Die Musiker Ben Knox Miller und Jeff Prystowsky lernen sich bei ihrer Tätigkeit als Radio-Moderatoren beim Collegesender WBRU an der Brown Universität in Providence, Rhode Island kennen. Vier Jahre lang spielen sie gemeinsam in verschiedensten Formationen, bevor sie 2006 The Low Anthem gründen. Eine Mischung aus Folk und Indie präsentiert die Band mittlerweile auf drei Alben, aber auch live - so wie vor kurzem in Berlin.

{image}Es mochte etwas seltsam anmuten, wenn man sich an diesem Abend im schwülen, schwitzigen und bestens gelaunten Berlin in den Bang Bang Club begab. The Low Anthem begannen ihre Show mit einem Lied ohne Melodie oder Spaß, stattdessen gab es gewollte Tristesse und ein bisschen trauriges-Mädchen-Feeling, was sich von Lied zu Lied steigern sollte. Nein, es lagen gen Ende keine weinenden Damen um die Bühne herum, aber sie banden das Schlagzeug ein, versprühten in Babydollkleidchen und bezauberndem Emo-Style diese friedliche Traurigkeit, die bei Indiemusik passieren kann, die aber sowohl bei Folk als auch in den ersten fies-heißen Sommertagen des Jahres ein bisschen unpassend ist.

Manisch-depressive Menschen wiederum waren sicherlich vom Schlagzeug überfordert und der Aufbruchstimmung, die bei einzelnen Liedern durchkam. Alles in allem etwas verwirrend, was man auch dem Publikum anmerkte: Beim ersten Lied kaum Applaus, ab dem Dritten dann allerdings einigermaßen hörbar. Der Wechsel zwischen Spielereien an Instrumenten und dem Schaffen von freundlichem, alternativem Folk-Rock wurde unterbrochen von Anekdoten. So weiß der Konzertbesucher nun, dass der Prof der drei The Low Anthem-Mitglieder einen Prof hatte, der wiederum einen Lehrer hatte, der von dem Lehrer unterrichtet wurde, der... vor Generationen von Bach das Musizieren beigebracht bekam. Also in kurz: The Low Anthem sind Bachschüler in der 13ten Generation. Experimentierfreudig sind sie ja, vom Können her auch richtig groß, aber es will nicht funken.

Im Herbst, mit Nebel und wenn Berlin wieder grau und so ein bisschen trostlos wirkt, sind The Low Anthem auf jeden Fall eine Empfehlung. Bis dahin gilt es, sich seine Lebensenergie anderswo zurückzuerobern.

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