la pampa Festival: Das Sommerhighlight am östlichsten Zipfel Deutschlands (Hagenwerder bei Görlitz)

la pampa Festival: Das Sommerhighlight am östlichsten Zipfel Deutschlands (Hagenwerder bei Görlitz) © Markus Biedermann

Das la pampa Festival läutete vom 10.-12. Juli die zweite Runde ein! Die erste Ausgabe des Festivals im Vorjahr war schon ein voller Erfolg - und auch dieses Jahr bot man schon wieder Großes. Mitten "in der Pampa" bei Görlitz wurde erneut ein abwechslungsreiches und interessantes Event auf die Beine gestellt. Etablierte Acts stehen hier neben aufstrebenden Newcomern auf den Bühnen, so spannungsvoll zusammengestellt, dass selbst der Regen den Pampanauten nichts anhaben konnte.

{image}"Hej, Ahoj, Hallo" – willkommen in Hagenwerder bei Görlitz, mitten in der Pampa am östlichsten Rand Deutschlands, wo sich Deutsche, Polen und Tschechen gegenseitig Gute Nacht sagen. Meistens zumindest. Aber es gibt auch dort Anlässe, Nächte zu Tagen werden zu lassen. Alternativ: Einfach durchmachen. Die beste Gelegenheit dazu bietet seit dem vergangenen Jahr das junge la pampa Festival, das nicht zuletzt durch ein starkes Booking und eine außergewöhnliche Atmosphäre auf sich aufmerksam macht. Diverse Zeltplätze, Seen, die Lounge mit DJ-Programm, eine Swimming Bar, ein kleines Kino und zahlreiche Stände sorgten dafür, dass sich die Pampanauten – so wurden die Festivalbesucher getauft – auch abseits der beiden großen Bühnen rundum wohl fühlen konnten. Doch viel Zeit zum Baden oder Chillen ist niemandem geblieben: Auf der Zelt- und der großen Hauptbühne wechselten sich starke Bands quasi Schlag auf Schlag ab.

la pampa Festival 2009: die regioactive.de-Fotogalerien

{image}Den Festivalauftakt am Freitag besorgten The Friendliness is going happy auf der Hauptbühne, während ein Pampanaut und eine Pampanautin nach der anderen das Festival enterte, Zelte aufschlug und sich zum abfeiern bereitete. Es dauerte nicht lange, bis sich nach den ersten Tönen auch der Platz vor der Bühne füllte. Die Musik der Band ist bestens für eine solche Situation gewappnet: Hier groovt es, was geht. Und das alles rein instrumental mit Schlagzeug, Gitarre und Bass. Vielleicht noch nicht ganz so gut wie die möglichen Vorbilder Couch, aber ein besseres Festival-Warmwerden hätte man sich nicht wünschen können. Mit einem großen Touch Elektronika ging es sofort und ohne Pause in der Zeltbühne weiter: Me Succeeds hatten zum Angriff auf die Tanzmuskeln geladen und verzückten obendrauf mit einer betörenden Frauenstimme.

{image}Exits to Freeways hatten auf der Hauptbühne in der Zwischenzeit schon aufgebaut und trotzten einer Erkältung ihres Sängers. Postcore, Indierock... Mit Schubladen will sich diese Band nicht anfreunden, stattdessen wird einfach heftig und gut gerockt. Aggressiver, lauter und schneller, als man das üblicherweise aus deutschen Landen kennt. Das dürfte aber nicht der Grund gewesen sein, dass sich der Himmel über Hagenwerder nun langsam aber beständig durch Regenwolken verdunkelte. Halb so schlimm zu diesem Zeitpunkt, schließlich verlagerte sich das Geschehen nun wieder ins Zelt, wo The Audience einen umjubelten Gig servierten.

{image}Dann jedoch war es soweit: The Notwist durften bei fiesem Regen spielen – und alle waren da. Sollte sich doch jemand verdrückt haben, dann hier in Kurzform das Verpasste: Ein extrem fantastischer Sound, eine hypnotische Version von Neon Golden mit berauschendem Übergang in Pilot, ein für weitere Schandtaten mobilisierendes One with the Freaks als Zugabe. Diese konnten die Festivalgäste dann mit Pitchtuner im Zelt begehen und sich währenddessen aufwärmen. Für ausreichend Bewegung sorgte die Band mit Frau am Bass und fetten Beats im Gepäck.

