Rise against (Wiley Open Air 2009)
Foto: Alex Rath

Rise against (Wiley Open Air 2009) Foto: Alex Rath © Alex Rath

November-Revolution: Letzten Sonntag bliesen die Weltverbesserer von Rise Against zusammen mit den Gleichgesinnten von Thursday und Poison the Well in der ausverkauften Stadthalle Offenbach zur Revolte – höchst erfolgreich, denn die Kombination aus Sozialkritik, PETA-Ständen und Rock'n'Roll funktionierte bestens. Dabei überzeugten die Bands nicht nur durch ihre Einstellung, sondern vor allem musikalisch gab es genug Gründe, um völlig abzurocken.

{image}Doch bevor die vier aus Chicago stammenden Revoluzzer zum Aufstand aufriefen, durften erst noch die Herren von Poison the Well und Thursday die Massen von ihren Qualitäten überzeugen. Den Auftakt übernahmen die mit einer fragwürdigen Message daherkommenden Poison the Well, die leichte Startschwierigkeiten in Sachen Sound und Songauswahl hatten. Doch nachdem drei ruhigere Stücke abgespielt und die Vocals hörbar waren, wurde prompt die Tribüne als "Langweiler" beleidigt und eine härtere Gangart eingelegt. Völlig zu Recht, der Bereich vor der Bühne verwandelte sich in ein Krisengebiet. 

{image}Nachdem sich die Gemüter dann wieder beruhigt hatten, traten die bekennenden Anti-War'ler von Thursday auf die Bühne, die im Handumdrehen die Machtfrage über das Publikum klärten. Nicht zuletzt wegen des kunstvollen Körpereinsatzes von Sänger Geoff Rickly, der es sich nicht nehmen lies, Textstellen im Tanz zu versinnbildlichen und das Mikrofon als Schlinge bzw. Lasso zweckzuentfremden. Ein Treiben, das auch Rise Against Frontmann Tim McIlrath auf die Bühne lockte und zu einem Gastauftritt bei dem Song Resuscitation of a Dead Man animierte. Nach diesem Auftritt hätte man eigentlich erhobenen Hauptes nach Hause gehen können, wären da nicht noch die bekennenden Anti-Amerikaner von Rise Against gewesen. 

Raise Your Fist! – Als die drei Mannen Joe Principe (bass), Brandon Barnes (drums) und Zach Blair (leadguitar) um Frontmann McIlrath mittels gen Himmel gerichteter rechter Faust und aufbruchstimmungsartiger Parolen auf die Bühne beschworen wurden, konnten die Notstandsgesetzte wieder in den öffentlichen Fokus geraten. Binnen Minuten brannte der Laden unter den wachsamen Augen von Chefanarchist McIlrath förmlich, der die Boxentürme als Podest umfunktionierte und das aufbrechende Chaos mittels Titeln wie Collapse und Chamber to the Cartridge koordinierte. Nach der Aussage "I have seen many things, but no circlepits in Offenbach" konnte man dann auch die entlegensten Winkel der Halle mittels des sich im Kreis drehenden wütenden Mobs begutachten, eine etwas andere Art von Sightseeing. 

{image}Abhilfe konnte hier nur noch ein ruhigerer Titel leisten. Mit dem Song Hero Of War, der den Opfern des Irakkrieg gewidmet wurde, schaffte es McIlrath tatsächlich, mitsamt Akustikklampfe und entweihten USA-Flaggen, die Meute für einen Moment zum Innehalten zu bewegen. Dieser mehr oder weniger besinnliche Moment hielt aber nicht lange an, spätestens nachdem die ersten die Anfangstakte zu Ready to Fall erkannten, ging das Pogen wieder los. Ehe man sich versah, war die rechte Faust wieder in den Himmel gestreckt, die Nackenmuskulatur angespannt und man musste aufpassen, dass man in seiner Kampfeslaune keine der vielen kleinen Mädchen, die sich mutig vor der Bühne tummelten, nicht versehentlich in diesen Hexenkessel beförderte. 

Ausgepowert, nassgeschwitzt und zum unfreiwilligen Austausch von Körperflüssigkeiten gezwungen, konnte man nach gut anderthalb Stunden zufrieden die Heimreise antreten. Bleibt nur die Frage, was mit den durchnässten T-Shirts geschehen soll: waschen oder verbrennen? Würde sich darauf eine USA Flagge befinden, läge Verbrennen wohl im Sinne des Veranstalters.

Noch mehr Bilder zu Rise Against gibt es hier:

—> Rise Against im X-Tra Club in Zürich

—> Rise Against auf dem Wiley Open Air 2009

—> Rise Against, Strike Anywhere und Rentokill im Schlachthof Wiesbaden 

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