Idle Warship

Idle Warship

Zwei dunkelhäutige Schönheiten und der Conscious-Rap-Star Talib Kweli zierten bis vor kurzem noch jede Menge Flyer und Plakate im ganzen Land. Der Grund: die Drei traten unter dem Projektnamen "Idle Warship" auf zwei exklusiven Konzerten in Hamburg und Mannheim auf. Was genau von dem Trio musikalisch zu erwarten war, blieb zunächst noch ungewiss. Eine geballte Ladung Black Music schien sich jedenfalls schon abzuzeichnen.

{image}Seit der Veröffentlichung des Albums Black Star (1998) zusammen mit Mos Def hat die "Native Tongue-Posse" mit Talib Kweli eine starke neue Stimme erhalten. Über soulig bis jazzige Beats mit entspanntem Groove gleitet der Rapper mit unnachahmigem Flow hinweg und schafft es dabei sogar noch intelligente Texte mit politischen Statements anzureichern. Produzent Hi-Tek und Talib sind ein eingespieltes Team, in regelmäßigen Abständen sorgen sie für hochkarätigen Sound. Idle Warship nennt sich das neue von Talib Kweli als Spaß-Projekt initiierte Unternehmen zusammen mit den Sängerinnen Res und Graph Noble. Mit einer vierköpfigen Band-Armada zieht das "nutzlose Schlachtschiff" derzeit durch die Gewässer Europas und legte auch in der Mannheimer Feuerwache an.

Überraschend und dennoch zur Freude der zahlreichen Fans, legte der frisch verheiratete Rapper gleich mit einem seiner eigenen Stücke los: Get 'Em High von Kanye Wests College Dropout. Getoppt wurde das ganze anschließend noch durch Too Late von seinem bekannten Kollabo-Album Reflection Eternal (2000) mit Hi-Tek. Vermeintliche Verstärkung gab es im weiteren Verlauf dann von den Chanteusen Res aus Philadelphia und der Kanadierin Graph Nobel. Out of This World lautete der Titel des ersten gemeinsamen Songs, doch mit dem bewährten Kweli-Sound hatte das wenig gemein. Obwohl der New Yorker Rapper sein neues Projekt im Vorfeld gern als gebündelte Black-Music-Troika anpries, schien sich deren Einfluss lediglich aus der vollen Bandbreite der Pop-Geschichte zu nähren.     

{image}Musterbeispiel dafür ist Steady, eines der ersten Stücke aus der jungen Bandhistorie von Idle Warship. Hier werden die Synthesizer von Corey Harts Sunglasses At Night mit Sweet Dreams der Eurythmics zusammengeschustert, woraus am Ende ein tanzbares Disco-Fun-Monster erwächst. Von Elementen der Black Music natürlich (fast) keine Spur. Selbstverständlich ist an den Stimmen der bezaubernden Res und an den teilweise abgefahrenen Rap-Parts von Graph Noble rein gar nichts auszusetzen. Dennoch hätte man sich bei diesem 80er-Revival weniger Talib Kweli als vordersten Protagonisten gewünscht. Weiter ging die Party-Polonese mit der Auskopplung Black Snake Moan – ein komplettes Idle Warship-Album (Party Robot) ist bereits für Ende diesen Jahres angekündigt. Als würde man nicht schon durch die Radio-Boxen hemmungslos mit Beggin von dem Norwegischen Black Eyed Peas-Verschnitt Madcon gejagt, gab es anschließend noch das Idle Warship-Cover direkt aus der Frontalen.  

{image}Für Abhilfe sorgte danach Graph Nobel mit genialer Sangeskunst und ihrem Solo-Song I’m on fire. Relativ abrupt lief das Party-Schiff dann in den Hafen ein und schickte Talib Kweli wieder als Solo-Künstler auf Landgang. Mit Live-Band im Rücken und als sein eigener DJ verblüffte er mit The Blast – einem weiteren Meisterwerk von Reflection Eternal. Danach stellte der 34-jährige Talib Greene bisher noch unveröffentlichtes Material der neuen Kweli/Hi-Tek-Kollabo vor, ehe er mit Get By einen seiner größten Hits überhaupt abfeuerte. Spätestens bei dem Black Star-Track Definition schmolz dann schließlich auch das Eis bei den bis dato noch etwas unbeeindruckten HipHop-Heads. Außerdam gab es die Erkenntnis, das Kweli ein wahrhafter Reim-Akrobat mit außergewöhnlichem Satzfluß ist.

Den Rest der kurz geratenen Darbietung verköstigte DJ Talib Kweli noch mit Platten aus seinem eigenen Koffer und ließ dazu B-Boys aus dem Publikum auf der Bühne breaken. Erfüllt wurden die großen Erwartungen an den kleinen Mann mit der flinken Zunge sicherlich nicht, denn dafür zündete das Überraschungspaket Idle Warship einfach zu wenig.

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