{image}Das war es musikalisch für den Freitag – was das Stichwort "Show" angeht aber nicht ganz, denn Bonaparte liefern zwar ausgelutschte Riffs und einen "Möchtegern cool und außergewöhnlich sein"-Gesang, dem Töne treffen gut zu Gesicht stände, aber dieser dröge Aufguss kommt verpackt in neuen Kleidern und mit verdammt viel Schwung. Tänzer, die sich im Laufe des Gigs Stück für Stück entkleiden, und die Band mit  ihren Masken und all der Action sorgten dafür, dass die Pampa bis zum letzten Quentchen Stehvermögen abgefeiert wurde. DJs im Zelt sowie an der Srandlounge sorgten anschließend dafür,  dass auch dieses Limit noch überschritten wurde.

la pampa Festival 2009: die regioactive.de-Fotogalerien

{image}Über 900 Bands hatten sich beworben, sie hatten es geschafft: Vierkanttretlager wurden von euch geschickt, der regioactive.de-Community, denn sie hatten im großen Online-Voting einen Festivalgig beim la pampa ergattert. Um 15 Uhr am Samstag machten sie sich auf, die Pampa zu wecken. Doch das war gar nicht nötig, denn die Festivalorganisatoren hatten eine laut musizierende Truppe über die Zeltplätze geschickt. So dauerte es auch nicht lange, bis nach der Öffnung der Bühne und den ersten Takten von Schluss Aus Raus zahlreiche Neugierige den Weg zu den Newcomern aus Husum fanden, die alle nicht älter als 18 Jahre alt sind. Es scheint das beste Alter zu sein, um sich am Erbe der Hamburger Schule zu vergehen – im positivsten Sinne. Vierkanttretlager sind das, was Blumfeld nach den ersten beiden Alben nie wieder wurden, sind Kante in Hochform, sind Element of Crime der jungen und frischer Texte. Das alleine wäre vielleicht noch nichtmal der Rede wert, doch die Würze lieferten die Norddeutschen in Form eines deftigen Eigenanteils frei Haus nach Hagenwerder aufs la pampa.

{image}100% Eigenanteil bei Zebu!, die danach die Hauptbühne für den Samstag bereit machten. Zwar musste die offenbar eigentlich obligatorische Gitarrenverbrennung dieses Mal ausfallen, aber auch so war dieses Set schräg genug, um die eventuell noch mit Restalkohol verstopften Gehörgänge manch eines Partylöwen ordentlich durchzupusten. Deutlich smoother ging es mit dem Indie von A Heart is an Airport weiter, anschließend einen weiteren Gang tiefer und einen Zacken melancholischer mit Garda, die ihren schwelgerischen Indiepop mit Cello und Schwere präsentieren. Es war nur eine kurze Verschnaufpause zur Nachmittagszeit, denn mit Pavillon M2 aus Tschechien spielte eine Band auf, die Acts wie Radiohead, Pavement oder auch Sonic Youth als Vorbilder benennt. Danach hätten Clara Luzia spielen sollen, doch eine Erkältung der Sängerin verhinderte dies leider.

{image}Als Ersatz eingesprungen, großes geliefert: The Great Bertholinis überraschten mit bestechend guter Laune und einem starken Set zwischen Balkan, Puszta und Pop, das nicht nur Calexico-Anhänger überzeugen würde. Virtuose Musiker mit perfekten Arrangements, tanzbaren Rhythmen und eingängigen Melodien – die Pampa will euch wiedersehen. Der nächste Act reiste aus Wien an: Ja, Panik. Von der Spex geliebt, aber von regioactive.de unverstanden, lieferten sie unserem Team die Chance, nochmal die Atmosphäre des ganzen Drumherum in der Pampa zu genießen, bevor ClickClickDecker souverän und mit einer gehörigen Portion Spaß alle Pampanauten vor der Hauptbühne versammelten.

{image}Gut so, denn was nun folgte, sollte der Höhepunkt des gesamten Festivals werden. Portugal.The Man haben sich in den vergangenen zwei Jahren den Arsch abgespielt, waren – gefühlt – unentwegt auf Tour. Wozu das gut war, das bewiesen sie in der Pampa. Diese Band ist mittlerweile pefekt eingespielt und hat jeden Anflug von Schüchternheit über Bord geworfen. Zaghaft ist hier nichts mehr und in jedem Ton schwingt nicht nur ein prickelnder Klang, sondern auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen, die erfrischend frei von jeder Arroganz bleibt. Das rockt. Das fesselt. Das hat Kraft. Das soll bitteschön so bleiben.

{image}Eines ist nach diesem Gig jedenfalls bis rüber vor die Zeltbühne erhalten geblieben: Die mittlerweile unübertreffliche Stimmung unter den Festivalbesuchern, denen das erneut aufkeimende Sauwetter nun endgültig nichts mehr anhaben konnte. Dicht drängten sie sich beim Auftritt von Popular Damage, und doch war ausgiebig Platz zum Tanzen verblieben. Den ehrenwerten Platz der letzten Liveband des la pampa 2009 nahmen +/- (plus/minus) aus New York ein, die den Tag am Freibad Hagenwerder dazu genutzt hatten einige Brocken Deutsch zu lernen. Ihre Musik hätte man indes auch so verstanden: Ihr luftiger Indiepop führte entspannt hinein in die Nacht, wo die Hartgesottenen unter den Festivalgästen zu den DJs des Karrera Klub auf ein Neues die Nacht zum Tage machten.

Das la pampa 2009 hat im Vergleich zum Vorjahr nicht nur heftig nachgelegt, sondern mächtig draufgesattelt, und für 2010 extrem vorgelegt. Wir freuen uns auf die dritte Ausgabe.