The Pretenders
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The Pretenders Foto: Simon/actionzoom © regioactive.de

Nach einer längeren Abstinenz von deutschen Bühnen kam die Band um Frontfrau Chrissie Hynde mit ihrem neuen Album im Gepäck in das schon vom Beethovensaal verlegte kleinere LKA, das auch leider nicht so voll war, wie die Band und die großartige Musik, die sie spielten, es verdient hätten. Bereits die Auswahl des Supportacts Gus Black versprach einen feinen Konzertabend. Von dort berichten wir, ergänzt um Fotos des Konzerts in der Hamburger Laeiszhalle.

Solo und akustisch sorgte der Sänger/Songwriter Gus Black aus Los Angeles mit seinen eigenen Songs und seiner wunderbaren Coverversion von Depeche Modes Blasphemous rumours für einen gelungenden Einstieg, bevor die Pretenders die Bühne im Stuttgarter LKA betraten.

Chrissie Hynde ist auch mit 57 Jahren noch das "slick rock chick", als das man sie seit 30 Jahren kennt. Anscheinend hat sie die gleichen Gene wie Mick Jagger und so rockte sie das LKA, als wäre sie ein Newcomer, für den es um alles oder nichts geht.

Junge Mitstreiter

Unterstützt wurde sie dabei von einer Band, die mit Ausnahme von Ur-Pretender Martin Chambers aus deutlich jüngeren Mitstreitern bestand, allen voran der großartige Gitarrist James Walbourne, der allein fast schon das Eintrittsgeld wert war. Anders als bei den meisten Bands, die eine 30-jährige Geschichte (und die erfolgreichste Zeit bereits) hinter sich haben, setzen die Pretenders nicht auf eine um eine mit 3 neuen Songs alibihaft erweiterte Greatest-Hits-Setlist.

Letztendlich sind es 7 Songs des großartigen neuen Albums Brake up the concrete, die vor allem die erste Hälfte des Sets prägen. Für diese Entscheidung muss man ihnen Respekt zollen, wäre es doch der viel einfachere Weg gewesen, alle drei Jahre auf die Hit-Tour zu gehen – da wäre der Beethovensaal auch sicherlich voll gewesen.

Zunehmende Hitdichte

So durften wir uns glücklich schätzen von aktuellen Knallern wie Rosalee oder dem Opener Boots of Chinese plastic gerockt zu werden. In der zweiten Hälfte des Sets nimmt dann jedoch die Hitdichte spürbar zu und auch die alten Fans, die bei den neuen Songs noch zurückhaltend reagierten, sorgten für Partystimmung.

Sogar der texanische Fan, der Hynde zuvor noch Grüße von San Antonio zurief, kam wenige Songs später auf seine Kosten, als die Band Tequila (Hynde: "A song about San Antonio – it’s true!") spielte und eindrucksvoll unter Beweis stellte, wie mühelos die Band von englisch geprägtem Pop aus der Blütezeit des Waves zu klassischen amerikanischen Stilen wechseln kann. Americana gibt es auch bei Thumbelina, bei dem Walbourne und Pedal Steel-Player Eric Heywood (zuvor bei Son Volt, Joe Henry, The Jayhawks und Alejandro Escovedo) das Lied, sich gegenseitig anpeitschend, in unglaubliche Höhen schraubten.

Eine Rarität zum Abschluss

Gegen Ende ist es dann immer häufiger der unkaputtbare Bo Diddley-Beat, der die Hall pumpend antreibt, die gleiche Ursuppe, die schon die Stones, Who, Yardbirds, Pretty Things als vorige Generation des britischen Rhythm'n'Blues gespeist hat. Mutig auch die beiden Zugaben: Eingeleitet mit der lakonischen Frage "Rockers or Ballads?" konnten die Fans gar nicht schnell genug "Rockers!" rufen.

Schon startete der Beat zu einer Nummer, die kaum einer kannte, da sie einen Outtake aus den Sessions des ersten Albums darstellte, der erst unlängst auf einer Special Edition als Bonustrack veröffentlicht wurde. Der Spot, der bei weniger mutigen Bands meist mit dem aktuellen Hit belegt ist, wird hier also einer Rarität gegeben. Chapeau, Madame Hynde!

Setlist

1. Boots of Chinese plastic 2. Don’t cut your hair 3. Message of love 4. Talk of the town 5. Love’s a mystery 6. Don’t loose faith 7. Kid 8. Back in the chain gang 9. Nothing maker 10. Rosalee 11. I go to sleep 12. Stop your sobbin’ 13. Don’t get me wrong 14. Tequila 15. Night in my veins 16. Brass in pocket 17. Thumbelina 18. Brake up the concrete 19. Middle of the road 20. I’ll stand by you
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21. Cuban slide 22. Up the neck

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