La Roux
Foto: Antony Burdett-Clark

La Roux Foto: Antony Burdett-Clark © Universal Music

England ist nicht nur das Mutterland der Queen, des Fußballs und des Sonnenbrands, sondern auch des Phänomens "Miss Internet Hype". Neueste Erscheinung: La Roux.

{image}Gehypte Mädels aus England, die mit Elektro und den 80ern kokettieren gibt es in den letzten Jahren genügend und in ausreichender Zahl. Ob es Lady Sovereign oder jüngst Little Boots ist, es scheinen in England mittlerweile keine zwei Monate zu vergehen, ohne aus der Bloggerszene nicht von irgendeinem neuen Stern zu lesen. Die Inflation dieses Phänomens hat dazu geführt, dass man dem ganzen nun etwas weniger gespannt, als eher skeptisch gegenüber steht. La Roux bildet hier keine Ausnahme. Ein junges Mädchen aus London singt auf 80ies Elektropop, revolutioniert die Welt der Haarmode und blickt momentan jedem Leser aktueller Musikmagazine skeptisch in die Augen. Das hat man dann doch schon ein paar mal zu oft mitbekommen, vor allem aber war die Musik hinter der Fassade meist nicht mehr als durchschnittlich und auch schnell wieder vergessen.

{image}Glücklicherweise trifft dies nicht auf Elly Jackson zu. Dank der Unterstützung vom englischen Elektroveteranen Ben Langmaid erwiesen sich die Singles nicht nur als eine große Seifenblase, sondern als eine vielversprechende Ankündigung auf ein äußerst gelungenes Debütalbums des Duos. Soweit wurde die erste Prüfung mit Auszeichnung bestanden. Bleibt die Frage, was La Roux denn live so zu bieten haben. Im Kölner Club Luxor bekam man nun die Antwort. Vor einem kleinen, sagen wir mal homogenen Publikum im gefühlten La Roux Fan-Outfit, zeigte sich Miss Jackson äußerst selbstbewusst und kühler, als ihre Songs es vermuten lassen. Während der ersten Songs gewann man den Eindruck mit dieser jungen Dame in goldener Jacke besser nie Streit anzufangen. Ob ihre Stimmung am zu Beginn miesen Sound lag oder ob es eine Strategie war um Nervosität zu überspielen, weiß man nicht. Wahrscheinlich ein Mischung aus beidem. Zumindest dauerte es etwas bis sich Publikum und Band aneinander gewöhnt hatten und begannen in Kontakt zueinander zu treten. Es war auch nicht zu übersehen, dass nicht jeder im Publikum die Dame mit der schicken Frisur kannte, aber eben entweder neugierig und gespannt auf Neues war oder einfach nur sein Image als Trendsetter zu pflegen versuchte. Da das Konzert jedoch nicht in Berlin, sondern in Köln stattfand, traf wohl eher das Erstere zu.

Nachdem die Soundprobleme behoben wurden und die Menge wusste, was gespielt wird, entwickelte sich der Abend zu dem, was man sich nur wünschen kann: im kleinen intimen Kreise eines Clubkonzerts zu erleben wie etwas Besonderes entsteht und man eine wirklich hoffnungsvolle Band zu ihren Anfängen erleben darf. Es war nicht das professionellste Konzert, es wurden mehr oder weniger die Songs des Albums nacheinander gespielt, mit etwas wenig Rücksicht auf ein ansprechendes Programm. Doch das war auch nicht nötig, vielmehr konzentrierte man sich darauf die Band La Roux vorzustellen und nicht etwas vorzuspielen: Elly Jackson mit ihrer schüchternen und doch bestimmten Art, ihrer Fähigkeit mit ihrer Stimme auf minimalistische reduzierte Weise Emotionalität auf zu bauen, ihre Kollegen am Elektroschlagzeug und an den Keyboards, alle im besten New Wave Oufit, zusammen boten sie deutlicher mehr als man erwartet hatte. Ein größeres Kompliment kann man einer "gehypten" Band nicht machen.

Alles zum Thema:

la roux