Petula

Petula © Anna Sander

ClickClickDecker tourten Ende Oktober nochmal durch Deutschland, bevor man in die wohlverdiente Pause ging. Mit dabei hatten sie einen Wiederholungstäter: Petula. Bereits bei der letzten Tour spielte er bei drei Konzerten im Vorprogramm und auch dieses Mal zog er das Publikum schnell auf seine Seite! Vor seinem Auftritt in Kassel nahm sich Petula die Zeit, um mit uns über seine Anfänge und das kommende Kassetten-Album zu reden.

{image}2002 erschien Petulas erste EP Flwr, danach hörte man bis 2009 nur wenig von ihm. In dieser Zeit spielte er bei Kate Mosh und bei SDNMT, so dass sein Soloprojekt erstmal zur Nebensache wurde. Im Januar meldete er sich mit seiner zweiten EP Up From The Wilderness Like Pillars Of Smoke zurück und arbeitet nun an seinem ersten Album, das im nächsten Jahr erscheinen wird.

RA: Hallo Petula! Wie hat das bei dir eigentlich angefangen? Wie bist du zur Musik gekommen?
Petula: Mit 9 Jahren fing es mit Gitarrenunterricht an. Ich hörte viel Musik und irgendwann spielte ich die Lieder nach. Ich war in einer Schülerband, allerdings nur für ein Jahr. Danach stand die Gitarre eine lange Zeit in der Ecke rum. Ich spielte in verschiedenen Bands mit, wie zum Beispiel bei Kate Mosh und SDNMT.

Wie kam es dazu, dass du dein Soloprojekt gestartet hast und wann war dein erster Auftritt?

{image}Es war einfach der Moment zu sagen: was ich zu Hause alleine spiele, das nehme ich jetzt auf und stelle es irgendwo rein. 2003 habe ich dann mal ein kleines Konzert in einer Kneipe von einem Freund gespielt. Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, dass das der Anfang von Petula war. Es war kein großes Konzert. Es war eher ein rumspielen und rumklimpern. Wir haben uns in der Kneipe getroffen, haben gequatscht, zwischendurch habe ich etwas auf der Gitarre gespielt und dann haben wir uns weiter unterhalten. 2004 gab es eine kleine Tour durch Polen, insgesamt 10 Konzerte. Zusammen mit Thom von Kate Mosh waren wir als Klinker und Petula als Vorband von Kam:As unterwegs. Und so was würde ich gerne mal wieder machen. Dort ist es immer etwas unberechenbarer als hier.

Wie gehst du denn damit um, wenn das Publikum nicht aufmerksam ist?

An sich könnte es eigentlich egal sein. Wenn es einigen nicht gefällt, dann gefällt es halt nicht. Wenn es Unterhaltungen gibt, dann ist es für mich schwierig, weil ich mit einem halben Ohr zuhöre und dadurch die Konzentration flöten geht. Dann verhaue ich irgendwas, vergesse den Text oder verpasse den Einsatz. Dadurch wirkt das alles sehr unsicher und das merkt auch das Publikum. Dann ärgert man sich noch mehr, wenn es auf der Bühne schon nicht so super läuft. So schaukelt sich das immer höher! Ich hatte mal in Berlin als Support für Turbostaat gespielt und das ging überhaupt nicht! Da habe ich dann nach 5 Liedern aufgehört, weil ich mich selbst nicht mehr gehört habe, da die Leute so laut geredet haben. Gerade bei diesen Konzerten, wo ich schon etwas besorgt war, weil die meisten wegen ClickClickDecker kommen und auch zufrieden wären, wenn nur die Band spielen würde. Aber es waren alle sehr nett und aufmerksam.

Wie bist du auf deinen Künstlernamen gekommen? Hat er eine besondere Bedeutung?

Der Name hat sich einfach ergeben. Der war im Kopf und gefiel mir. Also ich heiße jetzt nicht Petula, weil eine Verwandte so hieß oder ähnliches. Es ist einfach ein Name.

Deine erste EP heißt Flwr. Gibt es einen bestimmten Grund, warum die Vokale weggelassen wurden?

Ach, das ist einfach so ein Ding. Aus Seidenmatt wurde später auch SDNMT oder bei Kate Mosh gab es einen Songtitel, wo Buchstaben ausgelassen wurden. Es ist ein Ästhetik-Quatsch, punkt! Ich habe es zum ersten Mal bei der Band Turbonegro gesehen, die die Vokale rausgelassen hat. Das passte ganz gut und da dachte ich, dass ich das jetzt auch so mache. Sowas geht natürlich nicht bei jedem Wort, aber bei Flower hat das ganz gut funktioniert.

Die EP gab es auch zum kostenlosen Download. Warum?

Am Anfang gab es die nicht zum kostenlosen Download. Es war eine Mini-CD im Pappumschlag, die ich bei Konzerten verkauft oder verschenkt habe. Irgendwann hatte mich mal jemand gefragt, ob ich davon noch eine zum Geburtstag machen könnte. Dann dachte ich mir, dass ich die Songs einfach zum kostenlosen Download auf meine Seite stellen könnte. Das war alles. Meine zweite EP, die im Januar 2009 rauskam, konnte man sich ebenfalls runterladen. Es passierte wenig auf meiner Seite, deswegen wollte ich wieder etwas machen. Ich hatte zu Hause gerade zwei Lieder aufgenommen und habe die beiden einfach mit Demo- und Liveaufnahmen zusammen gepackt. Bitteschön, frohes neues Jahr!

