ClickClickDecker (la pampa Festival 2009)

ClickClickDecker (la pampa Festival 2009) © Markus Biedermann

Blow your mind with good music! Dieser Satz geht einem als erstes durch den Kopf, wenn man an Audiolith Records denkt. 2003 entschied sich Lars Lewerenz dazu, die Musik seiner Freunde rauszubringen und eine größere Öffentlichkeit dafür zu schaffen. Mit Erfolg! An einem Vormittag Ende 2009 traf sich regioactive mit dem Labelboss im Hamburger Karostar, wobei er über sein Label, die Tour mit ClickClickDecker und seine bevorstehende DJ-Karriere sprach.

{image}RA: Lars, die nächsten Audiolith-Feste stehen vor der Tür. Was kann der Besucher von einem Abend erwarten?

Lars: Vier Festivals sind bereits in Bielefeld, Berlin, München und Würzburg gelaufen. Der Besucher kann mit einem exklusiven Line-Up überrascht werden. Es spielen an diesem Abend diverse Audiolith- Acts, die wie immer ihr Bestes geben werden! Und ich glaube, dass das ein runder Abend werden wird. Wir freuen uns alle schon darauf, die Bands so zu präsentieren und bis jetzt haben wir nach jedem Festival positives Feedback bekommen.

Bei den Festivals wirst du als Das Audiolith auflegen..

Genau! Ich starte gerade groß durch mit meiner DJ-Karriere! (lacht) Früher hieß ich Manni Fest. Da sich Kevin Hamann 2010 wieder auf Bratze konzentriert, wo er als Sänger aktiv ist, steht keine weitere Tätigkeit als Bassist bei ClickClickDecker an. Somit muss ich mich darum kümmern, eine weitere Einnahmequelle zu generieren. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich das nur wegen dem Geld mache. Das Auflegen macht mir Spaß. Vielleicht bin ich nicht der beste DJ, aber der Labelchef muss natürlich dabei sein um die Feste zu supporten und den Audiolith- Spirit auf die Decks zu bringen.

Wie bist du denn zum Auflegen gekommen?

Da hatte mich mein Freund Jan Elbeshausen von The Dance Inc., der heutzutage der Booker vom Übel & Gefährlich ist, gefragt, ob ich nicht mal in dem Club KDW in Hamburg, den es heute aber nicht mehr gibt, auflegen möchte. Dem habe ich zugestimmt und seitdem lege ich mehr oder weniger unregelmäßig auf. Ich spiele das, was mir persönlich gefällt. Ich gehe aber auch auf Wünsche von anderen Leuten ein, die an das DJ-Pult kommen und fragen. Das mache ich gerne. Ich bin auch eher der Entertainer, der am Mikro irgendeinen scheiß sabbelt und die Leute belustigt. Nichts ist manchmal schlimmer als ein DJ, der sich zu ernst nimmt!

Bei dem Festival in Bielefeld gab es noch etwas Besonderes als man zum Merchstand kam, oder?

Ja. In Bielefeld haben wir 100 CDs und einige T-Shirts an die Leute verschenkt. Und die Leute, die das Codewort Schande gesagt haben, denen haben wir Pfeffi ausgegeben. Da haben wir die Leute etwas abgefüllt.

Mitte Juni wurde dazu aufgerufen, ein T-Shirt zu designen. Was ist daraus geworden?

Das war im Zuge der 50. Veröffentlichung von Audiolith. Der Sampler Doin´ our thing, der im August rausgekommen ist. Zusammen mit dem Bordstein- Magazin haben wir einen Contest ausgerufen. Es wurde danach gesucht, ein neues Audiolith T-Shirt- Design zu designen. Es gab nicht viele Einsendungen, vielleicht vier bis acht. Davon haben wir jemanden ausgewählt und es wurden ca. 90 Shirts gedruckt. Die gibt es bei uns im Shop zu bestellen.

Ab und an gibt es immer Mal wieder Videos zu sehen, wie z.B. zur Promo für das neue Supershirt- Album. Wer kommt auf solche Ideen?

Das sind meistens Schnapsideen, die Mal der eine und Mal der andere entwickelt. Da gibt es jetzt kein Mastermind, der sich das alles ausdenkt. Die kommen einfach so im Alltagsgeschäft. Wenn sich die Leute kleine Youtube-filmchen schicken, die sie lustig finden, dann schicken sie sich vielleicht mal ein Promovideo zum neuen Album von Juri Gagarin oder Supershirt durch die Gegend. Ich denke, dass es den Leuten Spaß macht, sich irgendetwas anzugucken. Es ist was für das Auge und dazu ist es noch mit Musik unterlegt. Ich glaube, dass es heutzutage wichtig ist, im Netz das publik zu machen, was wir verkaufen wollen. Es sind manchmal Ideen die Früchte tragen und manche, die nicht so gut laufen.

