The Sorrow

The Sorrow

Anti-Aggressionstraining nach Karlsruher Art. The Sorrow, der Exportschlager aus Österreich, zerlegten Sonntagabend zusammen mit The Mercury Arc und Silent Decay im Rahmen ihrer "Anchorless"-Europa-Tour die Karlsruher Stadtmitte.

{image}Pünktlich um 20 Uhr öffnete die Stadtmitte in Karlsruhe letzten Sonntag ihre Pforten. Nach dem Gang durch einen mit 70er-Jahre-Klischees gespickten Tanzsaal mitsamt verdutzt schauenden älteren Herrschaften, gelangt man in ein "dezent" orange gehaltenes Hinterzimmer. Dieses glänzt dann durch seinen Blümchen-Fußboden und dem auch sonst befremdlich wirkendem Einrichtungskonzept – ein wie sich herausstellte nicht ungeeigneter Ort für Metalkonzerte. Eröffnet wurde das mäßig besuchte Miniaturfestival von den Münchnern Silent Decay, die trotz des von Bloodwork entliehenen Frontmannes David Hambach den Laden beben ließen. Binnen weniger Songs teilte Hambach die Meute wie einst Moses das Wasser, forderte ein gegenseitiges Anbrüllen und ließ dann die Parteien im Stil von Braveheart lautstark aufeinander losstürmen. Eine Praxis, die sich auch bei den darauf folgenden Ruhrgebieter bewährte, angeführt von Frontmann Dennis Diehl, dessen Statur so gewaltig ist wie seine Stimme.  Nach gut zwei Stunden feinster metallischer Unterhaltung und kurzen Aufbauphasen, die gekonnt mit den Titelmelodien von "The Adams Family" und "Magnum" überspielt wurden, war es dann soweit. Unter Stroboskop-Gewitter und dem Introsong Apnoia aus ihrem aktuellen Album Origin Of The Storm betraten die vier Österreicher The Sorrow die Bühne.

"I walk alone through fire ...” – Nicht an diesem Abend. Der brachiale Mix aus Clear-Gesang und Geschrei, gepaart mit messerscharfem Riffing riss auch die Letzten vor die Bühne, wo im Handumdrehen erste Circlepits losbrachen – und das auf gefühlten 50 Quadratmetern "Tanzfläche". Subtropisches Klima und Schleudertraumata vorprogrammiert.

{image}Die vier Jungs um Frontmann Mathias "Mätze" Schlegl hatten Sonntagabend definitiv ihren Spaß. Sänger Mätze stand mit starrem Blick nach vorn, die Metalaxt im Anschlag wie besessen vor dem Mic, während Andreas Mäser (Gitarre) und Tobias Schedler (Bass, backing vocals) die Öffentlichkeitsarbeit übernahmen und abwechselnd fast schon vor der Bühne spielten. Einzig Drummer Dominik Immler wirkte etwas abgelegen zwischen den Bannern und dem Rest der Band. Die kettensägenartige Doublebass war trotzdem kaum überhörbar.

Vom aufkommenden Fieber gepackt, stachelte Mätze die Meute mit Hymnen a la Heaven Is No Place For Us und Where Is The Sun? immer wieder euphorisch zum Moshen an, was vereinzelte Stagediver und weitere raumfüllende Circlepits mitsamt Krankenabtransport (verstauchte Knöchel gehören halt dazu) zur Folge hatte. Heavy Metal Baby!

Nach über einer Stunde Spielzeit und einem auserlesenem Einblick in die bisher zwei Alben umfassende Bandhistorie, verabschiedeten sich The Sorrow mitsamt Zugabe und dem Kommentar "Das geilste Konzert bisher" wohlverdient von der Bühne. Hier der Beweis: Österreich produziert nicht nur medienwirksame Skandale, sondern auch erstklassige Metalbands. Eine äußerste angenehme Art, die Woche ausklingen zu lassen.

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