Bakkushan (live in Mannheim 2009)

Bakkushan (live in Mannheim 2009) © Marco Hammer

Bakkushan, eigentlich in Mannheim gegründet, haben bei der EMI unterschrieben, ihre Sachen gepackt und sind ab nach Berlin. Seitdem geht es steil bergauf: mit Jennifer Rostock und Jupiter Jones waren sie als Support auf Tour, haben ihr Video zu "Alles war aus Gold" gedreht, MTV hat über sie ein Newcomercheck gemacht und schließlich haben Bakkushan auch noch das allerhöchste Konzert der Welt gegeben. Wieder heil unten angekommen, standen sie regioactive.de für ein Interview zur Verfügung.

{image}regioactive.de: Ihr spielt heute Abend auf dem Play Live. Ihr habt auch schon an Contests teilgenommen: Was haltet ihr davon und worauf muss man achten?
Daniel: Wir haben früher bei Newcomern mitgemacht, auch sehr gerne, haben aber auch auch immer gezielt geschaut, was dabei am Ende herausspringt. Also nützt es einer Band dort mitzumachen, weil es viele Contests gibt und manche sind so aufgebaut, dass sie einer Band was bringen können und manche eben nicht.
Robse: Manche sind vielleicht schon Abzocke, wenn man bös will.
Daniel: Wir haben so Sachen mitgemacht wie Jägermeister Rock:Liga, wir haben bei Becks on Stage mitgemacht, weil der Gewinn ganz verlockend war auf dem Hurricane zu spielen. Und was super war ist die Kamera, die wir dabei gewonnen haben und die wir bis heute noch sehr viel nutzen. Wir drehen heute noch unsere Videotagebücher damit.

Am 12.3. habt ihr eure Single Alles war aus Gold veröffentlicht, am 26.3. erscheint euer Album. Das habt ihr eigentlich schon länger fertig. Wieso erst jetzt das Release?

Daniel: Wir hatten das große Glück, dass die Plattenfirma so nett war und uns Zeit gelassen hat, obwohl schon alles im Gepäck und das Album auch fertig war. Damit wir noch viel spielen und einfach durchs Land ziehen konnten, um uns selbst nochmal sozusagen ein bisschen zu erden. Wir konnten uns einfach live den Leuten vorstellen und deswegen ist es eine gute Sache, dass das Album erst jetzt rauskommt. Damit hat es so einen schönen, gesunden Aufbau und es ist einfach direkter und nicht so aus dem Nichts auf den Markt geworfen.

Würdet ihr das auch anderen Bands raten, sich erst einmal Zeit und es ruhiger angehen zu lassen und nicht alles Schlag auf Schlag zu machen?

{image}Jan: Vor allem spielen spielen spielen, es ruhig angehen zu lassen nicht unbedingt. Man muss einfach viel machen, viel selbst machen auch. Auch muss von der Band selbst die Motivation von innen heraus kommen und man sollte nicht vorschnell irgendwelchen Scheiß unterschreiben.

Robse: Letzten Endes ist es ja auch nicht so, dass man da sitzen und warten kann, bis jemand auf einen zukommt und einen groß rausbringt. Darauf kann man sich gerade jetzt nicht verlassen, dass Labels Interesse zeigen. Die einzige Möglichkeit ist, selbst Gas zu geben und wenn dann noch Unterstützung kommt muss man gut überlegen, ob das passt und alles mit rechten Dingen zu geht. Wenn das dann so sein sollte, dann ist das auch super.

Daniel: Und bei irgendwelchen Sachen, bei denen du dich verpflichtest, genau schauen, ist es denn was Seriöses. Wenn man selbst keine Ahnung hat, dann jemanden fragen, dem man auch wirklich vertrauen kann und weiß, der hat Ahnung. Man muss mit solchen Sachen einfach vorsichtig hantieren.

Stichwort selbst machen: An euren Stickern mit Baby du siehst gut aus kam niemand im letzten Jahr auf den Festivals vorbei. Das war ein guter Start, der Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Daniel: Erst mal kann man auf keinen Fall sagen, macht einfach einen coolen Sticker und schon habt ihrs geschafft. Das hat dann schon wieder weniger mit selbst machen zu tun. Es war auch gar nicht wirklich so von uns geplant, dass wir jetzt den Sticker mit dem mega Slogan haben und dann verteilen wir den, sondern es war wirklich auch ein glücklicher Zufall, dass der so ankam.

Jan: Es hat sich verselbstständigt.

Welche Resonanzen habt ihr bekommen?

