Destination Pop

Destination Pop

Vor 20 Jahren reifte in dem Berliner Gilbert Blecken der Entschluss, fortan seine Lieblingskünstler nicht bloß auf Tonträgern zu konsumieren, sondern seinen Idolen gleichsam gegenüberzutreten, um sie zu interviewen. Bevor diese sich zwischen "Soundcheck und Auftritt langweilen, können sie sich auch genauso gut mit mir unterhalten", so Bleckens ebenso lapidare wie entwaffnend sympathische Ansage im Vorwort zu DESTINATION:POP.

{image}Und so verdanken wir dem Chuzpe und der jugendlichen Unbedarftheit des damals erst 19-jährigen Blecken eine im Lauf der Jahre auf ein beeindruckendes Maß angewachsene Sammlung von Interviews, von denen DESTINATION:POP die besten 50 aus den zurückliegenden zwei Dekaden versammelt. Zu Wort kommen hierbei im einzelnen folgende Künstler und Formationen: ABC, A Camp, Marc Almond, The Alpine, American Music Club, Annie, Blur, Broadcast, The Charlatans, Client, Lloyd Cole, The Cramps, Crossover, The Damned, The Divine Comedy, The Dead 60s, Final Fantasy, Fischerspooner, Ben Folds Five, Gavin Friday, The Go-Betweens, Goldfrapp, Green On Red, Terry Hall, Charlotte Hatherley, Howling Bells, The Inspiral Carpets, Jellyfish, Jay-Jay Johanson, Killing Joke, Ladytron, Madness, Kirsty MacColl, Billy MacKenzie, Manic Street Preachers, Nirvana, Propaganda, Saint Etienne, Scritti Politti, Sensation, Sexus, The Smashing Pumpkins, Sparks, Stereo MCs, Richard Swift, Midge Ure, Voice Of The Beehive, Kim Wilde, Wire, Zoot Woman.

Wer angesichts dieses stolzen Aufgebots an illustren Namen dem Glauben verfallen mag, Blecken betreibe hier eventuell reine Egopflege, geht in dieser Annahme allerdings fehl: Die Q&A-Sessions des Autoren zeugen vielmehr von großem Fachwissen, sind sowohl tiefgreifende Werkstattgespräche wie auch unverkrampfte Plaudereien. Und seinem jeweiligen Gegenüber entlockt Blecken mitunter die erstaunlichsten Aussagen (besonders zu gefallen wissen daneben auch noch die zahlreichen Top10-Listen mit den All-Time-Faves, zu deren Erstellungen sich nahezu alle Interviewten hinreißen ließen). Sehr beeindruckend. So beeindruckend gar, dass bald schon größere Magazine wie "Record Collector", "Kerrang!" und "TIP" auf Bleckens journalistische Arbeiten aufmerksam wurden und einige seiner Interviews in ihren Ausgaben druckten.

Zwischen Kennertum und Hingabe leuchtet das Fanherz des glühenden Bewunderers stets hell in DESTINATION:POP. Dass bei soviel Hingabe und Eifer aber nicht immer alles reibungslos abläuft, dürfte einleuchten. Und so widmen sich, neben besagten Interviews, auch folgerichtig jene kleinen Anekdoten im Buch, überschrieben mit "Welcome to my Nightmare", den Pleiten, Pech und Pannen des Journalistenlebens. Da schweift der Blick dann schon mal ganz ungezügelt durchs Schlüsselloch, legt Menschlichkeiten offen und schildert Situationen und Momente, denen das Etikett "erlebt und aufgeschrieben" überdeutlich anhaftet: Ein abweisender Bob Dylan, der den Schreiber binnen weniger Sekunden schreibtot machte, die divenhafte Zickereien eines Mike Scott oder Perry Farrell ("Warum willst du denn noch Fotos von mir machen, wenn Du mich so sehr hasst?"), die Allüren eines augenscheinlich nicht ganz drogenfreien Brett Anderson undundund. Von Etepetete bis Größenwahn ist da alles vertreten. Welcome to the Nightmare of a Popfanatic!

Fazit: Ein Buch, wie es hierzulande in dieser Form wohl recht einmalig sein dürfte. Die unprätentiöse Schreibe des Autors, seine fundierten und spannenden Fragen, bremsen den Spass an der Lektüre dabei niemals aus. Ein Umstand, der bei einer Ansammlung von nicht weniger als 50 Gesprächen durchaus hätte auftreten können. Somit ist DESTINATION:POP tatsächlich zu dem geworden, was sich der Autor für sein Lebenswerk sicher gewünscht haben mag: ein großartiges Panoptikum des Pop- und Showbiz. Darüberhinaus die überzeugendste Do-it-yourself-Publikation des Jahres. Unbedingte Kaufempfehlung!

 

DESTINATION:POP ist für 18,00 Euro (+ 2,00 Euro Versand) ab sofort über booklooker.de zu beziehen.