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Musiklernen und Üben per App

"Wir lieben Nutzer-Feedback!": Interview mit Tony Wacheski, Entwickler und CEO von Anytune

Interview von Markus Biedermann
veröffentlicht am 14.03.2016

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"Wir lieben Nutzer-Feedback!": Interview mit Tony Wacheski, Entwickler und CEO von Anytune

Tony. © Quelle: anytune

Die App Anytune hat das Üben mit iPhone oder iPad erleichtert. Wie kommt man eigentlich auf solche Ideen und wie entwickelt sich der Markt für Musik-Apps? Darüber sprachen wir mit dem Entwickler Tony Wacheski. Er ist CEO der Firma, Schlagzeuger und in seinen eigenen Worten zudem noch "audiophiler Vater von einigen jungen, aufstrebenden Musikern". Er leitet sein Team spürbar mit Leidenschaft und hat den Anspruch, intuitive Tools zu bieten, die Musikern helfen.

Anytune kann zur Hilfestellung unter anderem Songs langsamer abspielen, die Tonart verändern, Übungsloops setzen und Instrumente isolieren. Ein echter Helfer, der in den letzten Jahren reihenweise positive Rezensionen geerntet hat.

"Das komplette Entwicklerteam besteht aus Musikern"

Backstage PRO: Apps wie Anytune, die Musiker gezielt beim Üben unterstützen sollen, sind noch nicht allzu lange erhältlich. Sie sind mit ihrer App ganz vorne mit dabei. Wie kam es überhaupt zu dieser Idee?

Tony Wacheski: Als ich selbst anfing, ein Instrument zu lernen, spielte ich einfach zu meinen Lieblingssongs. Meistens hatte ich diese auf Vinyl und das bedeutete, dass ich entweder eine komplette Album-Seite durchspielte oder ständig stoppen musste, um die Nadel wieder zur richtigen Stelle zu bewegen. Zuhören und Transkribieren mit Tape bedeutete ständiges "Play, Zurückspulen, Pause…" und so weiter. Alles sehr umständlich! Und mit der CD wurde es ebenfalls nur ein kleines Stückchen besser. Erst das Smartphone hat grundlegend etwas verändert: Wir können Musik nun auf komplett neue Arten erfahren – diese Möglichkeiten haben wir schnell erkannt und uns daran gemacht, die alten Probleme zu lösen, wie wir sie zum Beispiel vom Vinyl her kannten.

Backstage PRO: Demnach bist du nicht der einzige Musiker in eurem Team? War das Musikersein der Ursprung für die Motivation, anfangs erstmal Zeit und Geld in die Entwicklung zu stecken, ohne dass man weiß, was am Ende wirklich dabei herum kommt?

Tony Wacheski: Ja, das komplette Entwicklerteam besteht aus Musikern, da ist alles dabei: Drums – die ich selbst spiele, Gitarre, Bass, Piano… Manche von uns spielen immer noch Gigs, andere haben sich ganz auf den Software-Bereich konzentriert. Von daher habe ich keine Sorge, dass uns ein Plattendeal in die Quere kommen könnte und von der weiteren Arbeit an der App abhielte. Aber ganz im Ernst: Es ist schon so, dass wir alle sehr glücklich darüber sind, unsere Liebe zur Musik mit einer Arbeit verknüpfen zu können, an der wir ebenfalls großen Spaß haben und von deren Nutzen wir direkt selbst profitieren.

anytune im Einsatz

anytune im Einsatz, © Quelle: anytune

Backstage PRO: Hattest du schon Erfahrung mit dem Programmieren und dem Thema Apps? Und wie wurdest du ganz zu Beginn unterstützt, gab es denn Investoren?

Tony Wacheski: Wir hatten schon jahrelange Erfahrung in der Software-Entwicklung, bevor wir uns mit dem Thema "Mobile Musik-Apps" auf unsere eigenen Wege ins Business begeben haben. Es half uns dennoch immens, dass wir aufgrund unserer persönlichen Interessen wussten, welches Problem wir eigentlich lösen wollten. Die wichtigste moralische Unterstützung dafür kam von unseren Ehefrauen. Schließlich war es ein Risiko, die bisherige Arbeit aufzugeben. Support kam auch von der hiesigen Unternehmerschaft, aber bis heute stehen wir auf unseren eigenen Füßen. Eine ganz besondere Hilfe war das Feedback der ersten echten Nutzer: Sie schlugen weitere Features vor, wiesen uns auf Bugs hin und zeigten die App ihren Bandkollegen und Freunden, so dass wir auch rasch mehr Aufmerksamkeit bekamen. Vor allem deshalb gibt es uns heute noch!

Backstage PRO: Wie beurteilst du das Geschäft mit Musik-Apps?