Robse: Die Resonanzen waren enorm, der Sticker kam tierisch gut an und wurde einem aus den Händen gerissen. Dass es den Sticker zwar gibt, den aber nicht jeder mit der Band verbindet, ist es danach auch wichtig, dass man eben noch diese Brücke schlägt und es schafft, dass die Leute wissen, dass es dabei um eine Band geht.

Daniel: So langsam läuft das auch, gerade als dann auf MTV das Video dazu lief hat man dann auch immer Leute gehabt, die dann auf irgendwelchen Plattformen zurück schrieben, "Ach, ihr seid das, den hab ich ja vor einem Jahr auf einem Festival bekommen und jetzt hab ichs erst geschnallt!" Solche Comments bekommt man halt, aber finde ich eigentlich sehr witzig.

Da könnte man doch vermuten, dass der Song als Single ausgekoppelt wird, aber eure erste Veröffentlichung ist Alles war aus Gold. Wieso gerade dieser Song, was verbindet ihr mit ihm?

Daniel: Wir finden den alle einfach am Besten. Und Baby du siehst gut aus hatten wir die ganze Zeit über im letzten Jahr sozusagen als Single benutzt, wenn man so möchte. Wir halten aber Alles war aus Gold für den schönsten oder stärksten Song.

{image}Dazu habt ihr auch gerade euer Video gedreht. Wo war das?

Jan: Das ist ein altes Rundfunkgebäude in Köln.

Daniel: Deutschlandfunk war das, glaube ich.

Jan: Das ist ein riesiges Gebäude, ein Hochhaus, in dem Studioräume sind und da haben wir in zwei verschiedenen Räumen das Video gedreht.

Daniel: Das lustige daran ist, dass das alles leer steht und alles noch im 70er-Look ist, die ganzen Räumlichkeiten und Artefakte an den Wänden. Das Ziel bei dem Video war auch, die Band nochmal optisch vorzustellen sozusagen, und deswegen steckt nicht die große Story dahinter, sondern es ist einfach ein schönes, gut gemachtes Video, das die Band darstellt.

Ihr habt ja bei der Jägermeister Rock:Liga das Video zu Springwut gewonnen. Aber Alles war aus Gold war eine Kategorie größer aufgezogen, oder?

Daniel: Lustigerweise war das Budget damals größer, glaube ich. Aber natürlich ist es jetzt nochmal eine andere Sache, ob man selbst an die Sache rangeht, mit eigenem Geld. Springwut war halt ein Gewinn, da waren sehr viele Firmen daran beteiligt, die ihren Job gemacht haben. Was schön war und das war auch auf jeden Fall eine nette Erfahrung, aber es ist dann doch etwas anderes, ob man mit einem selbst ausgewähltem Team und allem an so eine Sache ran geht.

Habt ihr generell viele Entscheidungsfreiheiten?

Daniel: Letztendlich kriegen wir eigentlich nichts vorgegeben. Wir beauftragen zum Beispiel jemanden, ein Artwork zu machen und dann wird nochmal in Zusammenarbeit mit dem Management teilweise Wochen an Kleinigkeiten gebastelt, bis wir damit zufrieden sind. Es geht eigentlich nichts über den Tisch, bevor wir dem nicht zustimmen oder absegnen. Viele vermuten, dass man von einem Major mehr in seinem Freiraum beeinflusst wird, das ist aber einfach nicht der Fall. Die zeigen den Weg auf, aber die Inhalte musst alle du selbst bringen.

Nach eurer Stickeraktion gibt es ja noch etwas, das euch so schnell niemand nachmacht: Ihr habt das allerhöchste Konzert gespielt, ihr seid nämlich in einem Rosinenbomber über Berlin geflogen.

Robse: Ja, das war das außergewöhnlichste Konzert bisher und das war auf jeden Fall spannend. Wir hatten auch ein bisschen Angst vorher, also Flugangst, also nicht alle, aber ich glaube ich auf jeden Fall schon!

Jan: Ein mulmiges Gefühl war auf jeden Fall da.

Daniel: Ja, es war unglaublich eng und die Maschine war auch sehr laut, aber wir waren ja schlau und haben vorher batteriebetriebene Verstärker eingepackt, die wir dann noch mit Verzerrern ausgerüstet hatten, so dass das dann doch eine rockige Angelegenheit war.

{image}Und die Stimmung im Flieger, wie war die? Wie viele Leute waren dabei?

Jan: Ungefähr 25.

