Kristofer Åström

Kristofer Åström

Alle Jahre wieder kommt Kristofer Åström zu Besuch nach Deutschland und im Zuge dessen auch nach Heidelberg, das anscheinend immer fest in seinem jeweiligen Tourkalender eingeplant ist. In diesem Jahr brachte er sein bisher lautestes Album und als Vorband einen - wie wir finden - großartigen Musiktipp mit in die kleine Stadt am Neckar.

{image}Ja, so schnell vergeht die Zeit: Vor etwas mehr als einem Jahr saß man noch auf formschönen schwarzen Stühlen und sah vor sich einen Mann, der wunderbare Akustikstücke vortrug, während neben ihm ein beinahe wunderschönes Plastikbäumchen stand und dem Karlstorbahnhof einen Hauch Grün in die Konzerthalle brachte. Und wie sieht es im späten Frühjahr 2009 aus? Keine Stühle mehr bei Kristofer Åström, kein Baum weit und breit und so gut wie keine Akustikgitarren!

Das zeugt aber nicht von der Krise, sondern vom neuen Album des schwedischen Künstlers, das im Vergleich zu Rainaway Town von 2007 deutlich lauter geworden ist. Stühle werden damit überflüssig, dafür wird jetzt mit Band gespielt. Sinkadus heißt die Anfang April erschienene Platte, die uns der Göteborger im Karlstorbahnhof mit seinen Rainaways vorstellt, wobei "lauter" bei Åström immer noch relativ ist. Seine Songs sind nach wie vor der eher ruhigeren Sorte zuzurechnen, tragen aber auf dem neuen Album nicht umsonst Titel wie Big lie, Idiot die oder Blind Motherfucker - der Mann hat die E-Gitarre eingepackt und sie unter dem Deckmantel des Singer-Songwriter reingeschmuggelt.

{image}Vorher spielt aber noch Johannes Mayer alias The Late Call, der sich anscheinend nach den späten Anrufen seiner Freundin des Nachts so benannt hat und dessen Album Leaving Notes nicht nur eines der besten Cover in diesem Jahr hat, sondern auch wunderbar intensive Lieder beinhaltet, die live für Gänsehaut sorgen: Es ist immer wieder unglaublich, wie viel eine einzige Stimme und eine Gitarre erreichen können. Herausragend dabei ist vor allem Mayers Stimme, weil sie eigentlich gar nichts wirklich Besonderes an sich hat, aber sanft, leise und darin beeindruckend schön klingt. Cards on the Table, zu dem es auch ein nettes kleines Video auf Youtube gibt, gibt einen Einblick, wie sich das Ganze anhört. Für das vollkommene Erlebnis sollte man sich den Mann aber bei der nächsten Gelegenheit doch live ansehen - das quasi als zukünftiger Konzerttipp.

Nach diesem schon beeindruckenden Auftritt hat Kristofer Åström zwar keinen schweren Einstand, schließlich ist der Großteil des Publikums wegen ihm gekommen, muss aber dennoch ein bisschen mehr Gas geben. Und genau das macht er auch, denn mit The Party, Come Out, Twentyseven oder dem bereits erwähnten Big lie, Idiot die hat er dank neuen Sindakus-Titeln einige Gassenhauer im Gepäck. Nicht zu vergessen sind aber auch die Klassiker - was ist schließlich ein Åström-Konzert ohne Devil. Persönlich vermisst hat der Autor The Wild, ebenfalls wie Devil vom Loupita-Album, aber man kann und soll ja nicht alles haben. In der Zugabe des Konzerts muss dann natürlich wie im letzten Jahr auch wieder ein Lied von Jackson Browne gespielt werden, dem in Heidelberg geborenen Singer-Songwriter, der seit 2004 auch in der Rock and Roll Hall of Fame vertreten ist. Bei allen Liedern sorgen die Rainaways um Åström für einen wunderbaren Sound und bringen sie daher richtig ins Rollen, was das Publikum auch begeistert nach jedem Stück entsprechend quittiert. Auch Åström ist begeistert und erzählt in jeder Pause von ein paar der Heidelberger Persönlichkeiten, die dort geboren und später irgendwie berühmt geworden sind, wie Jackson Browne oder die schwedische Königin Siliva Renate. Was man nicht alles lernen kann, wenn ein Schwede zu Besuch kommt! Bitte 2010 wieder.

Alles zum Thema:

kristofer aström