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die musicmix-juroren unter der lupe

musicmix powered by Sennheiser: Interview mit Peter "Pan" Pulfer vom SAE Institute

Spezial/Schwerpunkt von Daniel Nagel
veröffentlicht am 27.07.2012

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musicmix powered by Sennheiser: Interview mit Peter "Pan" Pulfer vom SAE Institute

Während die Bewerbungsphase für musicmix in vollem Gange ist blicken wir hinter die Kulissen und sprechen mit den beteiligten Juroren über ihre Leidenschaft für Musik, die Chancen, die musicmix einer Band bietet, und ihre ganz persönlichen Kriterien, um eine Newcomerband zu beurteilen. Im dritten Interview kommt Peter "Pan" Pulfer vom SAE Institute zu Wort. Er spricht über die überzogenen Erwartungen von Newcomern und die schwierige Kunst, mit einfachen musikalischen Mitteln Erfolg zu haben.

musicmix"musicmix powered by Sennheiser" ist wieder da! Die Webshow des renommierten Herstellers von hochklassiger Audio-Hardware sucht auch in der zweiten Staffel gemeinsam mit regioactive.de und Backstage PRO nach Musiktalenten → Bewerbungen sind bis zum 19. August 2012 auf backstage-pro.de/musicmix möglich!

Backstage PRO: Peter, wie ist bei dir die Leidenschaft für Musik entstanden?

Peter Pulfer: (lacht) Durch Geburt! Das ist wirklich wahr. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, neben Musikern gibt es in meiner Verwandtschaft viele Schauspieler, Maler und Fotografen. Da lag das sehr nahe. Über meinem Kinderzimmer war der Proberaum meiner Cousins. Das hat mich frühkindlich wohl nachhaltig geprägt. Mit vier Jahren habe ich dann angefangen, klassisches Klavier zu lernen und mit zwölf durfte ich endlich Gitarre spielen.

Die erste Band war dann wohl auch nicht weit?

Ja, natürlich. Mit vierzehn spielte ich in einer typischen Schulband. Später in zahlreichen weiteren Bands und schließlich habe ich Theater und Musikwissenschaft in München studiert. In dieser Zeit, Mitte bis Ende der 1980er, begann ich dann damit Orchesterarrangements für Crossover-Projekte zwischen Rock und Klassik zu schreiben. Durch das Studium hatte ich das nötige Wissen erworben, wie man für Orchester schreiben muss, damit die Instrumente von Streichern bis zu Bläsern die Arrangements überhaupt spielen können.

In welcher Hinsicht war das Studium besonders nützlich?

Man gewinnt auf jeden Fall einen viel tieferen Eindruck über die Vielfalt der Musik und ihrer theoretischen Grundlagen. Seit hunderten von Jahren beschäftigen sich Menschen mit der Architektur hinter der Musik und man tut gut daran, dieses Wissen anzuzapfen. Wenn man als Profi arbeiten will, dann gehört dazu die Fähigkeit, Aufträge aus unterschiedlichen Genres in guter Qualität zu erledigen. Es kann gutgehen, ausschließlich Metal oder Blues zu machen – aber es ist ein großes Risiko, nur auf eine Karte zu setzen.

Da du von Beginn an mit Musik aufgewachsen bist, hast du dauernd Musik gehört. Welche Bands haben dich besonders beeinflusst?

Für mich als Kind war Mr. Tambourine Man in der Fassung der Byrds der entscheidende Impuls, auch Musiker sein zu wollen.

Schön, das hört man selten. Die Byrds sind in Europa nicht so angesagt.

Ihre Coverversionen von Bob Dylan oder Pete Seeger haben mir sehr gefallen. Dann natürlich auch Crosby, Stills, Nash & Young und die anderen Woodstock-Helden wie Jimi Hendrix. Dann Deep Purple als der Hardrock begann.

Es war also die Zeit Ende der 1960er, die dich stark geprägt hat.

Absolut. Das sind Kindheitserinnerungen, die man nie wieder los wird, selbst wenn man die dazugehörige Musik lange nicht mehr gehört hat. Das merkt man auch in der eigenen Arbeit, indem man Melodiebögen und dramaturgische Elemente dort wiederfindet, weil man instinktiv der Auffassung ist, dass es so richtig wäre.

Wie ging es dann weiter?

Nachdem ich mich in den 1970ern sehr für Genesis, King Crimson und Progressive Rock begeistert habe, kam dann plötzlich mit Punk die totale Antithese. Für mich als Jugendlichen war das ungeheuer spannend. Im Prinzip wurden alle ästhetischen und musikalischen Werte, die bislang gültig waren, auf den Kopf gestellt. Alles was bis dahin völlig falsch war, war auf einmal richtig. Aus dieser Zeit sind mir mit The Cure, Siouxsie and the Banshees und den Smiths auch ewige Helden geblieben.

Wie sieht denn deine augenblickliche Tätigkeit im Musikgeschäft aus?

Ich war viele Jahre Chefredakteur von Musikermagazinen und bin dann zu SAE Institute gegangen, dem weltweit größten privaten Ausbilder für Medienberufe. SAE Institute bildet u.a. sehr viele Toningenieure bestens aus. Dort bin ich für das Alumni-Netzwerk und die jährliche Alumni-Convention zuständig, die dieses Jahr am 18. und 19. Oktober auf dem SAE-Campus in Berlin stattfindet. Außerdem geben wir noch eine Zeitschrift heraus: das "SAE Magazine".

"Wenn es niemanden mehr gibt, der musikalische Barrieren einreißt, geht die gesamte Popmusik an Langeweile zugrunde."

Welche Rolle spielen Newcomer in diesem Zusammenhang?

