Mediengruppe Telekommander

Mediengruppe Telekommander © EMI Music

Realität und Anspruch sind oft zwei paar Schuhe, besonders wenn man in einem Genre agiert, das seit einiger Zeit dem Hype-Schrei verfallen ist. Plötzlich schießen aus jeder Ecke neue Bands aus dem Boden, die gerade die beste Musik seit Menschengedenken machen wollen und überhaupt vollkommen anders sind, als alles zuvor Dagewesene. Ein Fallbeispiel mit der Mediengruppe Telekommander, dem deutsch-österreichischen Duo, das vor kurzem in Heidelberg zu Gast war.

{image}Medienkritisch möchte man also sein und überhaupt auch irgendwo politisch-künstlerisch, und das Ganze jetzt ganz neuartig mit tanzbarer Musik verbinden, "wie sie nur die beiden Telekommanders hinbekommen". Großen Worten folgen große Erwartungen und genau diese tun sich vor dem Konzert der Mediengruppe Telekommander im Heidelberger Karlstorbahnhof am letzten Juli-Wochenende auf. Nach all den Vorschusslorbeeren durch verschiedene Medien erwartet man eine etwas andere Band, die mit ihrer Musik die Massen nicht nur körperlich, sondern endlich auch mal geistig animiert. Aber was wäre der Beruf des Musikjournalisten ohne herbe Enttäuschungen, denn als Florian Zwietnig und Gerald Mandl mit ihren ersten Gassenhauern loslegen, setzt die Ernüchterung ein.

{image}Wobei das Wort "Ernüchterung" hier schlecht gewählt ist, denn im Normalfall braucht man wohl mindestens fünf Bier, um der Band etwas abzugewinnen. So bearbeiten die beiden Telekommandeure ihre Gitarren zwar sehr ausdrucksstark und angestrengt, hatten wohl aber vor dem Auftritt vergessen, das Kabel in den richtigen Anschluss zu stecken, denn in den Boxen kommt kein einziger Ton an. Viel besser zu hören sind da die elektronischen Beats, leider fehlt dafür aber auf der Bühne das entsprechende Equipment, um diese Töne überhaupt erzeugen zu können. Elektronische Musik vom Band in derartigem Ausmaß kennt man sonst nur von so manchen selbsterklärten Superstars, nicht aber von Gruppen, die eigentlich in einem abseitigeren Genre daheim sein wollen.

{image}Auch mit der von vielen gelobten musikalischen Klasse ist es nicht weit her. So kommt eben ein großer Teil der Musik nicht nur vom Band, sondern ist auch nicht gerade einfalls- oder überhaupt abwechslungsreich. Bei näherer Betrachtung fehlt es den angeblich kritischen Texten auch an einem entscheidenden Merkmal: Der Kritik. Eigentlich könnte man mit den Liedern sogar gut in der nächsten Dorfdisko auftreten und müsste sich nicht erst um intellektuelle Mäntelchen kümmern, um seine Party-Musik zu verkaufen. Gespielt wird aber trotzdem fast alles, was die Mediengruppe Telekommander zu bieten hat und man geizt auch nicht mit der Vorstellung der neusten Single Einer muss in Führung gehn. Fragt sich nur wohin? So zeigt sich dann am Ende des Abends, dass Anspruch und Wirklichkeit leider doch oft in ganz verschiedenen Weltregionen liegen, man sich durch ein gutes Medienecho aber trotzdem einen gewissen Ruf erspielen kann, selbst wenn man ihm spätestens "live" auf der Bühne nicht mehr gerecht wird.

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