Friska Viljor

Friska Viljor

Im Berliner Kesselhaus flossen an diesem Abend viel Schweiß, viel Alkohol und hinter der Bühne sicherlich auch ein paar Tränen. So ist das nun mal, wenn vier Bands im Finale um den Titel der Jägermeister Rock:Liga stehen. Das Besondere daran: Die vier Bands bedienen unterschiedliche Genres und sind aufgrund ihrer Unterschiede nicht wirklich vergleichbar. Aber an diesem Abend war das egal, denn es ging hauptsächlich um den Spaß fürs Publikum.

{image}Den Anfang machte Die Mannequin, die leider so früh anfingen, dass sie entschieden weniger Zuhörer hatten, als die nachfolgenden Bands. Eventuell war dies auch der Grund dafür, dass der Auftritt ein bisschen dümpelte und trotz herausragender Voraussetzungen nicht so richtig funken wollte. Direkt danach präsentierten sich The Whip, die Glück hatten, dass die Jägermeister Rock:Liga keine Einschränkung auf das Genre Rock macht, sondern in dieses sowieso schwierig zu definierende Genre auch E-Musik fallen lässt. Nebenher wurde die Stimmung schon deutlich besser, der Alkoholpegel ebenfalls deutlich höher und die ersten Berliner Promis tauchten im mittlerweile vollgestopften Kesselhaus auf. Danach kam die einzige "echte" Rockband des Abends: The Blood Arm. Sie klingen wie Adam Green auf White Stripes, überzeugten mit wahnsinnigem Rumgeklettere am Bühnenrand und boten den einzigen Song des Abends, der lautstark mitgesungen wurde: I like all the girls and all the girls like me. Eine Karikatur seiner selbst und des Rock'n'Roll betreibt der Sänger, der den Auftritt über selbiges Thema zelebriert und alle Frauen der ersten Reihen davon zu überzeugen versucht, das doch endlich einzusehen und mit ihm vor den Traualtar zu schreiten. Die Frau, die er heiraten will, fand er auch sofort in den ersten Reihen und machte Party mit allen um sich herum. Umso verwunderlicher der letzte Platz. Naja, halten wir es mal wie Olympia: dabei sein ist alles. Last but not least Friska Viljoir.

Eine wunderbar romantische Geschichte verbindet die Schweden: Von den Freundinnen verlassen, treffen sie sich, schreiben Lieder und sind urplötzlich eine Band, sind Friska Viljoir. Ihr Auftritt wurde mithilfe des "Applausometers" zum Sieger gekürt und von so ziemlich allen Anwesenden bombastisch bejubelt. Ganz ohne technische Hilfe konnte man hier hören, dass Friska Viljor eindeutig die beliebteste Band des Abends waren. Als Indie/Emopop mit hochgezogener Augenbraue, stellenweise ein bisschen quietschend, traf die Musik den Geist des Abends.

Was auf lange Zeit von diesem Abend bleibt, sind vor allem abgestorbene Flimmerhärchen im Gehörgang – und das trotz Ohropax. Laut ist super, zu laut ist doof und ruiniert nicht nur nützliche Organe, sondern auch den Sound. Wie so oft im Leben gilt: Weniger ist mehr. Beim nächsten Mal bitte ein paar Dezibel runterschrauben.