Wo siehst du Audiolith in fünf Jahren? {image}

In fünf Jahren sehe ich das Label nicht mehr als Label im klassischen Sinne, was es jetzt eigentlich auch nicht mehr ist. Es ist eine Mischform von verschiedenen Sachen: das Label Audiolith Records und der Verlag Audiolith Publishing. Es gibt Merchandise-Deals mit den Bands, Veröffentlichungen und Partyreihen. Ich hoffe, dass es eine größere Firma wird, die verschiedene Interessen der Künstler vertreten kann und soll. Natürlich in ganz enger Absprache mit den Künstlern, was passieren soll und gerade am Start ist. Es kann aber auch sein, dass sich das Ganze in drei Jahren erledigt hat und sagt, dass man es einfach dicht macht und sich etwas Neues sucht. Wir haben es angefangen und das Feedback ist gut. Vielleicht ist es schon eine Instutition. Aber es wird halt nicht wie ein steingemeiseltes Manifest irgendwann da stehen, wo man sagt: Okay, das ist Audiolith, das und das Label. Die Mitarbeiter und Künstler sind sehr interessiert daran, etwas Langfristiges auf die Beine zu stellen. Dieses aber nicht starr zu halten, sondern möglichst flexibel. Nicht, dass wir das den Leuten zum Fraß vorwerfen, was sie haben wollen. An sich möchten wir in fünf Jahren noch das machen, worauf wir Bock haben, uns nicht kaputt machen und mit den Veröffentlichungen den Leuten eine gute Zeit bereiten.

Falls es passieren sollte, dass das mit dem Label nicht mehr funktioniert: Was würdest du dann machen?

Das ist eine verdammt gute Frage! Mir ist das Privatleben sehr wichtig. Momentan habe ich viel zu tun mit dem Label, wodurch das Privatleben einfach zu kurz kommt. Ich könnte mir vorstellen, etwas mehr zurück zu treten, auch in den nächsten Jahren. Auch nicht mehr soviel zu feiern, keine großen Augenringe zu haben. Dass man mehr delegiert und neue Leute an das Label ranlässt. Dass man innovativ bleibt und die eigenen Trampelpfade verlässt und etwas Neues macht. Vielleicht einen Film oder eine neue Klamottenlinie. Irgendwas wird einen schon einfallen! Wenn ich nicht Drogensüchtig werde und mein ganzes Geld verpulver, dann denke ich, dass ich so schlau bin und auf alle Beine falle, um irgendwie weiterzugehen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass es jetzt nicht von einem auf den anderen Tag einbricht. Man muss sich einfach bewegen und flexibel bleiben. Da kann kommen was will!

Vorher warst du als Erzieher tätig. Könntest du dir vorstellen, in deinen alten Beruf zurück zu kehren?

Ich habe ja zwei Sachen gelernt: Anlagenmechatroniker und Erzieher. Mein Vater sagt immer, dass ich darauf achten soll, dass ich Mal in meinen alten Beruf zurückkehren kann, dass ich mich fortbilde. Aber ich habe mich dazu entschieden Musik zu verkaufen und aus dem Beruf als Erzieher bin ich schon sehr lange raus. Ich glaube, da müsste schon etwas sehr einschneidendes passieren, damit ich mich wieder auf meinem richtigen Beruf besinnen würde, müsste!

Was steht jetzt demnächst bei Audiolith an?

Am 25. Dezember kommt die zweite Single aus dem Supershirt- Album raus, die nennt sich Nachtjacke. Dann kommen 2010 diverse Veröffentlichungen. In der ersten Jahreshälfte kommen die Singles von Dadajugend Polyform, Plemo, Ira Atari & Rampue, 1 Foot In Da Rave und Bratze raus. Das neue Album von Bratze erscheint im März. Das neue Werk von Egotronic wird im April erscheinen und Frittenbude bringt im Mai ein neues Album raus. In der zweiten Jahreshälfte kommen dann noch die neuen Alben von Saalschutz und Plemo. Und bestimmt noch die eine oder andere Geschichte, die noch nicht so richtig Spruchreif ist.

{image}In diesem Jahr ging es mit ClickClickDecker auf Tour. Was waren denn deine persönlichen Highlights?

(überlegt kurz) Ich muss sagen, dass dieses Jahr mit ClickClickDecker und dem neuen Album Den Umständen entsprechend eigentlich generell bei allen Konzerten, die wir gespielt haben, eine gute Zeit hatten. Es gab keine negativen Sachen, die mir aufgefallen sind. Klar gab es mal Shows, die mehr Spaß als andere gemacht haben. Es gab da vielleicht eine Sache. Auf dem Hamburger Reeperbahnfestival, wo Kevin Hamann und Oliver Stangl eine Duo ClickClickDecker- Show gespielt haben, wo sie die ganzen Songs auf links gezogen haben. Da saß ich im Publikum und habe das von außen genossen. Das war eines der Highlights, das war super. Was war da noch? Habe ich eigentlich Mal die Geschichte aus Düsseldorf erzählt? Es gibt bei uns immer den running gag..