Zwischen deiner ersten und deiner zweiten EP liegen 7 Jahre. Was passierte in der Zwischenzeit?

Petula lag in dieser Zeit nicht auf Eis. Aber es war klar, dass Kate Mosh die Hauptband ist und einfach viel Zeit in Anspruch nahm. Wenn mal nichts zu tun war, habe ich an Songs gearbeitet. Oder als mich jemand gefragt hatte, ob ich nicht Lust hätte, in Berlin vor einer unbekannten schwedischen Band aufzutreten. Sowas habe ich gemacht, wenn die Zeit dafür da war. Aber aufgenommen habe ich nichts weiter, weil ich keinen Druck verspürte. Die Lieder waren in meinem Kopf und wenn eins verloren ging, dann war es halt so. Und dass es jetzt etwas aktiver aussieht, liegt daran, dass ich nun mehr Zeit habe.

Bis jetzt hast du nur EPs veröffentlicht, im September kam bereits deine dritte raus, die Brothers EP. Wie sieht es denn mit einem Album aus? Ist in dieser Richtung etwas geplant?

Das nehme ich gerade auf. Ich stoße dabei an meine Grenzen, weil mir einige Sachen schwer fallen. Ich habe das Gefühl, dass bei einem Album mehr gemacht werden muss. Es soll brillanter als eine Download-EP werden. Manchmal muss ich mich etwas bremsen, weil es eigentlich Quatsch ist und es kein Hochglanzprodukt werden muss. Ich arbeite an dem Album und es wird nächstes Jahr auf Kassette rauskommen. Wenn ich das dann anbiete und die Leute es kaufen, dann wäre das cool, wenn es nicht alles nach Badezimmer- und Diktiergerätsound klingt! Das Tape-Album wird bei Froggy Records, einem Label aus Berlin, und in irgendeiner Form auch bei Sinnbus Records rauskommen.

Arbeitest du generell alleine an deinen Songs oder holst du dir dafür auch mal Meinungen anderer ein?

Die Songs entstehen alleine, der Text kommt dazu und dann ist das Lied fertig. Die Ideen kommen bei mir eher zufällig. Bei zwei Stücken zum Beispiel singen Freunde von mir im Chor. Und wenn die dann Änderungsvorschläge haben, dann finde ich das super. Aber das meiste mache ich alleine.

{image}Als Petula bist du Solo unterwegs. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, das Ganze mit einer Band umzusetzen?

Ja, eigentlich würde ich das total gerne machen. Aber ich glaube, dass es schwierig ist. Wenn man sich von Anfang an zusammen entwickelt und als Band daran arbeitet, dann wäre es was anderes. Aber wenn man nur Petula live spielt, dann kann ich es mir nur schwer vorstellen. Dass es die Loops dann noch gibt, weil sie mir gefallen und Spaß machen. Oder wenn sich dabei ein kleiner Fehler einschleicht, der immer wieder kommt. Ich kann da sehr herzlich darüber lachen! Deswegen stelle ich es mir schwierig vor, die Band sozusagen anzuketten und zu sagen: das ist jetzt der Loop, den ihr spielen müsst! Mal schauen, vielleicht ja im nächstes Jahr!

Wie ist es denn dazu gekommen, dass du als Support von ClickClickDecker dabei bist?

Es kam eine Anfrage von Kevin Hamann. Es gab eine Tour in der ersten Hälfte des Jahres, wo verschiedene Supports dabei waren, z.B. Gisbert zu Knyphausen oder Peer. Ich habe bei der Tour an drei Tagen im Vorprogramm gespielt. Diese gemeinsamen Tage haben uns allen, glaube ich, sehr viel Spaß gemacht und so bin ich auch bei dieser Tour wieder dabei. Ich habe mich lange nicht mehr so wohlgefühlt in einem Tourbus.

Fällt es dir schwerer auf Tour zu gehen, weil du Vater bist?

Klar, ein bisschen schon. Schwerer im Sinne von Organisation. Speziell dieses Wochenende ist es super, weil die Großeltern meiner Tochter da sind. Bislang ist es noch nicht vorgekommen, dass ich ein Konzert absagen musste, weil ich mich um meine Tochter kümmern musste. Wir sind zwei Leute, die gemeinsam ein Kind haben. Es ist auch schon zweimal passiert, dass sie auf Konzerte mitgekommen ist. Wahrscheinlich ist es schon etwas schwerer auf Tour zu gehen, aber es geht. Jetzt freue ich mich auch darauf, wieder nach Hause zu fahren und sie wiederzusehen. Obwohl der große Wiedersehensmoment auch wie die letzten Male keine Minute dauern wird und sie danach gleich wieder spielen geht.

Wie wird es nun mit Petula weitergehen? Wird eine Tour folgen?

Ja. Sobald das Album veröffentlicht ist, wird es eine Tour geben. Dann können die Leute, die nach dem Konzert etwas mitnehmen wollen, das Album kaufen. Da ist eine Kassette eine schöne Sache.

Vielen Dank für das Interview!

Danke für das Interesse.

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