Der Stadtrat reagiert nicht
Das Trier Jugend- und Kulturzentrum Exhaus steht vor dem Aus
Exhaus, Trier (Innenhof). © Berthold Werner / Public domain
Die Auflösung des Jugend- und Kulturvereins Exhaus e.V. markiert das Ende des 2018 eingeleiteten Insolvenzverfahrens des Vereins, der sich neben zahlreicher sozialer Projekte auch für den Betrieb der überregional bekannten Spielstätte Exhaus verantwortlich zeichnete.
Immer stärker eingeschränkt
Der Gang in die Insolvenz war notwendig geworden, da der Betrieb als Spielstätte dem Verein in zunehmend stärkerem Maße eingeschränkt wurde. Grund hierfür waren zu Beginn insbesondere Brandschutzmängel; im Laufe der Zeit wurde das Exhaus aufgrund der allgemeinen Baufälligkeit des Gebäudes und schlussendlich auch der Coronakrise vollständig geschlossen.
Insbesondere durch diese Einschränkungen der regulären Veranstaltungstätigkeit war der Trägerverein laut einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters nicht in der Lage, den Verein finanziell stabil weiterzuführen. Auch die beabsichtigte Sanierung des Exhauses in Eigenverwaltung kann somit nicht stattfinden.
Herber Verlust
Während der Betrieb des Kinderhorts des Vereins in eine neue Trägerschaft überführt werden soll, steht das Exhaus als Veranstaltungslocation damit vor dem Aus, was gerade für die Jugend- und Subkultur in Trier einen herben Verlust darstellt.
Das 1972 als Veranstaltungslocation umfunktionierte Exzellenzhaus im Stadteil Trier-Nord bot als einer der wenigen Orte in Trier Platz für Live-Veranstaltungen abseits des Massengeschmacks, und erlangte mit der Zeit überregionale Bekanntheit. Mit Bandwettbewerben und vom Trägerverein verwalteten Proberäumen erfüllte das Exhaus auch für die junge Musikszene in Trier eine wichtige Funktion.
Emotionale Reaktionen
Die Reaktionen auf die Auflösung des Vereins zahlreich. Marc-Bernhard Gleißner, Vorsitzender der Linksfraktion in Trier, reagierte wie folgt auf die Stellungnahme des Insolvenzverwalters:
"Die sofortige Zerschlagung des Gesamtprojektes Exhaus in Einzelstücke, die komplette Streichung einzelner Leistungsbereiche wie z.B. den Jugendkulturbereich mit allen unwiderruflichen Folgen und die geplante Übernahme einzelner Leistungen durch andere Träger ist eine vorschnelle und falsche Entscheidung. Dies muss zurückgenommen werden.
Es wird einfach Zeit gebraucht, um den Mitgliedern des Vereins, den Beschäftigten, dem Aufsichtrat, dem Vorstand und den Bürger*innen der Stadt Trier sich mit dem Schock und der neuen Situation auseinanderzusetzen und konzeptionell alternative und neue Organisationsstrukturen für den Verein zu entwickeln."
Andere Trierer zeigten insbesondere in den sozialen Medien in emotionalen Posts die Bedeutung auf, die das Exhaus noch immer für zahlreiche Generationen besitzt:
Am Dienstag, den 22. September fand außerdem eine spontane Demonstration statt, zu der über 250 Menschen erschienen. Die Demonstranten forderten kurz vor seiner Sitzung vom Trierer Stadtrat, die Insolvenz durch finanzielle Unterstützung abzuwenden. Ein Dringlichkeitsantrag der Linken und der Grünen wurde abgelehent; der Stadtrat soll Anfang Oktober 2020 über das Thema beraten.
Locations
Exhaus
Zurmainerstraße 114, 54292 Trier
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