..dass ihr nach Düsseldorf fahrt?

Genau! Wenn man nachts mit dem Bus zum Hotel fuhr, war immer der running gag: ey komm, wir fahren nach Düsseldorf! Egal, wo man gerade ist. Wir haben mal in Düsseldorf in einem Hotel übernachtet. Morgens um 6 konnte ich dann nicht mehr schlafen und bin zu einem nahegelegenen Park gegangen. Ich habe den Park quasi dabei beobachtet, wie er erwacht. Ohne Ende Vogelgeschnatter und kein Mensch weit und breit. Das war so ein toller Moment, an dem ich mich erinnere. Das war spitzenmäßig!

Gibt es denn irgendwelche Dinge, die dich am Publikum stören?

(überlegt kurz) Das bedingt sich auf die Sache, dass man sich dazu entscheidet, Kontakt mit dem Publikum zu haben. Dass man rausgeht und mit den Leuten spricht. Klar ist das nicht immer entspannt. Es ist manchmal stressig, sich mit jemanden zu unterhalten, wenn man zum Beispiel fertig ist und am liebsten schlafen würde. Mich nervt es, wenn manche Leute denken, dass ich etwas Besseres bin, weil ich ein Label habe oder auf der Bühne den Bass spiele. Dass sie mich dann anders behandeln, als ob ich ihr Idol bin. Ich bin einfach ein stinknormaler Typ, wie alle anderen auch. Ich möchte nicht wie ein Rockstar dargestellt werden. Es ist vielleicht die Unwissenheit der Leute da draußen, die es nicht anders kennen. Nervig ist auch, wenn mir betrunkene das Ohr abkauen und sich immer wiederholen. Was mich auch noch teilweise nervt, ist, dass manche Leute die Preise am Merchstand verhandeln wollen. Also eine CD ein paar Euro billiger haben wollen und dann eine halbe Stunde erzählen, warum das so sein sollte. Blödes Beispiel, aber man geht doch nicht in den Supermarkt und verhandelt um den Preis einer Wurst. Wir stellen das Produkt her und das hat seinen Preis. In Wiesbaden gab es da mal eine Situation, wo ich am Merchandise- Tisch stand und der Kollege Fuchs, unser Merchandiser, von zwei Personen extrem lange vollgesabbelt wurde, welche Platte sie nun für welchen Preis bekommen. Nach 20 Minuten hat es mir auch gereicht und meinte: Sagt mal, wollt ihr uns eigentlich verarschen? Ihr diskutiert hier wegen zwei Euro und quatscht meinen Kollegen voll! Irgendwann ist aber auch mal gut! Bei so was habe ich eine kurze Zündschnur.

Welche Angewohnheiten musst du nach einer Tour ablegen, um wieder Gesellschaftsfähig zu sein? {image}

Ich muss mir abgewöhnen, die ganze Zeit scheiße zu sabbeln. Auf Tour verbringt man sehr viel Zeit damit, auf irgendetwas zu warten. Und die Zeit vertreibt man sich damit, indem man nur Schwachsinn redet. Man muss sich schon etwas umstellen. Die Gewohnheit muss man dann wieder ablegen und sagen: okay, jetzt ist wieder Arbeit angesagt. Auf Tour zu sein ist natürlich auch Arbeit, aber da hat man einfach viel Zeit, die man mit Schwachsinn vergeuden kann. Schlimm wäre es, wenn man es nicht ablegen kann. Zu viel saufen ist auch nicht gut, das muss man ebenfalls ablegen. Aber sonst war es das eigentlich.

Von was hast du keine Ahnung?

Ich habe von allen Sachen Ahnung! Ich bin extrem schlau! Natürlich gibt es einige Sachen, von denen ich keine Ahnung habe, aber das gebe ich auch ohne Bedenken zu. Dafür schäme ich mich auch nicht. Es sollten sich auch andere zu Herzen nehmen und einfach sagen: Ich habe davon keine Ahnung! Sich einfach was von anderen erklären lassen. Mich nerven diejenigen, die zu jedem scheiß ihre festgefahrene Meinung dazu erzählen, einfach alles besser wissen. Ich sage mal so: Es gibt Sachen, von denen habe ich keine Ahnung. Aber ich wüsste, wo ich die Infos herbekommen könnte. Man kann einfach nicht alles wissen!

Das war auch schon die letzte Frage. Vielen Dank für das Interview!

Gerne!

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