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Kreativität gefordert

Neustart: Wie sieht die Zukunft für Live-Veranstaltungen in der Coronakrise aus?

News von Florian Endres
veröffentlicht am 01.07.2020

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Neustart: Wie sieht die Zukunft für Live-Veranstaltungen in der Coronakrise aus?

© Thibault Trillet via Pexels

Ob im Glaskasten, mit Umzäunung oder mit Abstand und Maske: Locations und Veranstalter/innen in Deutschland können in der Coronakrise nicht mehr stillstehen und wagen den Neustart der Live-Branche.

Die deutsche Liveszene stagniert, Veranstaltungen stellen in der Coronakrise nach wie vor ein Problem dar. Abstandsgebote zerstören das Konzert-Feeling; auch Livestream- und Autokino-Konzerte scheinen nur eine temporäre Lösung zu sein.

Aus diesem Grund wagen sich nun einige Veranstalter/innen und Locationbetreiber/innen in Deutschland daran, mit kreativen Lösungen wieder Konzert- oder Open-Air-Feeling zu ermöglichen. 

Konzerte auf Abstand

Im Bonnlive Kulturgarten in der Bonner Rheinaue sollen ab dem 16. Juli 2020 wieder Konzerte stattfinden – und das mit bis zu 2.000 Besucher/innen. Um die Konzerte durchführen zu können, haben die Veranstalter Simon und Julian Reininger (Green Juice Festival) sowie Sandro Heinemann (Panama Open Air) eine Parzellierung des Geländes vorgenommen.

Jede Parzelle fasst bis zu zehn Personen und ist durch eine Absperrung und einen 1,5 Meter breiten "Quarantäne-Streifen" von den anderen Parzellen abgetrennt. In diesen Bereichen können die Gäste picknicken; direkt vor der Bühne stehen weiterhin Liegestühle sowie Bierbänke für jeweils bis zu acht Personen zur Verfügung.

Zum Infektionsschutz werden die Besucherströme gelenkt. Außerhalb der Parzellen gilt Maskenpflicht; die Tickets werden als Vorsichtsmaßnahme personalisiert. 

Im Glashaus

Die Lanxess-Arena in Köln hat bereits am 20. Juni 2020 ein erstes "Corona"-Konzert veranstaltet. Entgegen des hohen Fassungsvermögens von bis zu 20.000 Gästen waren bei diesem Auftritt nur 900 Menschen zugegen. Wie in der Rheinaue waren auch diese voneinander abgeschirmt: zum Einsatz kamen Plexiglasboxen, in denen bis zu acht Personen teilnehmen durften. 

Um Warteschlangen zu vermeiden, wurde jeder der Boxen ein eigener Service-Bereich mit Toilette und Theke zugewiesen. Auch Einlass und Ausgang waren voneinander abgetrennt, um die Besucherströme so zu entzerren. 

Obwohl die Zahl der Besucher/innen deutlich reduziert war, und auch die Ticketpreise nicht signifikant erhöht wurden, spricht die Lanxess-Arena von einem vollen Erfolg. Auch die Betreiber anderer Mehrzweckhallen prüfen aktuell angeblich die Durchführbarkeit solcher Veranstaltungen, um den Betrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen.

Maskiert

Einen gänzlich anderen Weg will der Konzertveranstalter Marek Lieberberg, CEO von Live Nation GSA, beschreiten: Wie dieser bei einer Kundgebung in Frankfurt am 22. Juni 2020 bekannt gab, will er die Commerzbank Arena Frankfurt noch im August für eine Show mit bis zu 10.000 Besucher/innen durchführen. 

Als Schutzmaßnahmen plant Lieberberg auf den Konzerten Maskenpflicht und Abstandsregelungen. Das Gesundheitsamt stehe der Planung Lieberbergs positiv gegenüber; eine Evaluation durch die hessische Staatskanzlei fehle bisher noch. 

Die Herausforderungen bleiben

Stefan Schornstein (S-Promotion), Initiator der Kundgebung, auf der auch Lieberberg sprach, fasste in seiner Rede erneut die Herausforderungen zusammen, vor der die Veranstaltungsbranche in der Coronakrise steht: Konzerte und Auftritte in Autokinos bedeuten wirtschaftlich allenfalls eine schwarze Null, seien aber keineswegs eine Lösung, die Krise zu überleben.

"Wir können unter der Einhaltung der geforderten Mindestabstände keine Veranstaltungen machen, ohne dabei ein horrendes Minusgeschäft zu produzieren. Das gilt für kleine Theater ebenso wie für große Hallen."

"Sehnsucht nach Live-Musik"

Inwiefern die vorgeschlagenen Konzepte – ob Parzellierung der Besucherfläche oder Maskenzwang – es schaffen, ein Publikum anzulocken und sich gleichzeitig für die Veranstalterinnen und Veranstalter als wirtschaftlich profitabel erweisen, wird sich zeigen.

Wenn es nach Stefan Thanscheidt, Geschäftsführer von FKP Scorpio, geht, ist zumindest die Lust des Publikums nach Live-Musik, die "Sehnsucht nach Party, Musik und positiver Eskalation", ungebrochen. Gegenüber der "Kreiszeitung" stellte Thandscheidt fest

"Wir bemerken in Bezug auf die Festivals, aber auch hinsichtlich normaler Konzerte, dass die Lust auf Live-Musik trotz der Krise ungebrochen ist. Die Menschen wollen diese Events fühlen, erleben und gemeinsam Spaß haben. Ich glaube, je länger wir alle auf Konzerte und Festivals verzichten müssen, umso größer ist die Sehnsucht, umso euphorischer wird nächstes Jahr gefeiert."

Locations

Rheinaue

Rheinaue

Ludwig-Erhard-Allee 20, 53175 Bonn

Lanxess Arena

Lanxess Arena

Willy-Brandt-Platz 3, 50679 Köln

Deutsche Bank Park

Deutsche Bank Park

Mörfelder Landstr. 362, 60528 Frankfurt am Main

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