Vierkanttretlager im Interview (la pampa Festival 2009)
Foto: Markus Biedermann

Vierkanttretlager im Interview (la pampa Festival 2009) Foto: Markus Biedermann

Vierkanttretlager hatten sich auf regioactive.de einen Festivalauftritt beim diesjährigen la pampa ergattert. Mit den ersten Takten ihres Songs "Schluss Aus Raus" fanden dort zahlreiche Neugierige den Weg zu den Newcomern aus Husum, die alle nicht älter als 18 Jahre alt sind. Es scheint das beste Alter zu sein, um sich am Erbe der Hamburger Schule zu vergehen – im positivsten Sinne. Nach ihrem Gig nutzten wir die Gelegenheit, um den fleißigen Norddeutschen einige Fragen zu stellen.

Ihr habt gerade als Opener den pampa-Samstag eröffnet. Wie war der Auftritt für euch?

Max: War ein super Auftritt! Es waren trotz der frühen Stunde mehr Leute da, als wir gedacht hätten. Man hat bestimmt auch gemerkt, das es uns hier richtig Spaß gemacht hat.

Hattet ihr schon viele Gigs außerhalb eurer Region?

Momme: In der letzen Zeit ist Hamburg für uns wichtig geworden, was Auftritte angeht. In Husum alleine wird man einfach nichts, es gibt dort leider zu wenige Möglichkeiten. Aber Görlitz war schon auf jeden Fall der weiteste Weg, den wir bisher auf uns genommen haben.

{image}Was heisst das konkret mit Blick auf Auftrittsmöglichkeiten bei euch in der Ecke Husum?

Leif: Es gibt zwei Läden in Husum, in denen man spielen kann. Aber wenn man das einmal im halben Jahr macht, dann reicht's halt auch. Deshalb machen wir den Weg nach Hamburg jetzt immer öfter.

Nach Hamburg bestehen gute Kontakte?

Leif: Hamburg ist für alle jungen Leute aus Husum, die ein bisschen über den Tellerrand hinaus schauen möchten, wirklich richtig interessant. Wir waren auch vorher schon öfter dort und mittlerweile haben wir, auch was alles rund um die Musik angeht, viele Kontakte geknüpft.

Wie habt ihr eigentlich zusammengefunden?

Christian: Wir waren schon vor der Band sehr gut befreundet und sind irgendwann bei einem gemütlichen Bier auf die Idee gekommen. Momme ist ein halbes jahr später dazu gestoßen. Er ist übrigens ebenfalls schon eine guter Freund von uns gewesen, hat ursprünglich Gitarre gespielt und dann nur für uns umgelernt.

Wie kamt ihr auf den Bandnamen?

Max: Wir hießen anfangs Gärtnerei Trakl TV. Mommes Onkel hatte eine Gärtnerei, die Gärtnerei Trakl eben. Wir haben, als wir jünger waren, in seinem Garten oft Fußball gespielt. Irgendwann war mal der NDR da und drehte den Wetterbericht zwischen seinen Rosenbeeten. Wir fanden den Gedanken damals unglaublich lustig, dass Mommes Onkel seine eigene Sendung mit dem Namen "Gärtnerei Trakl TV" habe. Ein Freund von uns kam dann später mit einer Liste voll mit Anagrammen unseres Namens, weil er den so scheiße fand. So entstand dann Vierkanttretlager.

{image}Veröffentlicht habt ihr bisher eine EP. Wie ist die entstanden und welche Promo macht ihr damit?

Leif: Wir haben sie im letzten Winter mit Gregor Hennig in Hamburg aufgenommen. Hat uns sehr nach vorne gebracht, die Arbeit mit ihm. Wir schicken die CD nun an alle Leute, die sie haben wollen, oder von denen wir wollen, dass sie die CD haben.

Welche Hebel setzt ihr sonst noch in Bewegung, um auf euch aufmerksam zu machen?

Leif: Das Internet ist für uns und andere junge Bands sehr wichtig geworden. Myspace natürlich, aber auch nationale Plattformen wie regioactive.de. Man sieht ja an unserem Beispiel mit dem Gig hier auf dem la pampa, welch einen großen Nutzen man davon haben kann.

Man ordnet euch schnell gerne der Hamburger Schule zu. Wie seht ihr das selbst? Wo seht ihr euch in der Reihe deutscher Bands, die mehr oder weniger Indie mit deutschen Texten spielen?

Christian: Wir können und wollen es nicht verleugnen, dass uns die sogenannte Hamburger Schule inspiriert. Aber da gibt es für uns alle noch so viel anderes, das teilweise auch sehr weit von dem entfernt ist, was wir machen. Mir fällt eher etwas neues auf der Gitarre ein, nachdem ich Miles Davis' Kind of Blue gehört habe, als den neusten Indie-Kram. Und es ist für uns außerdem ein wenig komisch, sich plötzlich neben den Bands einzuordnen, die wir seit Jahren hören.

Aber einige Favoriten aus diesem Genre habt ihr schon, davon kann man ausgehen?

Momme: Auf jeden Fall. Für uns sind Element of Crime und Kante sehr wichtig. Vor allem deshalb, weil beide Bands Einflüsse aus allen Bereichen in ihre Musik einfließen lassen. Diesen festgefahrenen Weg, den einige Bands verfolgen, versuchen wir auch bei unser Musik zu vermeiden.

{image}Eure Songs entstehen gemeinsam, oder habt ihr einen festen Songwriter in der Band?

Christian: Gemeinsam. Ich habe zwar oft schon eine Grundidee, aber der Rest entsteht im Proberaum mit allen zusammen. Wir improvisieren viel über meine Songideen und arbeiten dann, auf einer groben Struktur aufbauend, an den Details. Dieser Prozess ist uns sehr wichtig, obwohl er ganz bestimmt nicht der leichteste ist. Es entstehen natürlich auch mal Spannungen, wenn man versucht, die Ideen von vier Menschen in einem Lied zu bündeln, aber wir wollten nie die Situation haben, dass nur einer die Songs schreibt und der Rest einfach nur ausführt.

{image}Für die Texte ist aber allein der Sänger verantwortlich. Wie entstehen sie, gibt's eine Kernaussage, die rüberkommen soll?

Max: Ich improvisiere viel. Wenn eine Liedidee da ist, dann singe ich dazu und versuche die Stimmung des Liedes auf mich wirken zu lassen. Dabei entstehen Textzeilen, die ich dann entweder beibehalte oder solange verwerfe und neue mache, bis ich zufrieden bin.

Was darf man als nächstes von euch erwarten, wie geht die Reise weiter?

Leif: Wir werden versuchen, noch dieses Jahr ein komplettes Album aufzunehmen, was für uns natürlich nicht leicht ist, da wir Unterstützung brauchen und auch kein Album aufnehmen wollen, für das sich später niemand interessiert.

Wir drücken die Daumen! Danke für eure Zeit und den starken Gig auf dem la pampa!

Vierkanttretlager: Danke an euch, dass wir hier spielen konnten.

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