Wenn es niemanden mehr gibt, der musikalische Barrieren einreißt, geht die gesamte Popmusik an Langeweile zugrunde. Aus diesem Grund brauchen wir ständig neues Blut. Und das sind die Newcomer, sofern sie eine eigene Identität haben. Sie müssen neue Ideen entwickeln und selbstbewusst einbringen – und sich auch gegen die alten Helden stellen. Es genügt nicht, den alten Helden hinterherzutrauern und sie zu kopieren.

Der Geist des Punk?

Nicht nur! Das gab es schon immer, im Rock’n’Roll genauso wie im Swing, Blues und Jazz. Selbst Disco besaß neue Ideen, eine neue Ästhetik, die den Zeitgeist abbildete. Das müssen Newcomer leisten. Wenn es nur Epigonen sind, dann ist es nichts mehr als alter Wein in neuen Schläuchen. Daher reizt mich an Newcomern vornehmlich das Neue, Überraschende, das ich alter Sack noch nicht kenne: ein zeitgemäßer Ausdruck ihres Lebensgefühls.

Welche Schwierigkeiten müssen Newcomer überwinden, um dorthin zu kommen?

Das Hauptproblem sind übersteigerte Erwartungen. Viele träumen davon, mit Musik zum Millionär zu werden und verzweifeln, wenn der große Durchbruch ausbleibt. Es wäre besser, wenn sie bescheidener wären und sich darauf beschränken würden, ein gutes Repertoire zusammenzustellen, egal ob aus Coverversionen oder eigenen Songs. Damit können sie ihr Publikum bei Konzerten gut unterhalten und am Ende noch einige Tonträger an diejenigen verkaufen, die der Auftritt begeistert hat. Das Live-Geschäft funktioniert nach wie vor gut und es macht zufrieden. Die übertriebenen Erwartungen" "Ich bekomme eine Plattenvertrag, dann wird meine Musik im Radio gespielt und ich werde reich", das ist die größte Hürde.

Wie kann musicmix dazu beitragen?

Es geht primär darum, dass gute Musik Feedback in Form einer Bestätigung erhält: "Jungs, ihr seid gut, geht diesen Weg weiter. Gebt nicht auf, nur weil irgendjemand in der Lokalpresse eine schlechte Kritik schreibt." Oder weil sich innerhalb eines Jahres nicht 50 Gigs und drei Nr. 1-Hits realisieren lassen. Man kann junge Musiker bestärken und Hilfestellung leisten. Darum geht es.

Welche Eigenschaften muss eine Band besitzen, um bei musicmix erfolgreich zu sein?

Man muss versuchen, seine ganz eigene musikalische Identität zu finden, zu entwickeln und selbstbewusst zu verkörpern. In Deutschland fehlt es uns etwas am Selbstbewusstsein im Vergleich zu englischen Bands, die mit einer ganz anderen Einstellung dabei sind. Die ziehen ihr Ding durch und haben damit letztlich Erfolg.

Wenn du Musik von Newcomern hörst, worauf achtest du als erstes?

Als erstes auf das Songwriting! Das ist das A und O! Daran sind schon viele Bands gescheitert, selbst wenn alles andere überzeugt: Der Sänger singt gut, der Sound ist brillant, es ist sauber gespielt, manchmal sogar virtuos, aber es ist leider trotzdem belanglos, weil die musikalische Idee fehlt. Der Song ist der Star. Wenn man einen tollen Song hat, dann kann er auch schräg gespielt oder gesungen sein, es wird dennoch ein toller Song bleiben. Manche denken, Vocal-Coaching oder sogar Tanztraining wären die Lösung, dabei ist der gute Song der Ausgangspunkt für alles weitere.

"Was zählt is auf'm Platz!" Diese platte Fußballweisheit gilt nicht minder für uns Musiker. Nur dass der "Platz" für uns Bühne und Studio bedeutet.

Wenn es nur einfacher wäre, einen guten Song zu schreiben.

Früher habe ich die einfachen Songs nicht ernstgenommen. Ich habe gesagt: "Das sind ja nur zwei, drei Akkorde – und dann auch immer noch die gleichen. Und der Mist hat auch noch Erfolg!" In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Wenn man es schafft, aus den gleichen, hundertfach dagewesenen Akkorden einen guten neuen Song zu zimmern, der die Leute begeistert, dann hat man die höheren Weihen verdient.

Welche Rolle spielt der Text für einen guten Song?

Eine wichtige! Auch das habe ich früher unterschätzt, da wir fast nur englische Musik gehört haben und der Text häufig gar nicht verstanden wurde. Ich war sogar beleidigt, dass der Texter 50% der GEMA-Einkünfte kassierte. Das war ein Fehler! Die textliche Aussage ist absolut entscheidend. Deshalb sind wir ja auch so kritisch mit deutschsprachiger Musik. Wer einen guten deutschen Text schreibt, hat viel größere Chancen, Erfolg zu haben. Wenn man es sich als Band aussuchen kann und etwas zu sagen hat, sollte man deutsch singen.

In der Realität singen aber geschätzte 70% der Newcomerbands auf Englisch.

Ja, klar. Das mache ich mit meinen eigenen Projekten auch. Wenn ich aber ganz nüchtern markttechnisch denken würde, dann würde ich auf Deutsch singen. Aber wie gesagt: man muss etwas zu sagen haben. Wer hat im Moment riesigen Erfolg? "Ich muss noch schnell 199 Mails checken." Das beschreibt mit einem Augenzwinkern unseren Alltag, das kann jeder nachvollziehen, es kommt an! Es müssen keine großen Themen sein. Es können ganz kleine Momente sein, in denen sich jeder wiederfindet.

Vielen Dank für das Gespräch!

→ musicmix powered by Sennheiser: jetzt auf backstage-pro.de/musicmix bewerben!

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