Ausgelagert in neues Unternehmen
TikTok bleibt durch Deal mit Oracle und Walmart in den USA verfügbar (Update!)
Video-App TikTok. © Cottonbro via Pexels
Nach dem ursprünglichen Versuch von US-Präsident Trump, die Video-App TikTok unter Einsatz des International Emergency Economic Powers Acts in den USA zu verbieten, steht jetzt fest: die App darf bleiben. Der Deal, der das ermöglicht, wirft allerdings Fragen auf.
Mehr US-Einfluss
Die Social Media App TikTok wird vom bisherigen chinesischen Mutterkonzern ByteDance getrennt und in ein neues Unternehmen namens TikTok Global ausgelagert, an der die US-amerikanischen Unternehmen Oracle und Walmart zusammengenommen einen Anteil von 20% besitzen sollen.
Den Löwenanteil von 80% besitzt aber weiterhin ByteDance, so dass keine Rede davon sein kann, dass sich die Mehrheit des neuen Unternehmens in den Händen von US-Amerikanern befinden wird. Im Verwaltungsrat werden daher neben dem CEO von Walmart auch die bisherige Leitung von TikTok vertreten sein.
Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in den USA haben. Es plant angeblich 25.000 Stellen zu schaffen.
Mehr Sicherheit?
Das neue Unternehmen werde durch separate Cloud-Systeme für mehr Sicherheit sorgen, so die offizielle Stellungnahme. Für das Hosting aller US-amerikanischen Benutzerdaten und die Sicherung der zugehörigen Computersysteme soll von nun an der Software-Konzern Oracle zuständig sein.
Zuvor wurde den chinesischen Betreibern ByteDance vorgeworfen, Daten von Usern an chinesische Behörden weiterzugeben. Oracle ist hingegen für seine guten Kontakte zur US-Regierung von Präsident Trump bekannt.
"Wir freuen uns sehr, dass das gemeinsam von TikTok, Oracle und Walmart erarbeitete Angebot die Sicherheitsbedenken der US-Regierung ausräumt und die Zukunft von TikTok in den USA sichert", schrieb eine Sprecherin. "Im Rahmen des Angebots wird Oracle als Technologieanbieter die Daten aller US-Nutzer*innen verwalten und für die Sicherheit aller damit in Verbindung stehenden IT-Systeme zuständig sein. Diese Vereinbarung erfüllt die nationalen Sicherheitsanforderungen der USA vollständig."
5 Milliarden für Bildungsfonds – oder doch nicht?
Besonders pikant: Trump "bat" TikTok ihm "einen Gefallen zu tun" und fünf Milliarden Dollar an einen US-Bildungsfonds zu überweisen. Dieser solle laut Trump dafür sorgen, "dass die echte Geschichte unseres Landes unterrichtet wird".
Die Betreiber von TikTok wurden von diesem Wunsch offensichtlich überrascht. Sie erklärten, von dieser Abmachung nichts zu wissen. Die Summe von 5 Milliarden stehe im Zusammenhang mit projizierten Steuereinnahmen im Verlauf der nächsten Jahre.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass US-Präsident Trump etwas verkündet, was sich bei näherer Betrachtung als falsch herausstellt.
Update, 23.09.: Die chinesische Regierung wird dem Deal laut einem Kommentar in der englischsprachigen "Global Times", die eng der kommunistischen Partei verbunden ist, vermutlich nicht zustimmen. Der Deal mit Oracle und Walmart verletze "Chinas nationale Sicherheit, Interessen und Würde".
"Wenn dieser durch US-Manipulationen vorangetriebene Umbau von TikTok Schule macht, wird jedes erfolgreiche chinesische Unternehmen, sobald es sein Geschäft auf die USA ausdehnt und wettbewerbsfähig wird, von den USA ins Visier genommen", heißt es in der "Global Times". Die chinesischen Unternehmen würden durch "Tricks und Zwang" in von US-Amerikanern kontrollierte Firmen verwandelt.
Offiziell hat sich die chinesische Regierung noch nicht zu dem Deal geäußert.
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