Tony Wacheski: Die komplette Musikwelt ist ja stets in einem Prozess der Veränderung und das kommt nicht zuletzt durch die Musiker selbst: Sie nutzen neue Technologien sehr schnell und kreieren auch immer wieder Neues. Die Nutzungsmöglichkeiten in Bezug auf Lernen, Üben, Aufführen usw. sind jedenfalls fantastisch. Natürlich gibt es einige Hürden zu überwinden, wenn man ein erfolgreiches Geschäft mit Musik-Apps betreiben will, aber wir glauben daran: Wenn man ein qualitativ hochwertiges Produkt hat, das Probleme der Anwender zu lösen vermag, dann werden diese einen auch unterstützen. Leicht ist es sicher nicht. Durch die harten Phasen helfen dann Kleinigkeiten wie Emails von dankbaren Nutzern. Der Markt wächst jedenfalls. Mittlerweile gibt es schon einige großartige Apps, die uns selbst dann auch wieder inspirieren.

"Das Feedback der User bestimmt unsere Roadmap"

anytune im Einsatz

anytune im Einsatz, © Quelle: anytune

Backstage PRO: Backstage PRO: Gibt es für dich so etwas wie persönlich wichtige Meilensteine, an denen du euren Erfolg bemisst?

Tony Wacheski: Gerade erst komme ich von der diesjährigen NAMM Show zurück. Das war für uns eine super Möglichkeit tolle Veranstaltungen zu sehen, uns für neue Instrument und Gear zu begeistern und Künstler oder Freunde zu treffen, von denen einige Anytune nutzen. Es war ein tollen Gefühl, dass ich mich ihnen vorstellte und als Antwort "Anytune? Ich liebe diese App!" zu hören bekam.

Ebenso wichtig ist es, wenn ich sehe, wie das Team weiter wächst. Fabio ist ein Gitarrist, der sich schon jahrzehntelang mit dem Thema Arrangements auseinander setzt. Er hat gerade ein Feature umgesetzt, das die User schon lange auf die Wunschliste gesetzt hatten. Das Warten war's wert, so viel sei verraten! Und Jim ist nun neu dabei. Er bringt viel Erfahrung von seiner früheren Firma mit, die auch im Bereich des Musiklernens angesiedelt ist.

Backstage PRO: Du hast schon mehrfach das Feedback durch die Nutzer angesprochen. Wie wichtig ist euch das?

Tony Wacheski: Wir lieben es, direkt von den Leuten zu hören! Wir wissen es wirklich zu schätzen, wenn sich ein Nutzer die Zeit nimmt, um einen Bug zu melden, Vorschläge zu machen oder einfach nur Fragen zu stellen. Ich denke man kann sogar sagen, dass das Feedback der User unsere Roadmap bestimmt! Wir sammeln alles, vergeben Prioritäten und Stück für Stück fließt dann alles in die Entwicklung neuer Versionen mit ein. Ganz nach oben auf der Liste rutschen Verbesserungen, von denen die meisten Nutzer profitieren werden. In diesem Prozess muss man aber auch immer vorsichtig agieren, um gelernte Workflows nicht zu zerschießen.

Drummer der Cardboard Crowns

Drummer der Cardboard Crowns, © Quelle: anytune

Backstage PRO: Welche Überlegungen haben zu eurem Preismodell geführt? Es gibt ja diverse Versionen von Anytune, angefangen bei der Gratis-Option.

Tony Wacheski: Das hat sich im Laufe der Zeit parallel zur App so entwickelt. Das Freemium-Angebot machen wir, damit Interessenten die App erstmal ausprobieren können, das ist im iOS App Store auch so üblich. Die kostenpflichtigen Features kann man dann schon in einer Demo sehen und sich über In-App-Käufe dann Anytune so erweitern, wie der Bedarf eben ist. Das ist sehr flexibel. Anytune für Mac hingegen hat einen festen Preis und eine 30-Tage-Testperiode. Ich hoffe, dass wir auf diese Art jeder Anforderung gerecht werden.

Backstage PRO: Was kannst du uns zu euren Zukunftsplänen sagen: Kommt die Unterstützung für weitere Plattformen, neue Features oder sogar ganz neue Apps?

Tony Wacheski: Na klar haben wir einige neuen Features geplant! Die Wunschliste ist noch lange nicht leer! Als nächstes wollen wir weitere Musikquellen unterstützen, Streaming zum Beispiel, und es wird einige Verbesserungen beim Workflow geben. Es gibt auch immer wieder Anfragen bezgl. einer Windows- oder Android-Version. Das aktuellsten Infos dazu halten wir immer unter anytune.us/platforms abrufbar. Und ganz neue App-Ideen gibt es auch, doch dazu später mehr…

Backstage PRO: Man darf also gespannt sein. Herzlichen Dank für deine Zeit, Tony!


Gitarrist der Cardboard Crowns

Gitarrist der Cardboard Crowns, © Quelle: anytune

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