Faith No More (Live in Frankfurt 2009)
Foto: Achim Casper punkrockpix

Faith No More (Live in Frankfurt 2009) Foto: Achim Casper punkrockpix © regioactive.de

Nachdem die Band 1998 an zu großen Egos zerbrach, begann das zweite Leben von Faith No More im Februar dieses Jahres: Die wiedervereinigten Faith No More mit Ausnahmesänger Mike Patton erinnerten mit ihrem Konzert in der Frankfurter Jahrhunderthalle daran, wie wild und intelligent harter Rock schon einmal war, bevor die Neunziger und auch Faith No More selbst endeten. Ein Erlebnis für Augen, Ohren, Bauch und Hirn. Like Nu-Rock never happened.

{image}Der Frage, ob Patton wie vor 15 Jahren sämtliche Höhen des Bühnengerüsts erklimmen würde, entzog sich der im roten Anzug gekleidete Extremvokalist durch einen am Stock humpelnden Auftritt, der ihn zunächst wie ein Kriegsveteran auf Acid erscheinen lässt. Bereits beim dritten Song lief er jedoch schon wieder im Kreis wie eine wilde Wühlmaus. Kann so schlimm nicht gewesen sein die angebliche Verletzung – auf jeden Fall ein Showelement, das irgendwie zu ihm passt. Geklettert wurde trotzdem nicht. Stattdessen bewies er mit Mikrophon, Megaphon und einem eigens für ihn neben dem Mikro stehenden Effektgerätes, dass er auch mit 41 Jahren noch ein unberechenbarer, Grenzen sprengender Derwisch auf der Bühne ist, der das Auge kaum für einen Augenblick zu den Mitmusikern wandern lässt, die ja bereits Faith No More waren, bevor Patton 1989 zu der Band stieß. Der einzige, der seinerzeit wenigstens für wenige Momente die Aufmerksamkeit von Patton abziehen konnte, Ur-Gitarrist Jim Martin, der die Band bereits Ende 1993 verließ, ist bei der Reunion nicht mit von der Partie – stattdessen spielt Jon Hudson, der auch zum Line-up der Band gehörte, als sich diese 1998 trennte.

{image}Auch wenn der Großteil des Publikums eher wie Fans wirkten, die der Band schon in den 90s anhingen, und somit der Anteil der über-30-jährigen bei weitem überwog, ging vor der Bühne einiges ab. Interessant, wie die in Anzüge gekleidete Band vor rotem Samtvorhang eigentlich alles andere als das klassische Heavyrock-Ambiente bot und doch mit ihrem Crossover all die Bands, die die Leere, die in der Rockwelt durch die Trennung der Band entstand, mit ihrem Nu-Rock, Nu-Metal, Emorock oder was auch immer füllten, wie monolithe Dinosaurier aussehen ließ. Das Set ließ kaum Wünsche übrig, nur Star A.D. von dem großartigen King of a day – fool for a lifetime oder der Titelsong des Erfolgsalbums The real thing wären noch phantastisch gewesen, aber da wollen wir nicht kleinlich sein.

{image}Es bleibt zu hoffen, dass Faith No More die Inspiration besitzen, ihr Comeback nicht nur durch eine einmale Reuniontour stattfinden zu lassen, sondern die Aufgabe annehmen nach einer Dekade der Dumpfheit im Segment des harten Rocks diesem durch neue Platten eine Qualität zurück zu geben, die dieser vor 15-20 Jahren schon einmal besaß. Jedenfalls gibt es dort draußen eine Menge Kids, die beim Hören des 20 Jahre alten Knallers Epic auf die Idee kommen könnten, dass Limp Bizkit vielleicht doch noch nicht das Maß der Dinge war. Und nach diesem Gig könnte die Jahrhunderthalle beim nächsten Mal auch wieder so richtig voll sein!

Setlist:
1. Reunited
 2. From out of nowhere
 3. Land of sunshine
 4. Caffeine
 5. Evidence 
6. Surprise! You’re dead! 7. Last cup of sorrow 
8. Cuckoo for Caca 
9. Easy
 10. Ashes to ashes
 11. Midlife crisis 
12. Introduce yourself
 13. King for a day 
14. The gentle art of making enemies 
15. Be aggressive
 16. Epic
 17. Just a nan


18. Chariots of fire/Stripsearch 
19. As the worm turns



20. Take this bottle

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