Bobby Hutcherson

Bobby Hutcherson

Bobby Hutcherson gehörte der Band an, die unter der Leitung von Eric Dolphy das Album "Out To Lunch", eines der unbestrittenen Meisterwerke des modernen Jazz, einspielte. Am Dienstagabend trat der legendäre Vibraphonist im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals in der Alten Feuerwache in Mannheim auf.

{image}Das Vibraphon zählt zu den im Jazz eher selten eingesetzten Instrumenten. Seine Unhandlichkeit ist dafür sicherlich nicht allein ausschlaggebend. Entscheidender dürfte seine geringe Dynamik sein – das Vibraphon läuft stets Gefahr, von dominanteren Instrumenten wie Bläsern, Schlagzeug oder Klavier übertönt zu werden. Darüber hinaus besitzt das Vibraphon weniger individuelle Ausdrucksmöglichkeiten als ein Saxophon oder ein Klavier. Sein heller, klarer und sanfter Klang vermag – richtig eingesetzt – dennoch ein Jazz-Ensemble zu bereichern. Bobby Hutcherson tritt in einer Besetzung auf, die bereits von seinen Blue Note-Alben der 1960er Jahre vertraut ist und die er in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelte. Ihn begleiten Joe Gilman am Klavier, Glenn Richman am Bass und Eddie Marshall am Schlagzeug. Während Richman eher unauffällig bleibt, verleiht Marshall durch sein swingendes Spiel der Musik einen stets lebendigen Rhythmus.

{image}Das Herzstück des Konzerts bildet allerdings das Zusammenspiel zwischen Gilman und Hutcherson. Beide ergänzen sich ideal: Gilman beobachtet Hutchersons Spiel genau und ergänzt es durch kleine Motive und Figuren. Die musikalischen Dialoge der beiden sind das Erfreulichste des gesamten Abends. Naturgemäß kommen sie in den langsamen Stücken am besten zur Geltung. Sie erlauben es Hutcherson, der Musik Raum zu verleihen, jeden Ton mit Bedacht zu wählen und die Schönheit des Augenblicks zur Geltung kommen zu lassen. Das gemeinsame Spiel der Band ist in diesen Momenten von einer faszinierenden Harmonie geprägt und erzeugt durch den gefühlvollen, lyrischen Ausdruck eine tiefere Wirkung als die vergleichsweise austauschbaren schnelleren Stücke es vermögen.

Man spürt allerdings, dass der fast 70-jährige Hutcherson gesundheitlich angeschlagen ist. Gerade die schnelleren Stücke scheinen seine Kräfte stark zu beanspruchen. Während er Vibraphon spielt, blüht er regelrecht auf, aber wenn sein Einsatz beendet ist, erweckt er den Eindruck, erschöpft zu sein. Unter diesen Umständen wäre es vermessen zu erwarten, Hutcherson besäße noch die Kraft für ein zweistündiges Konzert. Mehr als fünfundsiebzig Minuten sind vermutlich einfach nicht mehr möglich.

Die Zuschauer in der leider nur halb gefüllten Alten Feuerwache geben mit ihrem enthusiastischen Applaus zu erkennen, dass sie dennoch ihr Kommen nicht bereuen. Bobby Hutchersons Freude über den gelungenen Abend ist deutlich spürbar: Er lächelt, reißt die ein oder andere Grimasse und verbreitet auf diese Weise eine entspannte Atmosphäre, die kleinere Unzulänglichkeiten vergessen lässt. Warum sollte er aufhören, solange die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen?

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