Immergut Festival, Drumherum
Foto: Jasmin Weidner

Immergut Festival, Drumherum Foto: Jasmin Weidner © regioactive.de

Den Ort Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern kannte bis vor zehn Jahren wohl noch kaum jemand. Bis 2000 dort das Immergutrocken geboren wurde. Das feierte am vergangenen Wochenende sein zehnjähriges Jubiläum. Und leider auch zwei Abschiede.

{image}Zum einen organisierte der Mitbegründer Daniel Kempf dieses Jahr zum letzten Mal das Immergut, zum anderen spielte die aus Aachen stammende und seit 1993 bestehende Kultband Pale hier ihr Abschiedskonzert, bevor sie sich, wie bereits angekündigt, auflösen wollte. Das musste natürlich nochmal gebührend gefeiert werden und so hatte sich der Veranstalter ein Line-Up zusammengestellt, das nicht nur einige interessante internationale Acts, sondern vor allem auch die gesamte Elite des deutschen Indiepops bereit hielt. Denn wie sagte der Tomte-Sänger Thees Uhlmann einmal über das benannte Festival: "Das Immergut ist die deutsche Indiehölle!".

{image}So hielt dieses Jahr nicht nur der Immergut-Dauergast Thees Uhlmann mit seiner Band Tomte die deutsche Fahne aufrecht, sondern auch seine Labelkollegen Kettcar und Tilman Rossmy begeisterten die Zuschauer mit wunderbaren Texten über das alltägliche Leben. Dazu gab es eine gute Portion Rock und einen Liebesbrief an "das Topmodel unter den Festivals" von der Berliner Band The Band On The Edge Forever, harmonische und seichte Popmelodien mit Virginia Jetzt!, eine ausgefallene, spacige und mit Laserprojektionen unterstützte Bühnenshow der Chartstürmer Polarkreis 18, einige Anekdoten von dem mit einer gerissenen Hose spielenden Hamburger Olli Schulz, Humorvolles und einen ausgefallenen Kleidungsstil von Timid Tiger, tanzbare Beats und Electro mit der seit Wochen gefeierten und gehypten Berliner Band Bodi Bill und die an Deichkind erinnernden Frittenbude sowie Kultiges und Schweißtreibendes (Das Kondenswasser tropfte von der Decke..!) mit Frank Spilkers Band Die Sterne in dem dafür viel zu kleinen Zelt (Die Securitys mussten den Wellenbrecher, aufgrund des Andrangs, mit aller Kraft stemmen, damit dieser nicht umfällt). Letztere wurden bei ihrem Konzert später schließlich auch von den Mitgliedern der ebenfalls in letzter Zeit von der Presse gefeierten The Whitest Boy Alive unterstützt. Dese hatten mit ihrer Musikmischung aus House und Pop schon zuvor auf der Hauptbühne für viel Tanzfeeling unter den Festivalbesuchern gesorgt.

{image}Ebenfalls für mächtige Euphorie sorgten, wie ja eigentlich fast immer, auch die Schweden Friska Viljor. Man weiß nicht so genau warum, aber dieser atmosphärisch-dichte, folkig-punkige Sound mit seinen vielen Lala-Melodien beschert irgendwie immer gute Laune, lädt die Zuschauer zum ausgiebigen Schunkeln und Tanzen ein und klingt dabei fast so, wie man auch das Immergutrocken charakterisieren könnte: Atmosphärisch, schwelgerisch, dramatisch, familiär.

Eine familiäre Atmosphäre, die die Veranstalter aufrecht erhalten, indem sie seit Jahren nicht mehr als 5000 Festivalbesucher auf das Camping- und Festivalgelände lassen. So kennt man sich dann teilweise schon und kann das größtenteils sonnige (aber kalte!) Wetter und die Musik gemeinsam genießen. Genau wie viele der eingeladenen Bands, die fast alle mit dem Veranstalter befreundet sind und sich deshalb während der zwei Tage immer wieder beim Hauptorganisator Daniel Kempf für dessen zehnjährige harte, aber erfolgreiche und fruchtbare Arbeit bedankten.

{image}Den krönenden Abschluss des Festivals gibt es dann schließlich mit der schwedischen Gruppe The Soundtrack Of Our Lives, die mit ihrer Musik zwischen harten Psychedelic und einfühlsamen Popmelodien einen ganz eigenen Soundtrack für das Immergutrocken schreiben. Ein Soundtrack für Indiepop-Liebhaber, der hoffentlich noch ein paar Jahre weiter zu hören sein wird. Und zwar am besten ohne den sonst auf Festivals üblichen Kommerz. Hoffentlich auch weiter ohne die sonst so weit verbreiteten und oftmals musikdesinteressierten Festival-Partyfreaks. Und auch, obwohl Daniel "Kemper" Kempf dann nicht mehr Veranstalter dieses sympathischen, familiären und atmosphärischen Immergut-Festivals sein wird. Denn alleine schon, um seine Idee von diesem kleinen, unabhängigen Indiepop-Festival weiterleben zu lassen, sollte man auch in den nächsten Jahren weiter kleine und große, unbekannte und bekannte Bands Ende Mai in das kleine Städtchen Neustrelitz im beschaulichen Mecklenburg-Vorpommern einladen. So hätte er es auch durchaus mal verdient, "nur" als "einfacher" Zuschauer sein kleines Kind Immergut erleben und genießen zu dürfen. Denn es ist, wie der Name schon sagt und in diesem Jahr wieder bewiesen wurde, einfach immergut.