Lee Buddah

Lee Buddah © Lee Buddah

Schon seit 2005 hat man von Lee Buddah nichts mehr gehört, besser gesagt, er hat kein neues Album veröffentlicht. Doch untätig war der Songwriter nicht, denn neben seiner Musik ist er noch Hörspielautor, Filmkomponist und darüber hinaus auch Produzent. Das Allroundtalent nahm sich für regioactive.de die Zeit, um über seine Anfänge Auskunft zu geben, darüber, was in nächster Zeit anstehen könnte und über die ehrlichsten Kritiker, die er letztes Jahr mit seinen Liedern überzeugen konnte.

{image}RA: Lee, wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
Lee Buddah: Als Kind wollte ich klassischer Komponist oder Dirigent werden. Meine Lieblingsbands hießen Beethoven und Mozart. Ich musste aber relativ bald einsehen, dass meine Begabung für klassische Musik nicht ausreichen würde. Erst als ich dann ziemlich unmotiviert an der Uni studiert habe, ist mir klar geworden, dass ich als frustrierter Jurist enden würde, wenn ich es nicht zumindest mit der Musik probieren würde. Meine Familie hat mich auch von Anfang an dabei unterstützt.

Welche Bands haben dich inspiriert?

Viel zu viele, um alle aufzuzählen. Aber wenn ich ein paar Bands und Künstler nennen sollte, wären das The Beatles, A Tribe Called Quest, Jimi Hendrix, Miles Davis, Kraftwerk, Joni Mitchell, Bob Dylan, John Hartford, Wilco und Paul Simon.

Bei deinen musikalischen Anfängen ging es noch in Richtung Hip Hop, wovon du dich dann aber allmählich verabschiedet hast. Warum?

HipHop war die erste Musikrichtung, bei der ich dachte, dass ich da auch am Mikro stehen könnte. HipHop war für mich ein Ventil, um selber Texte zu schreiben und Beats zu programmieren, aber nicht der Ausdruck einer Lebenseinstellung. Das ganze Drumherum fand ich eher nervig, weil es zu wenig mit Musik zu tun hatte und es eher um das Aufstellen und Einhalten von fragwürdigen Verhaltensregeln ging. So allmählich wollte ich dann lieber Songs schreiben und Gitarre spielen. Ich glaube, das kann ich auch besser.

{image}Dein erstes Hörspiel S-Bahn fahr'n hast du im Jahr 2000 verfasst. Wie wird man Hörspielautor?

Mich hat eine Redakteurin von der Hörspielabteilung bei 1Live angerufen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein Hörspiel zu schreiben. Beim Schreiben habe ich dann gemerkt, wie viel Spaß mir das macht. Seitdem schreibe ich regelmäßig Hörspiele für das Radio.

Zu Filmen wie "Kammerflimmern" oder "Verschwende deine Jugend" hast du Lieder beigesteuert bzw. komponiert. Wie kam es dazu?

Der Regisseur Benjamin Quabeck hat mich 2001 gefragt, ob ich für seinen Film Nichts Bereuen die Filmmusik machen möchte. Alles weitere hat sich dann mehr oder weniger aus diesem Film ergeben. Sei es, dass jemand diesen Film gesehen hatte oder selbst bei Nichts Bereuen mitgewirkt hat.

2005 erschien dein bisher letztes Album Frühjahrschronik. Warum kam seitdem keine weitere Platte raus?

Weil immer wieder interessante andere Projekte dazwischen gekommen sind. Filme und Hörspiele dauern leider immer etwas, bis sie fertig sind. Und gerade bei Filmen ist es so, dass du entweder sofort Zeit dafür haben musst oder ein anderer als Filmmusiker engagiert wird.

Arbeitest du gerade an neuen Songs? Kann man sich auf ein neues Album freuen?

Ich habe neue Lieder aufgenommen, aber ich weiß noch nicht, wann daraus ein fertiges Album wird. Auf eine Tour hätte ich auch große Lust, aber da kann ich im Moment noch nichts Konkretes dazu sagen.

2009 warst du als Support bei der Tour von Olli Schulz dabei. Wie kam das zu Stande und was waren deine persönlichen Highlights?

Olli und ich sind seit ein paar Jahren befreundet. Er hat bei dem Hörspiel "Voodoo Child" eine Sprechrolle übernommen und ich habe auf seinem letzten Album ein bisschen ausgeholfen. Als er mich gefragt hat, ob ich mit ihm auf Tour gehen möchte, habe ich sofort zugesagt. Mein Highlight war jeden Abend, wenn ich während Ollis Konzert noch bei zwei Nummern mit dem Banjo mitgespielt habe.

Bei einem Song hast du am Ende den Kanon "Hejo, spann den Wagen an" eingebaut. Wie kommt man auf diese Idee?

{image}"Hejo, spann den Wagen an" ist eines meiner liebsten Volkslieder. Ich wollte unbedingt mal ausprobieren, ob ich einen ganzen Saal dazu bringen kann, das Lied als Kanon zu singen. Erstaunlicherweise hat das auch funktioniert. Außer bei meinem ersten Versuch in Osnabrück. Da war ich so perplex, dass die Leute wirklich mitsingen, dass ich dem Publikum einen falschen Gesangseinsatz gegeben habe.

Du hast schon viele Auftritte hinter dir. Gibt es Konzerte, die dir noch gut in Erinnerung geblieben sind?

Konzerte, mit denen ich positive Erlebnisse verbinde, gibt es viele. Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. Ich erinnere mich aber noch an einen Auftritt vor Jahren, irgendwo in Ostdeutschland im kalten März. Der Veranstalter war ein ziemlich windiger Typ und hat die ganze Zeit erzählt, was für ein erfolgreicher Geschäftsmann er sei. Der Backstageraum war allerdings trotzdem unbeheizt und man konnte seinen Atem kondensieren sehen. Beim Konzert war dann zunächst kein Zuschauer da. Unsere Vorband hatte Bier über die gesamte Bühne und unser Equipment verteilt. Irgendein Fotograf war da und hat Fotos von unserem Auftritt gemacht. Dann kam schließlich doch noch ein Zuschauer, aber der zahlte nur Eintritt, um im Nebenraum alleine Billard zu spielen. 

2009 hast du ein Kinderlied geschrieben, wo du meintest, dass es schon immer ein lang gehegter Wunsch von dir war. Wieso genau ein Kinderlied?

Weil Kinder die ehrlichsten Kritiker sind. Einem Kind ist es egal, ob du berühmt bist oder was du dir alles bei einem Lied Schlaues gedacht hast. Ein Kind liest auch keine Musikzeitschriften und fällt auf irgendeinen Hype rein. Wenn man es schafft, dass einem Kind ein Lied gefällt, ist das das schönste Kompliment, was ich mir vorstellen kann.

Was möchtest du gerne noch erreichen? Was sind deine Ziele?

Ich würde gerne vernünftig Klavier spielen können. Außerdem hoffe ich, dass sich ganz viele Leute Keep Surfing im Mai im Kino anschauen. Das ist ein Dokumentarfilm über die Flußsurferszene in München, zu dem ich die Filmmusik komponiert habe.

Vielen Dank für das Interview!