Mr.Bayse

Mr.Bayse © Mr.Bayse

Wer Kunst nicht nur aus zweiter Reihe betrachten, sondern selbst miterleben möchte, der ist bei den Veranstaltungen von TRU! genau richtig aufgehoben. Während junge Künstler bei der Reihe die Chance bekommen ihre Werke auszustellen, sorgen Musiker und DJs aus urbanem Umfeld für das passende Klangerlebnis. Diesmal waren der Rapper Mr.Bayse und die Chanteusen Amenta und Brittany Bosco bei der Heidelberg-Session zu Gast.

{image}Für die Ausstellung in der Halle01 waren die beiden Mannheimer Visualisten Alexander Münch und Pablo Fontagnier zuständig. Neben Kunstfotografie zeigte Münch ein Potpourri aus den von ihm abgelichteten Rappern aus Deutschland. Wie seine Fotos von Tua oder Sprachtot veranschaulichen, gelingt es ihm auf besondere Weise, die Persönlichkeit seines Gegenübers einzufangen und ausdrucksstark zu inszenieren. Von Fontagnier, der vielen besser unter dem Pseudonym Hombre Uno bekannt ist, gab es seine charakteristischen Graffitifiguren zu sehen. So richtig ins Rollen brachte die Vernissage dann DJ Tommy D, der die Drehscheiben mit einer feinen Auslese an Rapplatten bestückte. Zur festen Institution der TRU-Sessions gehört die hauseigene Band, die sich aus Konrad Henkelüdeke (Drums), Markus Ganter (Bass) und Georg Wende (Keys) aus dem Kreis der Popakademie Baden-Württemberg zusammensetzt. Besonders gespannt war das für Rap-Partys ungewöhnlich reife Publikum auf die Performance von Mr.Bayse. Obwohl er schon seit mehr als zwölf Jahren im Umgang mit Mics geübt ist und Bühnenerfahrung en masse sammeln konnte, war es in den letzten Jahren eher ruhig um ihn. Um das zu ändern, erscheint nun fast jede Woche ein "Thought of the Day" von Bayse, bei denen er seinen Gedanken freien Lauf lässt und über aktuelles Tagesgeschehen sinniert.  

{image}Die Bühnenluft wandelte das anfängliche Lampenfieber bald zu neuem Selbstvertrauen um und so konnte Mr.Bayse mit Meine Welt zügig an Flow und seine alte Wortwendigkeit anknüpfen. Verändert hat sich hingegen die inhaltliche Raffinesse seiner Texte: anspruchsvoll und clever bringt Bayse komplexe Themen auf den Punkt. Das Stück Prokrastination ist eine Ode an das aufschieben von Terminen und gleichzeitig ein authentisches Statement von Bayse, da es womöglich die ausgedehnte Ruhephase der letzten Jahre erklärt. Stilecht mit weißem Handschuh zollte er danach dem verstorbenen "King of Pop" Tribut. Moonwalk im Himmel heißt der Song, der auf das Smooth Criminal Instrumental von Michael Jackson entstanden ist. Damit schaltete die Band einen Gang höher und Bayse stellte außerdem seine Sangeskunst unter Beweis. Mit den Tracks Zooom und Wissen Wie endete der sehenswerte Auftritt von Mr.Bayse.  

{image}Die TRU-Band durfte gleich weitermachen, denn mit der Sängerin Amenta stand bereits der nächste Act bereit. Einzig aggressives Element der relaxten Performance der Kanadierin blieb ihr knallig rotes Kleid. Mit experimentellem Souljazz sorgte Amanta für zurückgelehnte Lounge-Atmosphäre, bei dem die Seele mehr als nur zum baumeln angeregt wurde. Wie ihr Stück Purple verdeutlichte, versteht sie es durchaus auch Versatzstücke von HipHop in ihren genreübergreifenden Stilmix einzubauen.

Last but not least, betrat Brittany Bosco aus dem amerikanischen Georgia die Künstlerbühne. Herzstück ihrer an Einflüssen reichen Musik ist ihre bezaubernde Soulstimme. Betont stimmungsvoll gelang es Bosco ihre Zuhörerschaft mit den Stücken Blues for Blue und Black & White in ihren Bann zu ziehen und stückweit das Flair einer rauchigen Bluesbar zu versprühen. Zurückzuführen ist das auf ihre einmalige Stimme, die viel Soul und auch eine verruchte Portion sleazyness in sich birgt. Das macht neben ihrem Charisma und ihrer großen Präsenz den besonderen Reiz ihres sonst eher unspektakulär und mellow arrangierten Sounds aus.