Schwierige Zeiten
Einbußen im Außendienst: GEMA-Bilanz 2020 zeigt Auswirkungen von Corona
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GEMA-Vorststandsvorsitzender Harald Heker bei der Mitgliederversammlung 2019. © Sebastian Lindner
Die pandemiebedingten Schließungen von Clubs und Spielstätten haben laut dem Geschäftsbericht der GEMA für das Jahr 2020 dazu geführt, dass die Einnahmen durch die öffentliche Wiedergabe von Musik von noch 407 Millionen Euro im Jahr 2019 um 43 Prozent auf 230 Millionen Euro einbrachen.
Im Bereich Aufführung von Musik sanken die Einnahmen von 145,9 Millionen Euro im Jahr 2019 auf nur noch 62 Millionen Euro; die Erträge aus der Musiknutzung in Rundfunk und Fernsehen gingen, bedingt durch die sinkenden Werbeeinnahmen der privaten Fernsehsender, um 3,3 Prozent zurück.
Im Tonträger-Segment wurde die seit Jahren rückläufige Absatzentwicklung durch die pandemiebedingten Schließungen des Einzelhandels verstärkt, der Ertrag sank 2020 um 20,5 Prozent auf 48,6 Mio. Euro (2019: 61,1 Mio. Euro).
Online-Segment bringt Stabilität
Im Großen und Ganzen, so heißt es im Jahresbericht der Verwertungsgesellschaft weiter, sei das Bilanzergebnis aufgrund von Sondereffekten und internen Kosteneinsparungen jedoch zumindest zufriedenstellend.
Zwar könne die GEMA mit Gesamterträgen in Höhe von 958 Millionen Euro nicht an die sehr guten Ergebnisse der Vorjahre (2019: 1.069 Mio. Euro) anknüpfen; die Ausschüttungen an die Mitglieder und Rechteinhaberinnen und -inhaber in aller Welt lägen aber immerhin noch bei 806,5 Millionen Euro (2019: 905,6 Mio. Euro).
Dies ist u.a. auf den stabilen Ertragsbereich Online zurückzuführen: Der Lockdown wirkte laut GEMA als Beschleuniger der digitalen Nutzung von Musik – weg vom Download, hin zum Streaming. Der Rückgang um 2,4 Millionen Euro auf 179,5 Millionen Euro 2020 erweise sich bei näherem Hinsehen als starkes Ergebnis, weil es im Gegensatz zu den Vorjahren ohne Sondererträge erzielt werden konnte.
Besser als befürchtet
Diese Sondererträge waren in anderen Bereichen ausschlaggebend dafür, dass die pandemiebedingten Einbußen der GEMA geringer ausfallen als befürchtet.
So stiegen die Vergütungen aus den Vorjahren der Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) – generiert aus rückwirkenden Vertragsabschlüssen über Produkte der Unterhaltungselektronik und nachlaufenden Lizenzierungen für die Musiknutzung auf Mobiltelefonen und PCs – um 97,6 Millionen Euro auf 141 Millionen Euro. Mit diesen Sonderausschüttungen konnte die GEMA etwa die Hälfte der Ertragseinbußen in anderen Bereichen auffangen.
Auch die an die Krisensituation angepasste Ausgabenpolitik trug laut GEMA zum zufriedenstellenden Bilanzergebnis bei: Die Gesamtaufwendungen konnten 2020 um sieben Prozent im Jahresvergleich auf 152,4 Millionen Euro gesenkt werden. Der Kostensatz lag damit mit 15,9 Prozent (2019: 15,3%) erneut unter der Marke von 16 Prozent.
Angespannte Lage
Laut Harald Heker, dem Vorstandsvorsitzenden der GEMA, dürfe das zufriedenstellend Ergebnis jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dass die Lage äußerst angespannt bleibt:
"Das Pandemiegeschehen wird die Ausschüttungen der GEMA im laufenden und voraussichtlich auch im kommenden Jahr empfindlich schmälern. Für viele Musikschaffende wird dies erhebliche finanzielle Einbußen mit sich bringen."
Ein zentrales Signal in die Musikbranche sei es nun jedoch, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages Ende März zusätzliche Finanzmittel für einen zweiten Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms Neustart Kultur abschließend freigegeben hat.
Gleichsam werde auch die GEMA ihre Mitglieder weiter unterstützen: Auch 2021 können diese mit einem Schutzschirm rechnen, unter dem bedürftige Mitglieder Vorauszahlungen auf kommende Ausschüttungen beantragen könnten.
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