Robse: Genau, 25 Gewinner, das war ja eine Radiokooperation von StarFm, einem Berliner Radiosender, und die Stimmung war, wie Jan am Ende so schön gesagt hat, bombig! Es war auf jeden Fall auch skurril, ein Konzert zu spielen, bei dem das Publikum in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Die mussten die ganze Zeit angeschnallt in ihren Sitzen bleiben und durften manchmal so ein bisschen wippen und winken. Es hatte seinen eigenen Flair.

Auf jeden Fall eine schöne Kulisse, direkt in den Sonnenuntergang zu fliegen.

Jan: Definitiv, aber davon haben wir tatsächlich sehr wenig mitbekommen, weil wir mit dem Rücken dazu standen.

Robse: Wir waren am abrocken und schwitzen! Und nicht angeschnallt sein.

Jan: Der Pilot hat auch danach noch gesagt, dass er so wenig Schub wie möglich gegeben hat, damit das nicht so laut ist von den Propellern her und meinte, die Kiste war gerade noch so am Himmel!

Ihr wohnt jetzt in Berlin. Von wem ging die Entscheidung aus, dorthin zu ziehen, von euch oder vom Label?

Daniel: Eigentlich hatte es gar nicht so viel mit der Bandsache oder der Musik zu tun, es ging einfach darum, mal in eine Großstadt zu ziehen. Und Berlin ist eine schöne Stadt, Hamburg zum Beispiel auch, aber in Berlin war dann das Preis/Leistungs-Verhältnis besser. Einen Vorteil hat das Ganze, denn unser Management sitzt auch in Berlin und da kann man dann immer schnell ins Büro fahren und Dinge besprechen.

Zu eurer Musik: Ihr habt euch dafür entschieden, auf Deutsch zu singen und euch damit auf dem Markt eingeschränkt. Wieso?

Daniel: In meinem Fall war das tatsächlich eine relativ spontane Entscheidung, das mal auszuprobieren. Ich hatte vorher nur auf Englisch gesungen, auch weil ich es so gewohnt war oder weil es halt alle so machen. Es hat sich dann relativ schnell rausgestellt, dass es sehr viel Spaß macht und ein bisschen auch eine größere Herausforderung ist. Denn die deutsche Sprache ist nicht immer vom Wortklang her unbedingt geeignet, gerade bei melodiöser Musik. Da ist Englisch schon einfacher. Und das irgendwie zu kombinieren, sprich einen guten deutschen Text, bei dem der Wortklang mit in die Melodie einfließt, zu schreiben, macht einfach viel Spaß und man kann auch mehr ausdrücken.

{image}Schreibt ihr die Songs zusammen?

Daniel: Ich schreibe die ganzen Songs komplett selbst.

Autobiographisch oder einfach Augen offen halten?

Daniel: Hauptsächlich Gedankengänge. Mal aus einer Wut, mal aus einer Laune heraus, manchmal auch beim Zähne putzen! Lustigerweise habe ich Springwut nachts um drei beim Zähne putzen geschrieben, keine Ahnung warum, weil es wirklich gar nichts miteinander zu tun hat.

Ihr wart beim Newcomercheck auf MTV und euer Video Alles war aus Gold läuft jetzt auch dort. Was kommt denn als nächstes?

Daniel: Jetzt kommt erst mal das Album am 26.3. raus. Da freuen wir uns sehr, das ist jetzt erst mal das Highlight. Und was es zudem noch gibt ist ein all eyes on auf MTV. Wir haben uns dabei Mühe gegeben und das werden ganz lustige Clips.

Gibt es denn nach eurem Album-Release auch eine richtige Headliner-Tour? Ich habe gesehen, dass ihr auf jeden Fall viele Konzerte spielt.

Daniel: Ja, wir haben ein paar einzelne Termine. Eigentlich wollen wir auch noch gerne einen Support spielen wie damals für Jennifer Rostock und Jupiter Jones, wir müssen aber noch schauen, wer das sein wird. Und eine richtige Headliner-Tour gibt es dann auch, aber erst im Herbst. Wir wollen uns erst nochmal das Jahr über Zeit lassen, um ein bisschen durch die Gegend zu fahren und um auf Festivals zu spielen.

Sind schon neue Sachen in Planung, habt ihr schon neues Material? Wie geht es weiter?

Daniel: Naja, erst mal das Album raushauen und schauen wie es läuft, aber auf jeden Fall sind schon weitere Sachen in Planung, aber natürlich noch nicht spruchreif.

Danke für eure Zeit.

Danke für dieses Interview.

 

—>Album Veröffentlichung ist am 26. März, die CD-Releaseparty von Bakkushan ist am 27.3. im Café Central in Weinheim.<—

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