Dionne Warwick

Dionne Warwick © paradiseartists.com

Als Abschlusskonzert des diesjährigen "Seebühnenzaubers" präsentierten die Veranstalter im Mannheimer Luisenpark noch einmal eine der ganz Großen des Musikgeschäfts: Dionne Warwick. Neben dem besonderen Umstand, dass der Auftritt auf der Amphitheater-ähnlichen Seebühne mit idyllischem Blick auf den Kutzenweiher stattfand, hatte der Abend mit dem einzigen Deutschlandauftritt der Soul-Diva einen exklusiven Rahmen.

{image}Kaum hatte Dionne Warwick mit “Why do Birds suddenly appear…” die Eröffnungszeilen aus (They Long to Be) Close to You gesungen, inszenierte sich im Hintergrund bereits routiniert eine Entenfamilie in gestaffelter Aufstellung. Der Song, mit dem vor allem die Geschwister Carpenter einen großen Erfolg in den 1970er Jahren feiern konnten, stand dabei schon sinnbildlich für das musikalische Konzept des Abends. Die 59-jährige Dionne bot einen Querschnitt aus ihrer beachtlichen Karriere, wobei der Schwerpunkt jedoch auf der sehr erfolgreichen Schaffensphase zusammen mit dem Komponisten Burt Bacharach und dem Songwriter Hal David von Mitte der 60er bis rein in die 70er Jahre lag. Interessanterweise befanden sich unter den Titeln nahezu keine Cover-Versionen. Miss Warwick wurde nämlich als Muse von Bacharach – der das Monopol auf melancholische Melodien innehat – immer als eine der ersten Chanteusen bedacht. So auch für den Soul-Klassiker Walk on by, den sie 1964 gemeinsam aufnahmen. Begleitet wurde die in New Jersey geborene Sängerin diesmal von Keyboard, Drums, Gitarre, Percussion und natürlich Piano.

Immer wenn die von den Keys dominierte Soundkulisse eine Spur zu glatt wurde, kompensierte Dionne Warwick mit ihrer nach wie vor einwandfreien Wunderstimme. Anyone Who Had a Heart und I'll Never Fall in Love Again waren die Vorlage – vollends entfaltete sich der Seebühnenzauber im lilafarbenen Neonlicht nach Dämmerung. Zum Tod von Michael Jackson äußerte sich Dionne nicht, vielleicht würdigte sie dem King of Pop im Stillen zu Message to Michael. Anschließend präsentierte die Cousine von Whitney Houston ein Neuarrangement von I Say a Little Prayer, das man vorrangig wohl eher Aretha Franklin zurechnet. Doch auch hier hatte das Duo Bacharach/David zunächst Warwick bedacht, ehe Franklin 1968 damit durchstartete.

{image}Einer der größten Hits von Dionne Warwick ist Heartbreaker, das unverkennbar die Handschrift der Bee Gees trägt und dessen Chorus nun von den fast restlos besetzten Rängen aus beigesteuert wurde. Überhaupt wurden die Fans nach freundlichen Aufforderungen der Diva jetzt aktiver. Mittlerweile lebt Dionne Warwick in Brasilien, was sich besonders auf ihre neueren Veröffentlichungen niedergeschlagen hat. Mit Brazil (Aquarela do Brasil) wechselten die Rhythmen schlagartig in Richtung Copacabana. Zum Ärger ihres Bodyguards kam Dionne einer Einladung eines Tänzers aus dem Publikum gleich mit einer gemeinsamen Runde Samba nach. Das brachte ihr zusätzliche Sympathiepunkte ein. Erst mit Do You Know The Way To San José ging der Ausflug nach Brasilien dann allmählich zu Ende.

Da ausnahmslos alle Warwick-Lieder von der Liebe handeln, bewegt sie sich automatisch immer auf dem schmalen Grat zwischen herzergreifendem Song und Schmonzette. Dennoch legt sie so viel Ausdruckskraft in ihre Stimme, dass man ihr die einfühlenden Texte gerne abnimmt. Als Warwick von Bacharach und David den Song What the World Needs Now Is Love angeboten bekam, lehnte sie zunächst dankend ab. Jackie DeShannon machte den Titel schließlich doch noch zum Hit und nun zählt er auch zu Dionnes Lieblingsstücken, wie sie heute erzählte.

Zwar ohne ihre Freunde Gladys Knight, Elton John und Stevie Wonder, aber dafür mit fast 1000 neuen Freunden im Publikum beendete Dionne Warwick nach knapp einer Stunde ihren guten Auftritt mit der Ode an die Freundschaft, That's What Friends Are For.  

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