Über den Tod hinaus
Die neue App "David Bowie Is" erinnert an den Musiker und zeigt, wie sich Musikmarketing verändert
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David Bowie (2015). © Jimmy King
"David Bowie Is" wurde von Sony pünktlich am 8. Januar 2019, dem 72. Geburtstag David Bowies, im App Store und auf Google Play veröffentlicht.
Die App ermöglicht Fans einen Rundgang durch Erinnerungsstücke aus Bowies Karriere: Fotos und Videos, Briefe und Kostüme werden in Augmented Reality (AR) aufbereitet, die Rolle des Führers übernimmt der Schauspieler Gary Oldman.
Bei der App handelt es sich um eine Reproduktion der gleichnamigen Ausstellung, die zwischen 2013 und 2018 um die Welt reiste. Laut Sony soll die App in Zukunft durch weitere Content-Updates erweitert werden.
Der Rundgang durch David Bowies fast fünfzigjährige Karriere ist mit seiner Dichte an Hitsongs, exzentrischen Kostümen und Einblicken in Bowies Leben freilich schon an sich faszinierend. Gleichzeitig steht die App aber auch stellvertretend für den Trend, das Erbe populärer Musiker und Musikerinnen mithilfe digitaler Möglichkeiten auch über deren Tod hinaus zu vermarkten.
Afterlife
Der Tod eines Künstlers bzw. einer Künstlerin stellte natürlich auch bisher nicht den Schlusspunkt der Marketingmöglichkeiten dar: Memorabilia- und Tonträgerverkäufe enden nicht mit dem Ableben eines Stars; Neuauflagen, Jubiläums-Editionen, Retrospektiven, Biografien oder die Veröffentlichung erst nachträglich entdeckter Songs stellen auch Jahre später noch sichere Einnahmequellen dar.
Immer ausgefeiltere VR- bzw. AR-Möglichkeiten ermöglichen es inzwischen jedoch, das Vermächtnis großer Stars nicht nur zu dokumentieren, sondern weiterhin erlebbar zu machen: So wie die Bowie-App Memorabilia des Künstlers in den Raum projiziert, lassen Hologramme inzwischen verstorbene Musiker wie Frank Zappa, Ronnie James Dio oder Tupac wieder "live" auftreten.
Darin wiederum zeigt sich die Konvergenz zweier Trends, die derzeit die Musikindustrie bestimmen: Zum einen stellen der Merchandise- und Live-Sektor für Künstler, Künstlerinnen und Labels eine zunehmend verlässlichere Einnahmequelle dar als der Song- und Albumverkauf. Zum anderen wird die Vermarktung von Erlebnissen zunehmend wichtiger als das "klassische" Marketing.
"David Bowie Is" ist also wohl nur ein erster Schritt hin zu neuen Möglichkeiten der Monetarisierung auf Basis neuster technischer Entwicklungen.
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