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Keine Fan-freundliche Strategie

My Chemical Romance-Reunion: Ticketmasters dynamisches Ticket-Pricing verärgert Fans

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 04.02.2020

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My Chemical Romance-Reunion: Ticketmasters dynamisches Ticket-Pricing verärgert Fans

My Chemical Romance. © Chapman Baehler

Mit der Bekanntgabe ihrer Reunion haben My Chemical Romance (MCR) eine ganze Generation (einstiger) Emos erfreut. Doch die dynamische Preisgestaltung des Ticketing-Anbieters Ticketmaster sorgt für eine Welle der Entrüstung unter den Fans.

My Chemical Romance prägten wie kaum eine andere Band den Emo-Pop-Boom der frühen 2000er. 2013 löste sich die Gruppe auf; 2019 kündigten sie die Wiedervereinigung inklusive Reunion-Tour an. Die Nachricht sorgte für eine Welle der Begeisterung: In den USA war die komplette Tour nach nur sechs Stunden ausverkauft – wie auch die einzige Deutschland-Show

Dynamische Bepreisung

Mit dem schnellen Ausverkauf der Tour war durchaus zu rechnen. Doch das neue Vorverkaufssystem des Ticketing-Unternehmens Ticketmaster, das den Verkauf sämtlicher Karten abwickelte, stieß unter den Fans – insbesondere in den sozialen Medien – auf Ablehnung.

Ticketmaster setzte für den MCR-Vorverkauf erstmals dynamische Ticketbepreisung ein, erhöhte den Ticketpreis also automatisch relativ zur Nachfrage. Diese Technik ist etwa von der Bepreisung bei Flügen, Hotelzimmern oder auch bei Verkehrsunternehmen wie der Bahn her bekannt – im Konzert-Bereich jedoch (noch) kaum verbreitet.

Deutliche Preissteigerung

Die Vorveraufspreise der MCR-Tour betrugen zunächst – abhängig von der gewählten Sitzkategorie – zwischen ca. 60 und 200 Dollar. Durch die hohe Nachfrage stiegen die Preise dann jedoch rapide an; auf Twitter berichteten die User von Ticketpreisen zwischen 269 und über 600 Dollar

Der Twitter-Account "Note To Scene" berichtete nicht nur über das Vorgehen von Ticketmaster – und bot so den wütenden Fans eine Plattform –, sondern postete auch einen Auszug aus einem Ticketmaster-Leitfaden zur Preisgestaltung, in dem Ticketing-Anbieter die dynamische Bepreisung erklärt.

Kritik von allen Seiten

Auf der einen Seite stellt sich bereits im Hinblick die dynamische Preiskalkulation Ticketmasters die Frage, inwiefern dieses Vorgehen für Konzerte angemessen ist.

Während der Verkauf etwa von Flugtickets oder auch Hotelzimmern über einen verhältnissmäßig langen Zeitraum stattfindet, sind Konzerte oft innerhalb von kurzer Zeit ausverkauft – womit Fans eine wesentlich geringere Chance haben, überhaupt noch "normal" bepreiste Tickets zu erhalten. 

Dabei spielen insbesondere auch professionelle Zweitverkäufer eine bedeutende Rolle: Auch, wenn Ticketmaster das pro Person verfügbare Kontingent beschränkt hat, ist dennoch anzunehmen, dass Tickets (u.U. automatisiert) direkt für den Zweitmarkt gekauft wurden. Diese Ticketkäufe erhöhen den allgemeinen Preisdurchschnitt, während sie gleichzeitig das verfügbare Kontingent für Fans senken. 

Monopoly

Auf der anderen Seite sind es die wirtschaftlichen Verflechtungen von Ticketmaster selbst, die vielen Fans sauer aufstößen: Da der komplette Vorverkauf der My Chemical Romance-Tour ausschließlich über diese eine Plattform abgewickelt wurde, hatten die Kund/innen keine andere Wahl, als sich an deren Preisgestaltung anzupassen.

Noch dazu befindet sich Ticketmaster seit 2010 im Besitz des Konzertveranstalters Live Nation – der wiederum für die Organisation der kompletten MCR-Tour verantwortlich ist. Erst Ende 2019 kritisierte das US-amerikanische Jusitzministerium die dadurch erwachsende Monopolstellung und warf Live Nation vor, Venues durch seine Monopolstellung zum Ticketverkauf über Ticketmaster zu zwingen. 

Auch die Preisgestaltung Ticketmasters selbst steht nicht zum ersten Mal in der Kritik: Mitte 2019 verhängte die kanadische Wettbewerbsbehörde eine Strafe in Höhe von 3,4 Millionen Dollar gegen Ticketmaster, da diese in vielen Fällen durch zahlreiche Preisaufschläge während des Einkaufs den endgültigen Ticketpreis verschleierten. 

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