Adam Green

Adam Green © rough trade

In den letzten Jahren musste sich der amerikanische Songwriter Adam Green vor allem eine Sache oft anhören: Kritik an seinen Platten und Konzerten. Mit seinem neuen Album "Minor Love" hat er sich nun gewandelt. Das bewies er teilweise auch in Berlin.

{image}Wenn man in den vergangenen Jahren ein Konzert von Adam Green besuchte, dann hatte man oft den Eindruck, dass der seit einem Jahr von seiner Frau geschiedene Musiker mehr aus Verpflichtung und einer bestimmten Erwartungshaltung heraus als aus Spaß und Lust die Bühnen der Welt betrat. Kontakte zum Publikum gab es dabei höchstens in schüchterner Weise. Mit seinem neuen Album Minor Love, welches im Gegensatz zu seiner stark vom Jazz und dem Cabaret geprägten Musik der vergangenen Jahre diesmal eher traurig, melancholisch, ruhig und weniger verspielt daherkommt, hat sich das nun geändert.

{image}So versuchte sich Adam Green auch im Postbahnhof diesmal äußerlich erwachsener und publikumsnäher zu geben. So kam er mit kürzeren Haaren und mit einer schwarzen Lederjacke im Rockerstyle auf die Bühne, anstatt sich wie noch vor zwei Jahren mit einem Federkostüm zu schmücken. Doch im Versuch, näher am Publikum zu sein, wurde er wenig später doch ein wenig wieder zu einem verspielten Kind. Denn er stieg von der Bühne und ließ sich in den folgenden Minuten ständig von den Fans seine Haare wuscheln, sich zerren oder streicheln, stellte sich auf das Absperrgitter oder versuchte, sich auf dem Rücken von den begeisterten Zuschauern durch den Saal tragen zu lassen. Probleme hatten damit allerdings nur die Securities, die teilweise verzweifelt versuchten, ihn in der Masse nicht untergehen zu lassen, sowie diejenigen, die vor allem wegen seiner Musik und nicht wegen der Show gekommen waren.

Denn diese ging im Verlauf des Gigs leider etwas verloren, hatte man doch schon alle Hände und Blicke voll zu tun, Adam Green zu folgen, der von einer zur anderen Seite sprang, manchmal, wie oben beschrieben, im Pulk verschwand oder aber, wenn er einem Fan das Mikrofon gab, der daraufhin, zur Belustigung der Roadies im Hintergrund, einige Textzeilen herausschreien durfte.

Starke musikalische Momente gab es allerdings dennoch. Einerseits in den Einlagen seiner hoch konzentrierten Begleitband, mit denen Adam Green nicht nur die Songs von Minor Love, sondern auch Klassiker wie Jessica präsentierte, als auch in den Momenten, wo Adam Green alleine auf einem Hocker saß und solo Songs wie No Legs oder Boss Inside performte.

{image}Allerdings nahm Adam Greens Auftreten im weiteren Verlauf immer mehr komödienhafte Züge an, die von der Musik ebenfalls ablenkten. Zum Beispiel wenn der Songwriter die "Ghostbusters"-Melodie anstimmte, den Hocker wegstieß, weil er es nicht mehr schaffte, denselben aufzubauen, sich ein Schild mit den Worten "I'm 2 sexy" umlegte oder ständig sein Mikrofon fallenließ.

Und so merkte man an diesem Abend, dass Adam Green zwar wieder Leidenschaft bei der Live-Performance zeigte und gegenüber dem Publikum weniger schüchtern, sondern eher draufgängerisch geworden ist, was Spaß beim Zuschauen machte und einen dazu brachte, ihn mit seinem verträumten Blick einfach liebzuhaben. Aber sein immenser Alkoholkonsum konnte an diesem Tag auch zum Nachdenken anstimmen. Wie sagte Adam Green neulich in einem Interview der SZ? "Es gibt den Sauf-Adam und den Nüchtern-Adam." Es wäre schön, das nächste Mal auch den Nüchtern-Adam erleben zu dürfen. Jedoch kann man da im Moment wohl nur hoffen. Denn im gleichen Interview meinte er: "Die Menschen, die mich aus dem Nachtleben kennen, kennen mich praktisch nur besoffen."

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