Boozed (live im Substage Karlsruhe am 17.06.2009)
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Boozed (live im Substage Karlsruhe am 17.06.2009) Fotos: Marcel Benoit © regioactive.de

Der Geruch von Deo, Schweiß, Bier und Dope, dazu eine ausrangierte U-Bahnstation kombiniert mit psychedelischem Stoner-Rock – ein gelungener Trip mit Monster Magnet im ausverkauften Substage in Karlsruhe. Die aus New Jersey stammende Combo, deren Sound irgendwo zwischen Stoner-Rock und Grunge anzusiedeln ist und laut eigener Aussage vornehmlich Inspiration in psychedelischen Drogen fand, spielte dort im Rahmen ihrer bereits im Winter gestarteten Deutschland-Tour.

{image}Vor dem eigentlichen Hauptact bot die norddeutschen Rockband Boozed einen äußerst unterhaltsamen Auftritt, bei dem schon mal die Deckenisolation per Fausthieb perforiert und die Theke als Ersatzbühne für die beiden Gitarristen herhalten musste. Doch die Jungs glänzten nicht nur durch ihren Unterhaltungswert – auch musikalisch machten sie eine gute Figur. Nach fast einer Stunde Spielzeit und einer, dank abartiger Pausenfüllermucke a la "Schlager-meets-Fahrstuhlmusik", sich ewig hinziehenden Pause traten die nach einem Spielzeug aus den 60ern benannten Monster Magnet kurz nach 22 Uhr auf.

{image}Die 1989 im Bundesstaat New Jersey gegründete Combo, mitsamt ihrer mittlerweile neun Alben umfassenden Bandgeschichte, ist bekannt für stetige Besetzungswechsel. Einzig Lead-Sänger und Aushängeschild Dave Wynedorf ist von der Ursprungsbesetzung noch übrig geblieben. Doch nicht nur die Band untersteht einem stetigem Wandel, auch Wynedorf selbst machte eine erstaunliche Metamorphose durch: Nach einer mehr als deutlichen Gewichtszunahme nach seinem letzten Ausflug in die Notaufnahme 2006 (aufgrund einer Überdosis Tabletten), tauschte der drogenerfahrene Altrocker hautenge Lederkluft mitsamt Pilotenbrille gegen einen mehr oder weniger kaschierenden Kapuzenpulli, der auch bei dem im Substage herrschenden subtropischem Klima nicht von seinem Körper wich. Trotz lichter werdendem, fettigem Haar und körperlichem Wandel lief Dave Wynedorf mitsamt aktueller Besetzung um Ed Mundell an der Gitarre, Jim Baglino am Bass und Bob Patella hinter dem Schlagzeug zu Höchstform auf.

Die Combo bot eine solide Show. Die 13 gespielten Songs trafen genau den Geschmack des Publikums, nur auf den aus dem Album God Says No (2001) entkoppelten Titel Headsexplode musste verzichtet werden. Als Opener diente den Mannen Dopes To Infinity aus dem gleichnamigen Album, gefolgt von dem psychedelisch-angehauchten Song Crop Circle. Dieser liefert einen guten Eindruck von dem, was Monster Magnet von anderen Rockbands unterscheidet. Spätestens bei den ersten Takten zu Powertrip fielen dann auch die letzten Hemmungen des überwiegend gut gereiften Publikums – Crowdsurfing und Moshpits blieben zwar aus, aber der Laden brannte dennoch lichterloh!

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Die Auswahl der Tracks beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Hard-Stuff-Programm, gespielt wurden auch die für Monster Magnet typischen, vermeintlich "ruhigeren" Songs wie Third Alternative, die Wynedorf anfänglich nur im Duett mit den bleischweren Riffs von Gittarist Ed Mundell spielte, wobei die restliche Band vorübergehend von der Bildfläche verschwand. Der tiefgehende pyschedelische Kurs, begleitet durch Wynedorfs wildes, an die Lyrics angepasstes Gestikulieren, wurde auch beim nächsten Titel Zodiac Lung beibehalten, bis das Publikum mit Radiation Day schlagartig aus der Trance gerissen wurde. Den absoluten Höhepunkt des Abends stellte der Publikums-Magnet Spacelord dar.

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Von Zensur keine Spur: Wyndorf ließ es sich nicht nehmen, den auf allen Tonträgern um den Ausdruck "Motherfucker" zensierten Song Spacelord (welcher einfallslos durch "MotherMother" ersetzt wurde) publikumswirksam zu inszenieren – der Aufforderung "Motherfucker" am Ende des Refrains aus vollem Halse zu schreien, kam man gerne nach. Nach einer kurzen Unterbrechung und lautstarker Aufforderung seitens des Publikums spielten die Jungs noch drei weitere Titel und ließen den Auftritt mit dem Gänsehaut erzeugenden Song Spine Of God ausklingen, bei dem es Wynedorf noch irgendwie schaffte, Strophen von Don McLeans American Pie einzubauen.

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Nach einer fast zweistündigen, an seelischen Abgründen vorbeischlitternden Berg- und Talfahrt wurden dann die Stecker gezogen. Ob die Aussage "I Am The Goddamn Universe Motherfucker" tatsächlich noch zutrifft ist fraglich, aber die ersichtlich gealterten Mannen haben es immer noch drauf! Wen stört es da, dass neben der obligatorischen Pulle Jack noch O-Saft und Wasser steht.

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