte sich auch die Suche nach einer neuen Location für das So&So durchaus nicht einfach. Nichtsdestotrotz wollen die Begründer des Clubs versuchen, ihre Idee an anderer Stelle fortzuführen.
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